Wohnhaus und Garage
Denkmalnummer 05334002 A 00064
Adresse Oppenhoffallee 74
Koordinaten 296018 5628250
Eintragung 18.06.1982
Denkmalart Baudenkmal
Kataster Flurstück: Gem.: Burtscheid Flur: 1 Flurst.: 1661
Merkmale 1896 bis 1897 erbaut; Architekt Georg Frentzen. Dreigeschossig auf hohem Sockelgeschoss in nicht durchgezogenen Achsen, Eingangsachse durch ein polygonales Ecktürmchen betont, über dem Hauptteil der Fassade geschweifter Stufengiebel, links im 1.OG eine Loggia; Straßenfassade steinsichtig aus Tuff- und Basaltquadern sowie Sandstein-Werksteinen, neugotische und Neurenaissance-Schmuckformen, hist. Haustür; zweigeschossige Gartenfassade auf hohem Sockelgeschoss in unterschiedlichen Achsen, mittig dreigeschossiger Risalit (Treppenturm) mit geschweifter Haube; Fassade verputzt mit Backsteingewänden und -gliederung; grottenartig gestalteter und verglaster Wintergarten (Metallkonstruktion) mit integriertem Bewässerungssystem, Freitreppe und teilverglaster Altan; links des Risalites Balkon im 1.OG. Mansarddach, Schieferdeckung, verglaste Dachfläche über dem Treppenhaus. Im Innern nahezu vollständig erhaltene Konstruktion und Raumstruktur aller Geschosse; Keller mit Wirtschafts- und Lagerräumen, Kappendecken, farbige Bodenfliesen, gemauerte Weinregalen; In EG und OG umfangreiche und repräsentative Ausstattung in den Formen der Neogotik und Neorenaissance: repräsentatives Raumprogramm, großzügiges Haupttreppenhaus, massiver 2fach gewendelter Treppenlauf um Auge mit stuckierten Unterseiten, eisernes Geländer in floralen Formen, großes Oberlicht über 1.OG; zum Garten kleines Nebentreppenhaus mit Holztreppe und gedrechselten Geländerstäben; Insbesondere Räume EG mit reicher Stuckverzierung an Decken und Wänden, z.T. farbig gefasst, und/oder hölzernen Kassettendecken, teils als flache Tonne; aufwändige neugotische Wandvertäfelungen und -schränke; Schmuckkamine bzw. Ofennischen mit Dekor; Speisenaufzug; Parkett-, Stein- und mehrfarbige Marmorfußböden; historische Kassettentüren mit Farbfassung und Einlegearbeiten, Beschläge erhalten, z.T. Türrahmen mit Aufsätzen; z.T. verzierte Heizkörperverkleidungen, im 1.OG ehem. Baderaum mit begehbarem Schrank und Wandfliesen, im ganzen Haus historische Holzfenster mit Beschlägen, z.T. mit Klappläden, Im Wintergarten mit Metallsprossen und teils farbigem Glas. Messingleuchter in EG-Räumen und Treppenhaus. DG mit Trockenboden und Kammern, bauzeitl. Dachstuhl. Im rückwärtigen Bereich abgesetzt hist. Remisen- bzw. Garagenbau, Putzflächen mit Backsteingliederung, Holztore, Walmdach. (Ehem. zugehöriges Kutscherhaus siehe Denkmalnr. 03593).
