Ev. Auferstehungskirche
Denkmalnummer 05334002 A 03635
Adresse Am Kupferofen 21; Am Kupferofen o.nr.
Koordinaten 297005 5627582
Eintragung 29.05.2019
Denkmalart Baudenkmal
Kataster Flurstück: Gem.: Forst Flur: 14 Flurst.: 1578
Merkmale Errichtet 1961-63, Architekt Gerhard Langmaack (Hamburg); langrechteckiger Baukörper, nordöstliche Schmalseite zur Straße Am Kupferofen hin ausgerichtet; der Kirchenbau ist über einen niedrigen Baukörper mit dem Glockenturm verbunden; alle Baukörper mit Flachdächern und überwiegend weiß gefassten, strukturierten Putzoberflächen; nach Südwesten abfallender Verlauf des Baugrundstücks ermöglichte hangseitig unter dem Kirchenraum weitere Gemeinderäume. Das straßenseitig angehobene Eingangsniveau mit erhöhtem Vorplatz mit bruchsteinverkleideter Stützmauer, zur Erschließung des Vorplatzes zwei Freitreppen, nordöstlich parallel und südwestlich im rechten Winkel zur Straße; letztere mit Pendant parallel zur Südwestseite der Kirche als Außenerschließung der Gemeinderäume unter dem Kirchenraum. Gesamterscheinungsbild geprägt durch weitgehend geschlossene kubische Großformen und betont frei gestelltes, in gleichmäßigen Abständen umstehendes Betontragwerk aus schlanken senkrechten Stützen; das Mauergeviert und vorgestelltes Betontragwerk durch Farbfassung (weiß und grau) sowie Oberflächenstruktur (Strukturputz und Betonflächen) klar voneinander abgesetzt; das Betontragwerk bildet Unterbau für vorspringenden gläsernen Kubus, dieser als Metall-Glas-Konstruktion mit quadratisch gerasterter Vorhangfassade; deren senkrechte Stützen korrespondieren mit Beton-Rundstützen innen. Mauergeviert an Nordostseite mit gerundetem, apsisartigem Vorsprung unterbrochen; an der südöstlichen Schmalseite Zäsur in Form einer großen Nische mit leicht konkav geschwungener Rückwand. Hier zeichnet sich am Außenbau die Form der im Innenraum vorspringenden Altarwand ab. Insgesamt weitgehende Geschlossenheit der Wände, nur Pfarrräume im Untergeschoss mit großflächigen Fensteröffnungen; straßenseitig zwei Portale zum Kircheninneren, weiterer Eingang auf der Südwestseite mit bauzeitlichen Vorbau als einfache kubische Metall-Glaskonstruktion als Windfang. Zwei buntverglaste Fenster an der Südwestseite (Eingangsraum) und Erdgeschoss des Glockenturmes. Der Turm als schlanker, weitgehend geschlossener Vierkantturm; Glockengeschoss ursprünglich zu drei Seiten verglast, später mit Klanglamellen auf allen vier Seiten geschlossen, einfaches vergoldetes Kreuz auf dem Flachdach. Im Innern Vorraum unter Empore mit Abtrennung zum Kirchenraum durch Metall-Glas-Konstruktion mit zwei zweiflügligen Türen; dazwischen Metall-Glaswand mit leichten Zickzack-Verlauf. Langestrecker Kirchenraum gefasst durch weitgehend geschlossenes Mauergeviert und einer dahinter zurückspringenden Fensterban unterhalb des Daches; davor stehen die Decke tragende Rundstützen als Teil der außen vorgestellten Betonkonstruktion. Zielpunkt des Raumes ist die unmerklich vorgewölbte Altarwand (optischer Eindruck einer im Raum stehenden Wandscheibe); Fensterband und flache Decke vom Weiß des Mauergevierts abgehoben, Deckenverkleidung aus schmalen Brettern mit glatter Oberfläche (Altarachse) und rillenartiger Struktur an den Seiten; dazu bauzeitliche Verbrettung im Wandbereich hinter der Orgel. Dunkle, grau-grünliche Kunststein-Bodenplatten als Kontrast zum Weiß der Wände, Kunststeinplatten ebenfalls im Vorraum und anschließendem Gang und Zugang zum Untergeschoss. Im Bereiche des festen Gestühls Holzbodenbelag. Deutlich reduzierte Formensprache an beiden Emporentreppen, hier hölzerne Trittstufen und gläserne Brüstung mit wenigen Metallstützen; die Treppe von der Empore auf den Umgang mit