Teilstück der äußeren Stadtmauer
Denkmalnummer 05334002 A 00987
Adresse Schützenstraße 13; Theaterstraße 31; Theaterstraße 33; Theaterstraße 33a
Koordinaten 294917 5628441
Eintragung 20.01.1983
Denkmalart Baudenkmal
Kataster Flurstück: Gem.: Aachen Flur: 80 Flurst.: 1180, 1288, 1289, 1582
Merkmale Teilstück der im 13. / 14. Jahrhundert erbauten äußeren Aachener Stadtmauer, Kleinquader-Schalmauerwerk aus Grauwacke, Kalk- und Kohlensandstein in sauberer Schichtung; im Sockel- oder Fundamentbereich unregelmäßiges Bruchsteinmauerwerk; nachträgliche Ergänzungen v.a. des 19. Jahrhunderts aus Backstein; Mauer auf insges. 43m Länge und bis zu 6m Höhe erhalten; Schlüsselscharte mit Klobenlöchern. Die ehem. 2-3m starke Mauer stadtseitig abgetragen und mit jüngerer Backsteinschalung abgefangen.
Begründung Das Objekt ist bedeutend für die Geschichte der Menschen und für Städte und Siedlungen. Für seine Erhaltung und Nutzung liegen wissenschaftliche und städtebauliche Gründe vor. Bedeutung für die Geschichte des Menschen und für Städte und Siedlungen: Durch den Bau äußeren Stadtmauer im 13. und 14. Jh. wurde die bis dahin bestehende kleine, dicht besiedelte Altstadt mit "Barbarossamauer" mit einem ca. 5300m langen, zeitgemäßen Verteidigungswerk umgeben. Nun wurden die wichtigen Handels- und Ausfallstraßen, bis dahin extra muros gelegene Siedlungsgebiete (z.B. St. Adalbert) und große Frei- bzw. Ackerflächen großzügig in die städtische Befestigung einbezogen. Der zwischen 6 und 10m hohe und 2 bis 3m starke Mauerring verfügte über 11 Tore, 23 Türme, einen vorgelagerten Graben sowie einen Zwinger zwischen Jakobs- und Junkerstor. Die Größe der Anlage und die Architektur der Einzelbauwerke auch im Vergleich mit Stadtbefestigungen der umgebenden Städte veranschaulichen die damalige Bedeutung und das Selbstverständnis der freien Reichs- und Krönungsstadt Aachen. Die Mauer war zugleich Symbol der reichsstädtischen Bürgerschaft und diente der Abgrenzung und dem Schutz des städtischen Rechts- und Wirtschaftsraumes gegenüber dem Umland. Das hier zur Rede stehende Mauerstück an der Theaterstraße schloss unmittelbar an das ehem. Wirichsbongardstor an. Es ist eines der wenigen verbliebenen Zeugnisse eines Kurtinenstücks der äußeren Stadtmauer Aachens. Jahrhundertelang bestimmte die Mauer die Ausdehnung der städtischen Besiedlung und prägt bis heute den Stadtgrundriss. Im Zuge von Industrialisierung und Bevölkerungswachstum, speziell der Stadterweiterung und dem Bau der Bahnanlagen, wurden die mittelalterlichen Stadtmauern dann ab dem 18., v.a. aber im 19. Jh. niedergelegt, zu prachtvollen Alleen ausgebaut oder in die Stadterweiterungsplanung mit einbezogen. Ferner liegen für Erhalt und Nutzung vor: Wissenschaftliche, hier insbesondere architekturgeschichtliche Gründe: Abgesehen von den wenigen überkommenen Großbauten wie Langer Turm, Pont- und Marschiertor etc. liegen nur noch wenige, kürzere Kurtinenstücke der äußeren Stadtmauer vor (z.B. Junkerstraße). Bei der hier zur Rede stehenden Mauer an der Theaterstraße handelt sich nach derzeitigem Kenntnisstand um das längste weitgehend erhaltene Teilstück der äußeren Aachener Stadtmauer. Es vermittelt trotz späterer Veränderungen einen anschaulichen Eindruck der einstigen Stadtmauer. Das im Aufgehenden bis zu 6m hohe und etwa 43m lange Teilstück des äußeren Stadtmauerringes an der Theaterstraße ist hier im Wesentlichen mit seiner feldseitigen Mauerschale aus lagerhaftem Quadermauerwerk mit sorgfältig gefügter Schichtung erhalten. Dieses kleinteilige Quadermauerwerk ist insbesondere an den Untergeschossen von Pont- und Marschiertor vorhanden und gehört damit vermutlich in die frühe Bauphase der Stadtbefestigung. Im Übergang zum Fundamentbereich tritt z.T. ein unregelmäßiger Verband auf. Das Kurtinenstück zeigt in besonderer Weise die mittelalterliche Bauweise sowie Mauerwerks- und Befestigungstechnik und besitzt somit hohen Quellenwert für die Architekturgeschichte. Es dient darüber hinaus der weiteren wissenschaftlichen Erfassung und Bearbeitung der mittelalterlichen Stadtmauer der Reichsstadt Aachen. Die in situ erhaltene Schlüsselscharte verdeutlicht zudem deutlich die Wehrfähigkeit des Bauwerks. Neben dem aufgehenden Mauerwerk und der zugehörigen Fundamente sind im Bereich der angegebene Flurstücke zudem noch Teile der vorgelagerten Grabenanlage, der Baugrube und des begleitenden Weges an der Stadtseite der Mauer im archäologischen Befund zu erwarten. Das ehemals vorhandene Füllmauerwerk, üblicherweise aus Herzogenrather Sandstein- und Blausteinbruch mit hohem Mörtelanteil, sowie die stadtseitige Schale sind im Zuge der Bebauung der angrenzenden Flächen im 19. Jahrhundert abgebrochen und durch eine Backsteinschale ersetzt worden. Es zeigt sich hier somit auch die typische Überbauung und "Weiterverwendung" der Wehranlage nach ihrem endgültigen Bedeutungsverlust in der Zeit des städtischen Wachstums im 19. Jahrhundert, durch das vielfach Einzelstücke der Mauer im jüngeren Baubestand erhalten blieben. Städtebauliche Gründe: Die Anlage der beiden mittelalterlichen Stadtmauern prägt bis heute ganz wesentlich die Gestalt des Aachener Stadtgrundrisses durch den bis heute charakteristischen Innenstadtring der ehem. Barbarossamauer und dem äußeren Alleenring im überwiegenden Verlauf der jüngeren Stadtmauer. Der Verlauf der oberirdisch zumeist nicht oder nur in Teilen erhaltenen Mauer zeichnet sich darüber hinaus - wie im Bereich der Theaterstraße - durch die bis heute gültigen Parzellengrenzen ab und ist damit weitgehend nachvollziehbar. Die wenigen erhaltenen Einzelbauwerke wie Langer Turm, Pont- und Marschiertor sind im Bewusstsein der Stadt tief verankert und im Stadtbild als Hinweis auf die Größe und Bedeutung der mittelalterlichen Reichsstadt prägnant. Die wenigen erhaltenen Mauerbereiche und Kurtinenstücke gehören in diesem Kontext unbedingt dazu und sind wichtige Zeugen der städtebaulichen Entwicklung. Die Voraussetzungen des § 2 Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Westfalen für die Eintragung in die Liste der geschützten Denkmäler sind daher erfüllt.
Schutzumfang Teilstück der Stadtmauer; Fundamentbereich und aufgehendes Mauerwerk auf den Flurstücken 1288, 1289, 1180, 1582. - Siehe Lageplan, der Bestandteil der Eintragung ist ?
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