Begründung | Das Objekt ist bedeutend für die Geschichte der Menschen, für Städte und Siedlungen. Für seine Erhaltung und Nutzung liegen wissenschaftliche und städtebauliche Gründe vor. Für die Altfassade liegen zudem noch künstlerische Gründe vor.
Bedeutung für die Geschichte des Menschen:
Das Gebäude bildet den Auftakt der Altstadtgestaltung am Hof nach dem Zweiten Weltkrieg. Es bedeutet einen wesentlichen Lückenschluss der kriegsbedingten Baulücken an Hof und Krämerstraße und steht damit sinnbildlich für die Wiederaufbauphase im Stadtkern. Die neue Nutzung des Platzes als innerstädtische Aufenthaltsfläche und Ruhebereich einerseits und der wieder aufgeblühten Geschäftsstraße gegenüber den projektierten Verkehrszonen bildet zudem die geänderten Lebensverhältnisse der Gesellschaft in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ab. Die Gestaltung der wichtigen Stelle mit einer historischen Fassade ist Ausdruck eines bürgerlichen Anspruchs auf eine Gestaltung mit traditionellen Mitteln, wie sie im Altstadtbereich prägend ist. Das Gebäude ist dadurch Ausdruck des zeitgenössischen Diskurses um den Wiederaufbau der Innenstädte und den Umgang mit verbliebener Altbausubstanz, zumal dieser Diskurs durch die lokalen Medien intensiv begleitet wurde und zum Alltagsgeschehen der frühen 1960er Jahre gehörte. Das Gebäude ist durch die Verbindung von Wohnen und Geschäft für die Innenstadtsituation typisch und spiegelt so die veränderten Lebensverhältnisse der Menschen. Die früher hier übliche Einheit von handwerklichem Gewerbe, Produktion und Wohnen wurde aufgelöst, die Lebensbedingungen der Menschen im Altstadtbereich wandelten sich zu getrennten Wohn- und Arbeitsverhältnissen. Der Hof erfüllte dazu die Funktion eines Erholungsbereichs, die Krämerstraße war als eine der wichtigsten Einkaufsstraßen der Stadt von zentraler Bedeutung für das städtische Leben.
Bedeutung für Städte und Siedlungen:
Die Translozierung der Fassade Peterstraße 49 an den Hof ist das Ergebnis einer Gesamtplanung für den Altstadtbereich Aachen, insbesondere für den Hof. Die Fassade dient als städtebaulicher Bezugspunkt und als einladende Geste für Besucher der Stadt Aachen, sich in den Altstadtkern zu begeben. In unmittelbarer Umgebung von Dom und Rathaus sollte die gestalterische Qualität der Fassade den weiteren und zum Teil deutlich zurückhaltenden Bauten einen hochwertigen Rahmen geben. Zum Bauzeitpunkt war die Diskussion um den Umgang mit den Altfassaden der Peterstraße sehr häufig Gegenstand der Tagespresse, umso stärker wurde das Planungsergebnis begrüßt, als dass man durch diese Gestaltungsform eine Lösung für die Peterstraße und die Altstadt gleichermaßen gefunden hatte. Das Gebäude verbindet so Wiederaufbau und Neuordnungsplanung zweier unterschiedlicher Stadtbereiche durch die Altfassade.
Das Gebäude insgesamt spiegelt die Verbindung von moderner Bauweise und Tradition in diesem Stadtbereich auf ganz besondere Art und Weise wider, wobei die Gestaltung der neuen Fassaden an Hof und Krämerstraße einen bewussten Gegenpol zur Altfassade setzte. Die Entwicklung des Stadtbereichs kann an diesem Gebäude nachvollzogen werden.
Ferner liegen für Erhalt und Nutzung vor:
Künstlerische Gründe:
Die Fassade Peterstraße 49 wurde um 1820 als klassizistische Fassade errichtet. Sie ist eines der ersten Bauwerke nach dem Ende der französischen Besatzungszeit und steht deshalb am Übergang der örtlichen Bautradition vom französisch geprägten Empire-Stil hin zu einer kurzen Phase ausgeprägter und stark preußisch beeinflusster Bauwerke. Von diesem Bautyp ist in Aachen keine weitere Fassade in dieser Vollständigkeit erhalten. Sie ist deshalb für die künstlerische Entwicklung der örtlichen Architektur bedeutend.