einseitig verankerten Betontrittstufen und minimalem Geländer. Zur baufesten, weitgehend bauzeitliche Ausstattung gehören alle Türen am Außenbau und im Kirchenraum, zahlreiche Beleuchtungskörper sowie die Buntverglasung der Fenster im Vorraum und der Sakristei: Die äußeren Metalloberflächen der Haupteingangstüren (Nordwestseite) mit schlichter Gliederung durch im Quadrat angeordneten nietenkopfartigen Elementen; dazu organisch gerundete Türgriffe; gläserne Wandleuchten im Vorraum ebenfalls mit organisch gerundeter Formgebung. Zwei Reihen weißer, schlanker, zylinderförmiger Pendelleuchten aus Glas im Kirchenraum als wesentliches Element der Innenraumgliederung. Buntverglasung in Vorraum und Sakristei (Karl Hellwig, 1963) mit rein ornamental-abstrakter Gestaltung. Weitere Elemente der Erstausstattung: Taufschale, Altar-Kerzenleuchter, vergoldetes Standkreuz, Gemeindegestühl, Orgel (Orgelbau Eule, 1971) und vier Bronzeglocken im Glockenturm (Gießerei Rincker, 1963). Leicht organisch gerundetes Gemeindegestühl als Kontrast zur funktional schlichten Gesamterscheinung. 2002 Umgestaltung des Altarraumes mit Abnahme der ehem. mit Holz verkleideten Flächen neben der Altarwand.
Begründung Die evangelische Auferstehungskirche in Aachen ist bedeutend für die Geschichte des Menschen sowie für Städte und Siedlungen. An ihrer Erhaltung und Nutzung besteht aus wissenschaftlichen - hier architekturgeschichtlichen - Gründen ein öf-fentliches Interesse. Bedeutung für die Geschichte des Menschen: Die Auferstehungskirche ist ein aussagekräftiges Zeugnis der religiösen und sozialen Verhältnisse in Deutschland nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. In ihrer spezifischen Gestalt dokumentiert sie in anschaulicher Weise die kreative Weiterentwick-lung der Errungenschaften des modernen Kirchenbaus der Zwischenkriegszeit in der besonderen Situation der Nachkriegszeit. Die Voraussetzungen für den Nachkriegs-kirchenbau reichen aber noch weiter, nämlich bis in das 19. Jahrhundert zurück. Dies war eine Epoche beschleunigter Veränderungen mit stark erhöhter Mobilität, in der neue gesellschaftliche Organisationsformen entwickelt werden mussten. Nun etablierte sich die kirchliche Organisationsform der "Pfarrei" in der Gestalt und Größe, wie wir sie heute kennen, weshalb zahlreiche neue Pfarrkirchen gebaut werden mussten. Bei näherem Hinsehen zeigen sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts bedeutende Veränderungen. Zunächst waren die Plätze der Gottesdienstbesucher im Kirchenraum noch traditionell angeordnet, der Baustil orientierte sich an historischen Vorbildern vor allem des Mittelalters (Neuromanik und Neugotik). Das wurde 1861 im Eisenacher Regulativ für die Evangelische Kirche festgeschrieben, das insbesondere gotische Formen für den Kirchenbau empfahl. Doch bald wurden konkrete Forderungen nach einer zeitgemäßen Konzeptionierung und Architektur neuer Kirchen gestellt. Johannes Otzen baute 1892 - 94 die Ringkirche in Wiesbaden und formulierte dazu öffentlich: "Der Einheit der Gemeinde und dem Grundsatze des allgemeinen Priesterthums soll durch die Einheitlichkeit des Raumes Ausdruck gegeben werden." Die Forderung fand als "Wiesbadener Programm" schnell Verbreitung. Die Ringkirche war jedoch noch in neuromanischen Formen, also einem historischen Baustil errichtet worden. Dagegen wandte sich der Kunsthistoriker Cornelius Gurlitt: "Vollkommen kann nur ein Kirchenraum sein, der aus dem Gottesdienst entsprungen ist." Damit sollte auch eine Abgrenzung vom katholischen Kirchenbau stattfinden, der ebenfalls die Neugotik bevorzugte (z.B. mit einer Forderung des Kölner Erzbischofs noch im Jahr 1902). Die Eisenacher Kirchenkonferenz