Wohn- und Geschäftshaus
Denkmalnummer 05334002 A 03610
Adresse Severinstraße 24
Koordinaten 299064 5628979
Eintragung 19.12.2016
Denkmalart Baudenkmal
Kataster Flurstück: Gem.: Eilendorf Flur: 24 Flurst.: 302
Merkmale Erbaut um 1890, 2,5-geschossig in fünf Achsen, straßenseitig neobarocke Stuckfassade mit Bänderputz, Fenster mit aufwändiger Stuckrahmung, Giebelverdachung und Kartuschen; neobarocke Haustüre; nachträglicher Ladeneinbau / Schaufenster im EG rechtsseitig; Satteldach; Rückseite stark verändert. Innen: in großen Teilen nachvollziehbare Raumstruktur des EG und 1. OG; in den unveränderten Räumen Stuckdecken mit Randprofil und Rosetten, Holztüren; Hausflur mit mehrfarbigem Terrazzo-/Mosaikboden; kassetierte Wandflächen und Lambris mit Marmorimitation, Stuck-Medaillons mit Tierdarstellungen, polychrome Wandfassung und Bemalung der Stuckdecke mit Blütenmotiven; zweiläufig gegenläufige Treppe mit profiliertem Handlauf, gedrechselten Rundstäben und begleitender marmorierter Lambris; Räume im EG rechtsseitig und im DG stark verändert.
Begründung Das Wohnhaus Severinstraße 24 ist im Kontext der städtebaulichen Entwicklung Eilendorfs bedeutend für die Geschichte des Menschen und der Städte und Siedlungen. Das Gebäude ist bedeutend für die Geschichte des Menschen und der Städte und Siedlungen, weil es einen anschaulichen Eindruck von dem damaligen großbürgerlichen Lebensstil einer Familie aus den oberen Einkommensschichten vermittelt. Dies zeigt sich schon an der für die Severinstraße ungewöhnlich breiten, repräsentativ gestalteten Fassade, die gegenüber den benachbarten, zeitgenössischen Häusern hervorsticht. Der Anspruch des Bauherren spiegelt sich auch in der dekorativen Qualität der inneren Ausstattung. Trotz der für das Gesamtbild nachteiligen Veränderungen der Ost- bzw. Rückseite und einiger Räume ist die Straßenfassade und Gebäudekubatur, die überwiegend erhaltene und nahvollziehbare Struktur des Hauses im EG und 1. OG und Trepenhaus denkmalwürdig. Vor allem die reiche Gestaltung der Innenräume mit Stuckdecken, polychrom gefassten Stuckaturen, Malereien und Terrazzoböden sind für Aachen bzw. den Stadtteil Eilendorf bedeutend. Ferner liegen für Erhalt und Nutzung vor: Künstlerische Gründe: Der künstlerische Wert des Gebäudes ergibt sich vor allem durch die aufwendige und äußerst dekorative Innenausstattung insbesondere des Hausflures und Treppenhauses. Dazu gehören insbesondere Stuckdekor an Wänden und Decken, Lambris sowie farbiger Terrazzoboden mit Mosaik-Einlegearbeiten in Barock- bzw. historisierenden Formen. Die detailreiche Gestaltung ist in großem Umfang polychrom gefasst, insbesondere der Deckenspiegel des Flures ist vollflächig bemalt. Die dekorative Ausgestaltung zeugt von hohem Anspruch und künstlerisch-handwerklicher Fertigkeit im Umgang mit verschiedenen Materialien, ihrer Handhabung und künstlerischen Gestaltung und Formgebung. Gerade die Marmorimitationen erfordern hohes handwerkliches Geschick und Wissen um ihre Herstellung. Eine Besonderheit stellen die im Flur vorhandenen monochromen Stuckmedaillons dar, die verschiedene Tiere und Pflanzen in Art der Jagd-Stillleben zeigen. Die erhaltene Gestaltung und das Dekor einiger Räumlichkeiten ist in Umfang und künsterlischer Qualität selten für Aachen. Wissenschaftliche, insbesondere architekturhistorische Gründe: Die in Neobarockformen gehaltene Straßenfassade stellt ein anschauliches Beispiel für eine Fassadengestaltung des Historismus dar. In dieser Zeit besann man sich auf die Baustile vergangener Epochen, studierte sie und komponierte aus ihnen neue zeitgemäße Fassaden, die oft eine Mischform aus verschiedenen Stilelementenzeigen. Dabei überwiegt in der Regel eine Epochenadaption, wie hier die des Barock. Darauf verweise Elemente wie Bänderputz, "Ohren" an den Fensterumrahmungen und die reich verzierten Giebelverdachungen und Kartuschen über den Fenstern. Darüberhinaus liefern die erhaltenen Innenräume und ihre dekorative Ausstattung ein nachvollziehbares Bild eines großbürgerlichen Wohnhauses. Architekturhistorisch wertvoll ist daher die noch im linken Teil des Erdgeschosses erhaltene Raumstruktur und ihre Ausstattung mit Stuckdecken und Malereien, insbesondere die Gestaltung des Hausflures mit Marmorimitation, Stuckelementen und -medaillons an Wänden und Decken, ihre polychrome Fassung und der Terrazzoboden mit farbigen Einlegearbeiten. Sie verweisen auf den hohen repräsentativen Anspruch des Bauherren bei der Errichtung seines Hauses und dienen somit als wichtige, zeittypische Quelle für die Architekturgeschichte. Städtebauliche Gründe: Das Objekt stellt einen wichtigen Bestandteil der Bebauung an der Severinstraße dar. Insbesondere aufgrund seiner breiten, dekorreichen Fassade nimmt das Gebäude eine das Straßenbild prägende Rolle ein und setzt sich von der übrigen Bebauung ab. Die Fassadenausbildung ist, wenngleich hier besonders repräsentiv, charakteristisch für die Architektur dieser Zeit und in ihrer Erscheinung bedeutend für die städtebauliche Entwicklung Eilendorfs. Die noch erhaltene historistische Bebauung Eilendorfs besteht zu großen Teilen aus meist dreiachsigen Arbeiterwohnhäusern mit einer schlichten Fassadenausbildung. Sie stehen zugleich für die rasante bauliche Verdichtung, die Eilendorf im 19. Jahrhundert erfasste und deren Gründe vor allem in der Industrialisierung, dem Bergbau (v.a. Steinbrüche) und dem Anschluss an das Schienennetz 1897 zu suchen sind. Die Voraussetzungen des § 2 Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Westfalen für die Einstufung als Baudenkmal sind daher erfüllt.
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