Denkmalnummer | 05334002 A 01197 |
Adresse | Nizzaallee 59 |
Koordinaten | 293831 5630156 |
Eintragung | 25.02.1983 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Kataster | Flurstück: Gem.: Aachen Flur: 70 Flurst.: 1552 |
Merkmale | Erbaut ab 1904; zweigeschossig in unterschiedlichen Achsen, Putzfassade mit historisierenden Elementen unter dem Einfluss des Jugendstils, Erdgeschoss links vorgezogen mit großem Holzfenster und vorgestellter Balustrade; rechts eingezogener Hauseingangsbereich, hölzerne Haustür mit Jugendstilornamenten, Oberlicht verglast; im 1. Obergeschoß straßenseitiger Balkon über die gesamte Hausbreite mit Balustrade, hist. Holzfenster und mittige Balkontür mit rahmender Profilierung (Stabwerk); vorgeblendeter Dreiecksgiebel mit polygonalem, mittigem Erker und geschwungenem Ortgang und spitzen Abschlüssen, Holzfenster; Berliner Dach mit straßenseitigem kleinen Sattel mit Schieferdeckung, rückseitig als Flachdach fortgeführt; über Dach geführte, mehrfach abgestufte und zur Straße vorgezogene Brandwände. Rückseite aufgrund Niveauunterschied fünfgeschossig in zwei Achsen, die linke vorgezogen, viertes Geschoss mit Balkon; Oberflächen und Fenster verändert.
Innen: Konstruktion und Raumstruktur weitgehend nachvollziehbar erhalten; beide Kellergeschosse z.T. umgebaut, im Bereich der Treppe Hexagonfliesen; Kellerdecken aus Beton, unter Eingangsbereich aus Stahlprofilen; übrige Decken aus Holz; Eingangsbereich EG mit Stuckdekor im oberen Wand- und Deckenbereich mit umlaufendem Stuckfries mit z.T. figürlichen Darstellungen, Marmorboden, links Nebentreppe zum KG; teilverglaste Doppelflügeltüre zum zentralen Vestibül mit Treppenaufgang (Abkastung nachträglich). Dreiläufige, viertelgewendelte Treppe mit Geländer um Treppenauge. Räume z.T. mit zeittypisch flach reliefierten Stuckdecken, teils mit floralen Eckmotiven; Fischgrätparkett, historische Türen. Breite, verglaste Doppelflügeltür zum gartenseitigen Raum. 1.OG mit großformatigen Marmorplatten im Treppenhaus; Türzargen und z.T. Türblätter erhalten, straßenseitige Zimmer mit Stuckdecke, vermutl. Dielenboden. Im 2.OG drei hist. Türen zum Treppenraum; Boden verändert und Decke abgehangen. Ehem. verglastes Oberlicht über dem Treppenhaus. Straßenseitiger Dachstuhl weitgehend erhalten. |
Begründung | Das Objekt ist bedeutend für die Geschichte der Menschen und für Städte und Siedlungen. Für dessen Erhaltung und Nutzung liegen wissenschaftliche und städtebauliche Gründe vor.
Bedeutung für die Geschichte des Menschen und für Städte und Siedlungen:
Das Wohnhaus Nizzaallee 59 ist bedeutend für die Geschichte des Menschen und der Städte und Siedlungen, da es einen anschaulichen Eindruck von dem damaligen Lebensstil und den Ansprüchen des gehobenen Bürgertums vermittelt. Neben der Architektur und Ausstattung zeigt dies insbesondere die Wahl des Bauplatzes. Die um 1900 angelegte Nizzaallee an der sonnenreichen Südwestflanke des Lousberges, dem ältesten bürgerlichen Landschaftspark Europas, galt von Beginn an als gehobene Wohngegend. Die Straße wurde entsprechend großzügig in ihrem Profil ausgebildet und als Allee bepflanzt. Während auf der Bergseite vor allem in der Frühzeit bereits prächtige Villen als Solitärbauten mit teils umfangreichen Gartenanlagen entstanden (z.B. Palais Louise, im 2. WK zerstört), wurde die Westseite etwas später mit einer Reihung von Einfamilienhäusern gehobenen Anspruchs bebaut.
Ferner liegen für Erhalt und Nutzung vor: Wissenschaftliche Gründe:
Die Straßenfassade stellt ein anschauliches Beispiel für eine typische Fassadengestaltung Anfang des 20. Jahrhunderts dar. Der vielerorts prägende Jugendstil verlor in dieser Zeit bereits an Kraft und neue Architekturformen wurden gesucht. Dabei entstand hier eine Fassadengestalt im typischen Stilmix, welche in ihrem Dekor und den verwendeten Formen sowohl Einflüsse des Jugendstils, des Historismus aber auch neuer Entwicklungen erkennen lassen: Dazu gehören der geschweifte Dreiecksgiebel mit dem ungewöhnlichen, unterhalb der Giebelspitze angesetzten polygonalen Erker, den geometrisch gegliederten Brüstungsbereichen und den profilierten Fenstergewänden, die renaissancezeitliche Motive aufgreifen. Die große straßenseitige Fensterfläche ist als durchaus fortschrittliches Element anzusprechen und erinnert eher an niederländische Architektur.
Das Gebäude zeigt trotz mehrfacher Veränderungen im Innern noch die grundsätzliche Raumstruktur und Erschließung. Zudem verweisen die noch erhaltenen Teile der wandfesten Ausstattung auf die gehobenen Wohnansprüche der Zeit. Insbesondere das großzügige Treppenhaus mit Oberlicht, von dem aus alle Räume der Obergeschosse erschlossen werden, sowie das zentrale Vestibül geben hiervon Zeugnis. Zahlreiche historische Türen, Stuckdecken und -dekor, Parkett- sowie Marmorböden lassen die historische Ausstattung und die Wohnverhältnisse der damaligen Zeit nachvollziehen. Dazu gehören auch die unteren Geschosse, n den über ein Nebentreppenhaus erreichbar Räume des Hauspersonals und Küche untergebracht waren.
Das Gebäude ist somit anhand seiner Fassadengestaltung und inneren Struktur sowie und den erhaltenen Ausstattungsdetails ein wichtiges Zeugnis für die Architekturgeschichte.
Städtebauliche Gründe:
Das Objekt stellt einen wesentlichen Bestandteil der hier noch in Teilen geschlossenen, historischen Bebauung an der Nizzaallee dar. Ein Großteil der Nachbarbebauung entlang der Nizzaallee steht ebenfalls unter Denkmalschutz. Insofern ist dieses Gebäude auch ein unverzichtbarer Bestandteildieses gut erhaltenen städtebaulichen Zusammenhangs. In ihren zeitgemäßen, im Detail variierenden Fassadenausbildungen ist die Bebauung charakteristisch für die Architektur Anfang des 20. Jahrhunderts und in ihrer Anordnung und Geschlossenheit bedeutend für die städtebauliche Entwicklung der Stadt. |
Schutzumfang | Wohnhaus vollumfänglich mit Fassaden und Kubatur, Konstruktion, Raumstruktur und wandfester Ausstattung, sofern sie sich authentisch erhalten hat.
- Siehe Lageplan, der Bestandteil der Eintragung ist.? |
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