von 1898 hatte zwar das Eisenacher Regulativ erneut bestätigt, doch die Entwicklung des Evangelischen Kirchenbaus ging trotzdem deutlich in die Wiesbadener Richtung, d.h. es wurde der "Einraum" ohne deutliche Abtrennung eines Altarbereiches bevorzugt und man verabschiedete sich vom Historismus in den Architekturformen. Die katholische Kirche folgte mit deutlicher Verzögerung, dafür aber in der Zeit der Weimarer Republik mit ebenso großem wie folgenreichen Engagement. Die Liturgische Bewegung forderte nun auch für katholische Kirchen eine größere Nähe zwischen Gemeinde und Zelebranten, was ebenfalls im "Einraum" eingelöst wurde. Und auch im katholischen Kirchenbau fand der Historismus nun schnell sein Ende. Signifikanter Ausdruck war der weiße Kubus der Kirche St. Fronleichnam in Aachen (1929/30) von Rudolf Schwarz, der wiederum als wegweisender Architekt der Liturgischen Bewegung gelten darf. Die innerkirchlichen Reformbestrebungen beider Konfessionen waren zwischen 1933 und 1945 weitgehend blockiert, weil die Nationalsozialisten das Monopol auf die Gestaltung der Gesellschaft beanspruchten und durchsetzten. Aber nach 1945 wurde vehement an die unterbrochene Entwicklung angeknüpft. Der moderne Kirchenbau nahm nun vor allem in Deutschland einen enormen, bis dahin unvorstellbaren Aufschwung und machte den Nachkriegskirchenbau zu einem weltweit beachteten Kapitel der deutschen Architekturgeschichte. Das Wiesbadener Programm wurde in mehreren Kirchbautagen für die evangelische Kirche weiterentwickelt, während in der katholischen Kirche die Forderungen der Liturgischen Bewegung im Zweiten Vatikanischen Konzil (beendet 1965) für die ganze Kirche eingelöst worden sind. Diese Entwicklung verlief Hand in Hand mit dem Aufbau neuer Gesell-schaftsstrukturen in der Bundesrepublik Deutschland nach dem fast vollständigen Zusammenbruch in Folge des Nationalsozialismus sowie des Kriegsendes. Die evangelische und die katholische Kirche waren nun substantielle, überall gegenwärtige Träger dieser Gesellschaft. Die Auferstehungskirche in Aachen zeigt in diesem Zu-sammenhang exemplarisch, welche Entwicklungen der evangelische Kirchenbau durchlief und welche eindrucksvollen Resultate er nach 1945 hervorbrachte. Die Kirche hat insofern einen hohen Aussagewert für das religiöse und auch das soziale Leben in der Nachkriegszeit und ist von daher bedeutend für die Geschichte des Menschen. Bedeutung für Städte und Siedlungen: Als wichtiges städtebauliche Element einer nach dem Zweiten Weltkrieg neu geschaffenen Wohnsiedlung hat die evangelische Auferstehungskirche einen besonderen Aussagewert für die Stadtentwicklung Aachens nach 1945 in Hinblick auf das in der Nachkriegszeit allgegenwärtige und zentrale Thema der städtebaulichen Bewältigung einer insbesondere durch den Zuzug von Flüchtlingen und Vertriebenen aus den Ostgebieten des ehemaligen Deutschen Reichs vielerorts deutlich angewachsenen Bevölkerung. Wissenschaftliche, hier architekturgeschichtliche Gründe: Wissenschaftliche Gründe für die Erhaltung und Nutzung des Objekts setzen voraus, dass die Sache für die Wissenschaft oder einen Wissenschaftszweig von Bedeutung ist. Die Auferstehungskirche in Aachen ist bedeutend aus architekturgeschichtlichen Gründen. Sie ist ein ebenso anschauliches wie qualitätvolles Zeugnis des evangelischen Kirchenbaus im Rheinland der Nachkriegszeit. Sie ist Teil einer bedeutenden Strömung des Kirchenbaus der 1960er Jahre, was im Folgenden näher erläutert wird. Wie bereits oben im Abschnitt über die historische Bedeutung der Versöhnungskirche skizziert war der "Einraum" eine der zentralen Leitideen des modernen Kirchenbaus. Der Ort der Gemeinde und des liturgischen Geschehens