Wissenschaftliche Gründe (architekturgeschichtliche Gründe):
Die Aachener Innenstadt weist die größte bekannte Anzahl an translozierten Fassaden der Nachkriegszeit in Deutschland auf. Translozierungen waren zwischen 1950 und 1980 ein übliches Mittel der Stadtgestaltung im Wiederaufbau und während der Stadtsanierungen. Erst danach sah man von der Übernahme von Altbausubstanz an Neubauten ab. Insofern handelt es sich um ein Beispielgebäude für eine stadtplanerische und denkmalpflegerische Haltung einer abgeschlossenen Periode. Es ist der Ausdruck des Festhaltens an der regional verankerten Bautradition und Formensprache in Zeiten starken Wachstums und raumgreifender Veränderung der Innenstädte. Um der Besonderheit dieser Stadtplanung in Aachen Rechnung zu tragen, ist die Erhaltung der solcher Art errichteten Gebäude mit Altfassade für die Geschichte der Stadtplanung nach 1945 in dieser Stadt von großer Bedeutung. Die Altgebäude wären nach heutigen Maßstäben schutzwürdig. Der Denkmalwert der translozierten Bauten hat sich durch die bewusste Entscheidung für eine Rettung wenigstens der Substanz verfestigt.
Städtebauliche Gründe:
Das Gebäude liegt im Denkmalbereich Aachen Innenstadt. Es liegt im Kernbereich der Altstadt. Seine Architektur ist bewusst zur Vervollständigung des städtebaulichen Gesamtbildes gewählt worden. Es ist Teil des Wiederaufbaus und als Ersatz für ein kriegszerstörtes Gebäude ein Zeugnis für die Stadtgeschichte Aachens, insbesondere für den
Stadtumbau in der Folge der Kriegszerstörungen des Zweiten Weltkrieges. Die Nutzung historischen Baumaterials durch eine bewusste Translozierung ist vor allem aus städtebaulichen Gründen und zur Bewahrung eines typischen Altstadtbildes sowie zur Erhaltung dieser für die Stadt wesentlichen Fassade geschehen. Hof 20 ist nicht das erste Beispiel einer translozierten Fassade in Aachen. Wohl aber ist hier die Authentizität der Fassade sehr hoch. Sie ist fast unverändert übernommen worden, ihr Herkunftsort ist gut dokumentiert. Frühere Beispiele translozierter Gebäude (etwa Hühnermarkt 19) hatten noch freie Übernahme von Fassadenbauteilen und deren willkürliche Zusammensetzung bedeutet. Aus dem Vergleich mit den Abbildungen des Originalgebäudes wird eine Änderung aber sehr deutlich. Peterstraße 49 war als regelmäßige symmetrische Pilasterfassade gestaltet. Der äußerste linke der Pilaster war aufgrund der Grundstücksbreite nur angeschnitten. Beim Wiederaufbau der Fassade in der Krämerstraße wurde dieser halbe Pilaster als vollständiger ausgeführt. Die Wirkung des halben Pilasters am neuen Ort wäre vermutlich einem empfundenen Makel gleichgekommen. Tatsächlich hätte das Gebäude so vollständig aussehen können, wenn die ursprüngliche Parzelle etwas breiter gewesen wäre. Hier, wie auch an anderen späteren Gebäuden, erfolgte durch die Vervollständigung eine Idealisierung, die den Denkmalwert nicht beeinträchtigt. Die Fassade aus der Peterstraße ist jetzt ein elementarer Bestandteil des Altstadtbildes. Der Hof erhält durch die
Vervollständigung seiner Platzwände mit den historischen Motiven eine konzentrierte Wirkung, die seine Nutzung für Gastronomie bzw. Kunst, Ausstellungen sowie Veranstaltungen rahmt. Diese Wirkung war beabsichtigt. In seiner Gesamtwirkung ist das Gebäude für die städtebauliche Überleitung zwischen Altstadtplatz und Geschäftsstraße
wesentlich. Sie trägt wesentlich zur Altstadtatmosphäre bei und erfüllt so den Zweck. Zur Erhaltung des Gesamtcharakters der Bebauung an Hof und Krämerstraße und insbesondere zum Erhalt der Maßstäblichkeit neben den bereits bestehenden Denkmälern, vor allem Krämerstraße 27, 29 und den weiteren Denkmälern an Krämerstraße und Hof, ist die Erhaltung dieser auf die örtlichen Verhältnisse angepassten translozierten Fassade vor Ort besonders wichtig.
Die Voraussetzungen des § 2 Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Westfalen für die Eintragung in die Liste der geschützten Denkmäler sind daher erfüllt. |