Begründung | Die Anlage ist bedeutend für die Geschichte des Menschen und der Städte und Siedlungen. Für Erhaltung und Nutzung liegen künstlerische, wissenschaftliche und städtebauliche Gründe vor.
Bedeutung für die Geschichte des Menschen und für Städte und Siedlungen:
Für die Geschichte Aachens und der Aachener Patrizierfamilien ist der Bodenhof von hoher Bedeutung. Das ehemalige Lehnsgut diente nach seinem im 17. Jahrhundert erfolgten Um- bzw. Neubau zur repräsentativen und zugleich wehrhaften Hofanlage der Kupfermacherfamilie Amya als Wohnsitz. Die Kupfermacher waren für die wirtschaftliche Entwicklung und Geschichte Aachens und der Region von großer Bedeutung. In diesem Zusammenhang sei auch auf die als Bodendenkmal eingetragene Kupferhandelsstraße hingewiesen. Nachfolgend gelangte der Hof in den Besitz der Tuchfabrikanten- und Nadelmacher-Familien Pastor und Nütten, die diesen erweiterten und als Familien- oder Sommersitz nutzten. Die ehemals mehrflügelige Anlage wurde im 2. Weltkrieg beschädigt und in der Folgezeit umfangreiche Reste abgetragen. Von der prachtvollen Anlage blieben das Sockelgeschoss des Herrenhauses mit vorgelagertem Graben und Doppelbogenbrücke erhalten. Die ehemalige Funktion eines repräsentativen Herrenhauses wird darüber hinaus durch die Toranlage und anhand der beiden flankierenden Ecktürme deutlich. Die Herrenhausruine ist unmittelbar mit dem nördlich und westlich vorgelagerten ehem. Park verknüpft, von dem sich mit einem weiteren Tor und der Einfriedung an der Eupener Straße sowie der Lindenallee resp. Sichtachse nach Osten noch wesentliche Elemente erhalten haben.
Die Gesamtheit dieser Elemente gibt eine Ahnung von der Wohlhabenheit und dem Lebensstil der reichen Patrizier-Familien. Die einflussreichen Familien sind insbesondere für die wirtschaftliche sowie städtebauliche Entwicklung Aachens und Burtscheids von großer Bedeutung. Sie förderten neben der allgemeinen industriellen auch neue technische Entwicklungen. Darüber hinaus förderten sie durch ihre Bautätigkeit auch das Bau- und Kunsthandwerk, u.a. wurden renommierte Architekten, Handwerker oder Gartenkünstler für aufwändige Baumaßnahmen herangezogen.
Ferner liegen für Erhalt und Nutzung vor:
Künstlerische Gründe:
Die vorhandenen Reste des Bauwerks mit ihren sorgfältig bearbeiteten Blausteinelementen zeugen von der hochstehenden Steinmetzkunst in Aachen während des 17. und 18. Jahrhunderts. Die verwendeten Blausteine der Eckquaderungen weisen einen breiten Randschlag sowie eine gleichmäßig abgearbeitete Bosse mit schräg gestellten, parallelen Hieben auf. Insbesondere das Torgewände mit Pilastern, radial angeordneten Bogensteinen in der Zugbrückenblende sowie die Wappenkartusche zeugen von der sorgfältigen Steinmetzarbeit der Zeit. Ebenso ist der Wappenstein der Familie Collenbach-Chorus zu beurteilen. Die Parkeinfriedung des 19. Jh. mitsamt dem dreiteiligen Tor aus Blausteinpfeilern weist eine qualitätvolle Bearbeitung auf. Hinzu kommt ein kunstvoll gestaltetes, schmiedeeisernes Torgitter sowie eine Parkeinfriedung, die mit eng stehenden, profilierten und bekrönten Pfosten gestaltet ist.
Wissenschaftliche, insbesondere architekturhistorische Gründe:
Der Bodenhof war in seinem Ursprung ein Lehnsgut des Aachener Münsterstifts. Erstmalig erfolgt eine Nennung 1438 in der Lehensurkunde des Laurenz von Cronenberg. Im 16. Jh. gelangt das Gut in den Besitz des Kupfermeisters Michael Amya (1563-1613), dessen Nachkommen 1655-1657 das alte Herrenhaus durch einen prächtigen Neubau mit Ecktürmen und Wassergraben ersetzen. Dieser Bau diente schließlich über 150 Jahre wohlhabenden Aachener Patrizier- bzw. Industriellenfamilien als repräsentativer Wohn- oder Sommersitz. Die ehemaligen Rittergüter und Adelssitze vor den Toren der Stadt dienten dem sog. "Geldaldel" zur gesellschaftlichen Legitimation und Traditionsinszenierung. Hier war eine Annäherung an den Adelsstand durch den Besitz eines Rittergutes von Vorteil. Viele der vor den Toren der Stadt Aachen liegenden, oft kleinen Herrenhäuser wurden im 17. und 18. Jh. aufwändig und gemäß den zeitgenössischen Ansprüchen umgestaltet und zu repräsentativen, schlossartigen Anlagen ausgebaut.