sollten im Sinne der bestmöglichen Teilhabe der Gläubigen am Geschehen des Gottesdienstes in einem Raum zusammengefasst werden. Für die Umsetzung des Einraums wählte der Architekt Gerhard Langmaack den Typus des gerichteten Kastenraumes. Mit der radikal reduzierten Formensprache der Auferstehungskirche nimmt der Architekt dabei anscheinend direkt Bezug auf einen der berühmtesten Kirchenbauten der Zwischenkriegsmoderne, die Kirche St. Fronleichnam von Rudolf Schwarz, die sich unweit der Auferstehungskirche im Aachener Ostviertel befindet. In Hinblick auf die stilistische Haltung stellt die Auferstehungskirche in Aachen weiterhin ein besonders prägnantes und bis ins Detail sorgfältig durchgestaltetes Zeugnis zentraler Gestaltungsten-denzen in der Kirchenarchitektur der 1960er Jahre dar. Dies gilt zum einen für die Gestaltung des Gesamtbaukörpers mit wenigen, klar definierten Großformen, zum Beispiel, wie in Aachen, dem Kubus. Zum anderen ist die Auferstehungskirche ein besonders anschauliches Beispiel für das in der Architektur der späten 1950er Jahre, besonders aber der 1960er Jahre verbreitete Gestaltungsprinzip einer klaren Trennung der wesentlichen Elemente des architektonischen Gefüges: Wand, Decke, Tragwerk. Dieses Prinzip wird besonders anschaulich, wenn wie in Aachen, Tragwerk und Wand klar voneinander getrennt sind. Dieses Prinzip ist in Aachen in seltener Klarheit und Konsequenz umgesetzt worden. Zur Illustrierung der Bandbreite möglicher Umsetzungen dieses Prinzips sei hier exemplarisch auf einige wenige weitere Beispiele evangelischer Kirchen der späten 1950er und 1960er Jahre verwiesen: Braunschweig-Querum, evangelische St. Lukas Kirche (1959 - 62) und Heinsberg-Oberbruch, evangelische Erlöserkirche, (1961 - 63). Ein weiteres wichtiges Gestaltungsprinzip in der Architektur der 1960er Jahre, ist die oft anzutreffende Reduktion auf wenige, großflächig eingesetzte Materialen. Die einzelnen Materialien werden dabei eindeutig einer bestimmten Funktion - Wand, Bo-den, Decke, Konstruktionselemente, etc. - zugeordnet und nach Möglichkeit deutlich voneinander abgesetzt um auf diese Weise das konstruktiv-funktionale Gefüge des Gebäudes zu veranschaulichen. Auch dieses Prinzip ist bei der Auferstehungskirche wie oben beschrieben auf konsequente und gestalterisch anspruchsvolle Weise umgesetzt. Die Auferstehungskirche ist weiterhin von architekturhistorischer Bedeutung als wichtiges Werk des einflussreichen und produktiven Kirchenarchitekten Gerhard Langmaack. Dieser wurde 1898 in Hamburg geboren. 1912 - 15 absolvierte er eine Maurerlehre und besuchte ab 1914 die Staatliche Baugewerkschule Hamburg. 1919 - 20 war er Mitarbeiter im Architekturbüro von Rudolf Karstadt, 1921 im Büro des Architekten Wilhelm Fischer. 1922 gründete er sein eigenes Architekturbüro in Hamburg, das er bis 1973 selber leitete. Einen seiner ersten wichtigen Aufträge, die Beteiligung am Entwurf für die Kulturwissenschaftliche Bibliothek Aby Warburg in Hamburg (1925 - 26) verdankte er dem prominenten Hamburger Architekten und Stadtplaner Fritz Schumacher, mit dem ihn bis zu Schumachers Tod 1947 eine freundschaftliche Beziehung verband. Der evangelischen Kirche war Gerhard Langmaack zeitlebens aufs Engste verbunden. Bereits als Mitglied der evangelischen Jugendbewegung interessierten ihn dabei unter anderem Fragen der liturgischen Erneuerung. So stand er der 1923 aus der evangelischen Jugendbewegung hervorgegangen Berneuchener Bewegung nahe, einem Interessenverband, der sich um eine Erneuerung, vor allem eine sinnhafte Gestaltung der evangelischen Religionsausübung und -vermittlung bemühte. 