Begründung Das Objekt ist bedeutend für die Geschichte der Menschen und für Städte und Siedlungen. Für seine Erhaltung und Nutzung liegen künstlerische, wissenschaftliche und städtebauliche Gründe vor. Bedeutung für die Geschichte des Menschen und für Städte und Siedlungen: Das Wohnhaus der Fabrikantenfamilie Schüll ist bedeutend für die Geschichte des Menschen und der Städte und Siedlungen, da es - zusammen mit den zugehörigen Wirtschaftsgebäuden der Remise und des Kutscherhauses mit Pferdestall - einen anschaulichen Eindruck von dem damaligen großbürgerlichen Lebensstil und Repräsentationsbedürfnis eines erfolgreichen Tuchfabrikanten und seiner Familie vermittelt. Wilhelm Schüll war es zusammen mit seinem Kompagnon gelungen, innerhalb von wenigen Jahren die 1875 gegründete Tuchfabrik Arnold & Schüll zum Erfolg zu führen. Der von Schüll schnell erreichte Wohlstand ermöglichte ihm, im neu entstehenden Burtscheider Stadterweiterungsgebiet an der Frankenburg ein ungewöhnlich großes Grundstück zu erwerben und mit Georg Frentzen zudem einen namhaften Architekten für den Bau seines repräsentativen Wohnhauses zu gewinnen. Auch die Wahl des Bauplatzes an der Oppenhoffallee, der ehemaligen Kaiserallee, zeigt die Ansprüche des Bauherren. Dieser Verkehrsweg mit dem großzügigsten Straßenprofil im Frankenberger Viertel, bot sich - nomen est omen - für eine besonders repräsentative Bebauung einer wohlhabenden Bauherrenschaft an. Dieser Anspruch spiegelt sich auch in der großzügigen Bauweise und dekorativen Qualität der Fassaden und Innenausstattung wider. Ferner liegen für Erhalt und Nutzung vor: Künstlerische Gründe: Für das Fabrikantenwohnhaus an der Oppenhoffallee zeichnet sich der Aachener Architekt Georg Frentzen verantwortlich. Georg Frentzen war seit 1887 Professor für Ingenieurbauten, Detaillieren, Eisenhochbau und monumentale Gebäudearchitektur an der TH Aachen sowie geheimer Baurat. Frentzen hatte zeitweise u.a. den Vorsitz des BDA inne und engagierte sich in diversen elitären Vereinen und Kommissionen wie z.B. dem Club Aachener Casino und dem Aachener Künstlerverein und verkehrte somit auch als etablierter Architekt in den großbürgerlichen Kreisen. Neben einigen bedeutenden Großbauten schuf er somit auch für einige Familien der Aachener Oberschicht Wohnhäuser und Villen, von denen allerdings nur das Haus Schüll umfangreich erhalten ist. Seine historistischen Entwürfe und Bauten zeugen von intensiver Kenntnis historischer Bauformen, die er selbstbewusst kombiniert und weiterentwickelt. Nach der Jahrhundertwende folgt seine Architektursprache verstärkt den Formen des Jugendstils. Frentzen schuf an der Oppenhoffallee auf ungewöhnlich großzügiger Parzelle ein äußerst repräsentatives Gebäude in Neugotik- und Neurenaissance-Schmuckformen, welches sich in Dimension und Qualität seiner architektonischen Details und seiner Natursteinfassade von den benachbarten Gebäuden der Oppenhoffallee deutlich unterscheidet. Die repräsentative und zugleich funktionale Gliederung der Raumstrukturen zeugt von den planerischen Qualitäten des Architekten, der zudem eine ausgesprochen hohe Detailierung in Ausstattung und Bauschmuck schafft. Da es eines der wenigen vollständig erhaltenen Werke des Architekten Frentzen ist, vermittelt das Gebäude somit einen wertvollen Eindruck seines künstlerischen Schaffens. Wissenschaftliche, insbesondere architekturhistorische und ortsgeschichtliche Gründe: Die in Neugotik- und Neurenaissanceformen gehaltene Straßenfassade stellt ein anschauliches Beispiel für eine Fassadengestaltung des Historismus dar. In dieser Zeit besann man sich auf die Baustile vergangener Epochen, studierte sie und komponierte aus ihnen neue zeitgemäße Fassaden, die oft eine Mischform aus verschiedenen Stilelementenzeigen. Meist überwiegt die Adaption einer Zeitstellung. So sind in der Fassade der Oppenhoffallee 74 Maßwerk-Brüstungen, Kielbogenfenster mit