Trotz der Schäden ist dies auch am Bodenhof noch nachvollziehbar. Das Eckturmmotiv, die Zugbrücke, der geböschte Sockel zum Graben sowie die vorhandenen Schießscharten waren u.a. im 17. Jh. typischerweise Merkmale adeliger Baukultur, die hier von der Familie Anya übernommen wurden. Andere, zeitgenössische Land- bzw. Rittergüter um Aachen erreichen die hier zugrunde liegende Idealform einer vollständig symmetrisch konzipierten Fassade mit repräsentativer Mittenbetonung und Ecktürmen jedoch in der Regel nicht. Sie verhaften trotz Um- oder weitgehendem Neubau in der Grundform stärker am Vorgängerbau (z.B. Kalkofen, Frankenberg, Heyden) oder tendieren zu einer Hofanlage mit betont wehrhaftem oder ländlichen Charakter (z.B. Frohnrath, Uersfeld, Nierstein). Die Grundrissform des Bodenhofes bildet demnach ein architektonisches Alleinstellungsmerkmal.
Die herrschaftlichen Landgüter und Sommersitze außerhalb der Stadt dienten darüber hinaus vor allem der Villenarchitektur des 19. Jh. als Vorbild (vgl. Dauber 1985).
Der erhaltene Teil der Fassade spiegelt darüber hinaus durch die Verwendung von Backsteinmauerwerk mit gliedernden Blausteinelementen regionale, charakteristische Bauformen und -traditionen wieder. Die Gestaltung greift somit typische Merkmale der sog. Maasrenaissance auf, die beispielhaft für die grenzüberschreitende, gemeinsame Architekturgeschichte der Region steht. Die Erforschung ihrer regionalen Ausprägung und Genese ist für den deutschen Raum bisher nur in geringem Maß vollzogen. Der Bodenhof ist als Zeugnis der sog. Maasrenaissance sowie als wissenschaftliche Quelle für die Erforschung der Aachener Herrenhaus- und Villenarchitektur für die Architekturgeschichte unverzichtbar.
Aus Sicht der Denkmal- und Restaurierungswissenschaften sind zudem die in den 1960er und 1970er Jahren durchgeführten Maßnahmen ein nicht unbedeutendes Zeugnis für die zeitgenössische Denkmaltheorie als auch die Sanierung und Reparatur von Kriegsbedingten Schäden an Backsteinmauerwerk und Blausteinelementen.
Städtebauliche Gründe:
Die bestehende Anlage vermittelt, trotz der nach Westen etwas abgesetzt anschließenden Bebauung mit mehrgeschossigen Bürogebäuden, noch den Eindruck eines in eine Parklandschaft eingefügten Hofes. Die erhaltene, gusseiserne Parkeinzäunung und das darin integrierte Tor mit Blausteinpfeilern an der Eupener Straße sind nachvollziehbare, markante Zeugnisse der historischen Parkanlage. Sie vermitteln zudem die ehem. Abgeschlossenheit der Parkanlage und gleichsam die Exklusivität des ehem. Herrensitzes. Von der Toranlage führt eine noch in weiten Teilen erhaltene Allee mit geschnittenen Linden als direkte Sichtachse auf Brücke und Toranlage des Herrenhauses zu und verbindet so den Straßenraum mit dem zurückversetzten Bodenhof.
Der lockere Baumbestand sowie die Freiflächen im Osten und Norden des Geländes ermöglichen eine relativ freie Sicht auf die erhaltenen Fassadenteile. Insbesondere von Norden lässt das Geländerelief hier die leicht erhöhte Lage des Hofes über der Wasserfläche sowie die Einmündung der Gräben erkennen.
Im Südwesten und Westen ist der Fassadenrest von Parkplatzflächen umgeben, die zwar heute einen freien Blick auf die Anlage gewähren, die historische Situation jedoch verunklären.
Insgesamt sind der Gesamtzusammenhang und die historische Bezüge des noch erhaltenen Restes der Hofanlage mit ihrem vorgelagerten Graben und Teilen des zugehörigen Parks räumlich nachvollziehbar und im später verdichteten Stadtraum und veränderten Gelände immer noch prägnant. Die Gesamtanlage ist als historisch geprägte Fläche im Stadtgefüge wahrnehmbar, weshalb städtebauliche Gründe für den Erhalt und Nutzung der Anlage sprechen. |