1931 gehörte Gerhard Langmaack zu den Gründungsmitgliedern der evangelischen Michaelsbruderschaft, die laut den Ausführungen in dem Buch von Olaf Bartels über die Architekten Langmaack folgende Ziele verfolgte: "Die Suche der evangelischen Michaelsbrüder nach den grundsätzlichen Werten des Christentums hatte sie in der Rückbesinnung auf ihre Wurzeln wieder in die Nähe der katholischen Kirche gebracht, deren stark zeremoniell geprägte Gottesdienste auf Gerhard Langmaack und seine Mitstreiter eine große Anziehungskraft ausübten. In der Michaelsbruderschaft entwickelten die Protestanten eine eigene Art des Gottesdienstes mit einer besonderen Liturgie. Sie berücksichtigten dabei in besonderer Weise die Reform der katholischen Messe durch Papst Gregor I. (*540 ?604), die als älteste überlieferte Liturgie des Christentums in einer neuen Edition seit 1905 wieder in ihrer ursprünglichen Gestalt zugänglich geworden war." (Bartels 1998, S. 30ff.). Seit 1935 war Gerhard Langmaack ein vielbeschäftigter Kirchenarchitekt, der nicht zuletzt aufgrund der Vermittlung anderer Mitglieder der Michaelsbruderschaft ein überregionales Wirken entfalten konnte. Der Schwerpunkt seines Schaffens lag in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Westfalen. Er verwirklichte aber auch Projekte in Schlesien, in Hessen und, neben Aachen auch noch eine weitere Kirche im Rheinland, die 1950 - 52 errichtete Auferstehungskirche in Köln-Ostheim. Nach Gerhard Langmaacks Entwürfen wurden bis 1973, dem Jahr seines Ausscheidens aus dem seit 1956 zusammen mit seinem Sohn Dieter geführten Architekturbüro, insgesamt 46 Kirchenneubauten realisiert. Zahlreiche Entwürfe ab 1956 sind dabei in enger Zusammenarbeit von Vater und Sohn entstanden. Eine differenzierte Untersuchung dieser Zusammenarbeit steht allerdings bisher noch. Neben dem Einfluss seiner überregional rezipierten Bauten nahm Gerhard Langmaack auch durch theoretische Überlegungen Einfluss auf den Kirchenbau seiner Zeit. So veröffentlichte er 1949 das vielgelesene Buch "Kirchenbau heute" und war 1946 einer der Mitinitiatoren des Deutschen Evangelischen Kirchbautags. Bis 1968 gehörte er dem Leitungsorgan dieses wichtigen und einflussreichen Forums für die Suche nach Formen und Inhalten eines zeitgemäßen Kirchenbaus an. Über viele Jahre hatte er zudem einen Lehrauftrag am Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Hamburg inne, die ihm 1968 die Ehrendoktorwürde der Theologie verlieh. Das kirchenbauliche Schaffen Gerhard Langmaacks lässt sich zunächst ganz allgemein in zwei aufeinanderfolgende Phasen einteilen. Traditionelle Typen (insbesondere Wegkirchen mit abgesetzten Altarräumen), traditionelle Formen (halbrunde Apsiden, flache Holzbalkendecken, Rundfenster zur Hervorhebung des Altarbereichs etc.) und traditionelle Materialien (Holz, Backstein, etc.) prägten bis in die zweite Hälfte der 1950er Jahre seine Kirchenbauten. Mit Eintritt seines Sohnes Dieter in das Architekturbüro wird vermehrt eine Tendenz zu geschwungenen Grundrissformen spürbar, die den Einfluss von Le Corbusiers epochemachendem Kirchenbau Notre Dame du Haut in Ronchamp (1950 - 55) und generell einer Auseinandersetzung mit Ideen einer organischen Architektur erkennen lassen. Auch wenn dieser formale Wandel in Gerhard Langmaacks Kirchenarchitektur Anklänge der im Kirchenbau seit den 1950er Jahren immer weiter sich ausbreitenden Tendenz zu zentralisierenden Grundrissformen mit sich bringt, bleibt bei den meisten von Langmaacks Kirchen das Schema der Wegkirche mit dem Altarbereich als u.a. räumlich deutlich hervorgehobenen Zielpunkt prägend. Nur selten finden sich reine Zentralbauten wie der Rundbau der St. Johannes Kirche von Hahn in Oldenburg (1954 - 56) oder das Oktogon der Dreieinigkeitskirche