Krabben, Dreipassfenster, eine aufwendigen Rippenkonstruktion unter dem Erker der Eingangsachse, Bogenfriese usw. vorhanden, die eine deutliche Anlehnungen an die Spätgotik erkennen lassen. Eine neugotische Formensprache wird konsequenterweise auch in den repräsentativen Innenräumen des Erdgeschosses für die Gestaltung des Mobiliars, der Kassettendecken, Kamine und Fenster- bzw. Türrahmungen verwendet. Darüber hinaus stellen die übrigen, mit reichem Stuckdekor, Holzvertäfelung, edlen Materialien und erhaltener Ausstattung (Türen, Fenster, Heizkörper, Leuchter. Kamine etc.) versehenen Räume ein ausgesprochen vollständiges Beispiel großbürgerlichen Wohnens dar. Die repräsentativen Räumlichkeiten, ihre Anordnung, Erschließung und Funktionsteilung folgt den Traditionen herrschaftlicher Häuser. Im Gegensatz zur Straßenfassade ist die weniger stark verzierte Rückseite verputzt und durch Backsteinelemente im märkischen Stil gegliedert. Zu den meist backsteinsichtigen Hoffassaden im Frankenberger Viertel stellt sie aber ebenso eine Besonderheit dar, zumal sich hier mit Wintergarten, Remise und Kutscherhaus noch eine weitere Bebauung des großzügigen Grundstückes anschloss. Das Gebäude Oppenhoffallee 74 ist aufgrund seiner Architektursprache und Gestaltung sowie der erhaltenen Raumstruktur, Ausstattung und Konstruktion für die Wissenschaft unverzichtbar und als Bauwerk eine wichtige Quelle für Bauwesen, Wohnanspruch und Zeitgeschmack Ende des 19. Jahrhunderts. Das Fabrikantenwohnhaus ist mitsamt der Nebengebäude (Garage und ehem. Kutscherhaus, hier Denkmalnr. 03593) ein wichtiges bauliches Zeugnis aus der Epoche der großen Firmengründungen in einer Phase der fortgeschrittenen Industrialisierung in Aachen. Die gründerzeitliche Wohnbebauung an der Oppenhoffallee entstand in einer Zeit als der handwerkliche Mittelstand in Burtscheid, der schwerpunktmäßig in den verschiedensten Sparten der Textilindustrie tätig war, besonders florierte. 1896, als das Wohnhaus der Familie Schüll mit den Nebengebäuden errichtet wurde, gingen die jahrelangen Verhandlungen um eine Eingemeindung der bis dahin selbstständigen Stadt Burtscheid nach Aachen gerade ihrem Ende entgegen. Stadtverwaltung und königliche Staatsregierung haten die Eingemeindung beschlossen und genehmigt. Mit der Gegenzeichnung des Vertrages durch König Wilhelm II. am 29.03.1997 wurde die Einigung rechtskräftig. Städtebauliche Gründe: Das Objekt stellt einen wesentlichen Bestandteil der geschlossenen Bebauung an der Oppenhoffallee dar. Ein Großteil der Nachbarbebauung steht ebenfalls unter Denkmalschutz. Insofern ist dieses Gebäude auch ein unverzichtbarer Bestandteildieses gut erhaltenen städtebaulichen Zusammenhangs. In der Vielfalt der einzelnen Zuschnitte und Fassadenausbildungen sind die im Frankenberger Viertel entstandenen Wohnquartiere charakteristisch für die Architektur dieser Zeit und in ihrer Anordnung und Geschlossenheit bedeutend für die städtebauliche Entwicklung der Stadt. Insbesondere das Gebäude Oppenhoffallee 74 sticht innerhalb des Straßenbildes durch seine Natursteinfassade und seine Dimensionierung aus der Nachbarbebauung hervor. Dazu tragen auch das hohe Sockelgeschoss aus dunklem Basaltstein und die vertikale Betonung durch den breiten Ziergiebel bei. Erhaltung und Nutzung liegen somit aus städtebaulichen Gründen, die dieses Bauwerk im Gesamtbild der Oppenhoffallee und des Frankenberger Viertels unverzichtbar machen, im öffentlichen Interesse. Die Voraussetzungen des § 2 Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Westfalen für die Eintragung in die Liste der geschützten Denkmäler sind daher erfüllt.
Schutzumfang Wohnhaus vollumfänglich mit historischer Ausstattung, sofern sie sich authentisch erhalten hat. Garage im rückwärtigen Grundstück auf z.T. separiertem Flurstück. - Siehe Lageplan, der Bestandteil der Eintragung ist ?
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