an der Hamburger Burgstraße (1959 - 64). In beiden Fällen wird die Altarstellung durch einen angesetzten Chorraum betont. Das Thema des Gemeinde- und Altarraum ansatzlos im selben Raum vereinigenden Einraums, welches unter anderem in dem von der liturgischen Bewegung beeinflussten katholischen Kirchenbauten immer wieder eine besondere Rolle spielte, findet sich im Werk von Gerhard Langmaack eher selten (z.B. die evangelische Bodelschwingh Kirche in Hamburg-Winterhude aus den Jahren 1962 - 64). Bei keiner anderen seiner Kirchen ist es zudem in ähnlich konsequenter Weise ausgeprägt wie bei der Auferstehungskirche in Aachen. Diese nimmt auch aufgrund ihrer funktionalistischen, an Gestaltungsprinzipien des Neuen Bauens (weiße Kuben, Betonung von Elementen der Konstruktion, etc.) erinnernden Formensprache unter den gebauten Kirchen Langmaacks eine Sonderrolle ein und lässt sich im Werk des Architekten am ehesten mit einem unausgeführten Entwurf für eine Kapelle in Berneuchen aus den 1920er Jahren vergleichen. Angesichts der besondere Stellung im übrigen Werk und angesichts der räumlichen Nähe zu einem Hauptwerk der Kirchenarchitektur des Neuen Bauens, St. Fronleichnam, könnte man vermuten, Gerhard Langmaack habe sich bewusst beim Entwurf der Auferstehungskirche mit dem berühmten Nachbarn von Rudolfs Schwarz auseinandergesetzt. Diese Vermutung liegt auch deswegen nahe, weil Gerhard Langmaack Rudolf Schwarz als wichtigen Architekten und Theoretiker des zeitgenössischen Kirchenbaus sehr schätzte und dessen Bedeutung auch für die Entwicklung des evangelischen Kirchenbaus ausdrücklich hervorhob (Langmaack 1971, S. 351). Langmaacks Haltung zu Rudolf Schwarz ist nicht überraschend, waren doch für beide etwa gleichaltrigen Architekten je auf ihre Weise ihr Engagement in der christlichen Jugendbewegung und deren Nähe zur liturgischen Reformbewegung in den 1920er und 1930er Jahren prägend für ihr zukünftiges Schaffen als Kirchenarchitekten. Der Vergleich zwischen der Auferstehungskirche und der Kirche St. Fronleichnam betrifft dabei neben der Nähe zur Formensprache des Neuen Bauens vor allem den Innenraum als konsequente Umsetzung des Einraums als kastenförmiger Wegkirche. Ein wichtiger Unterschied zwischen beiden Kirchen ist die Hervorhebung des Altarbereichs der Auferstehungskirche durch den deckenhohen, leicht konvex verlaufenden Wandvorsprung hinter dem Altar der Auferstehungskirche, während bei St. Fronleichnam an dieser Stelle die Kastenform nicht unterbrochen wird. Das Motiv einer kaum merklich vorgewölbten Wandscheibe zur Hervorhebung des Altarbereichs findet sich in Langmaakcs Werk bereits bei der Pauluskirche in Wolfsburg (1959 - 60). Es wird im weiteren Verlauf seiner Arbeit zu einem wichtigen Motiv einer für sein Spätwerk wichtigen Gruppe von Kirchenbauten mit geschwungenen Grundrissformen, die eine herzförmige Anmutung haben, und die eine Summe der bisherigen Entwicklungen von Langmaacks Kirchenbau zeigen (z.B. die Markus Kirche in Hagen (Westf.) aus den Jahren 1965 - 68): Einraum und hervorgehobener Altarbereich, Wegkirche und zentralisierende Grundrissform sowie eine an Gestaltungsprinzipien organischer Architektur orientierte Formensprache mit ausgeprägten Anklängen an eine traditionelle Formen- und Materialwahl sind hier zu einer gelungenen Synthese gebracht.
Schutzumfang Der Denkmalumfang umfasst die Auferstehungskirche als Ganzes in Substanz und Erscheinungsbild, die umgebenden Freiflächen wie auf dem Lageplan angegeben sowie Teile der Ausstattung (siehe charakteristische Merkmale und LVR-Gutachten vom 26.11.2019). - Siehe Lageplan, der Bestandteil der Eintragung ist -
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