Debystraße 52 als Teil des "Neuenhof", Hofanlage mit Herrenhaus
Denkmalnummer 05334002 A 02896
Adresse Debyestraße 52
Koordinaten 299492 5627028
Eintragung 03.08.1984
Denkmalart Baudenkmal
Kataster Flurstück: Gem.: Eilendorf Flur: 16 Flurst.: 645
Merkmale Kern 15. -16. Jh., wesentlicher Umbau um 1712 und im 19./20. Jh.; wasserumwehrtes Herrenhaus in Bruchstein als Kern der Anlage, zweigeschossig in ursprünglich 9 zu 2 Achsen, barocke Haustür mit Oberlicht, hochrechteckige Fenster mit Blausteingewänden und Segmentbogensturz mit Keilstein, Walmdach mit Rechteckschieferdeckung, verziertes Traufbrett an den Langseiten hölzerne Veranda auf Backsteinunterbau zum Park und Gartenhaus in Fachwerk (wohl um 1900), an der Nordseite ehem. Abortschacht in der Fassade; Innen Gewölbekeller mit Backsteintonne; geschossübergreifende barocke Treppe mit Brettbalustern und verzierten Anfängern, Raumstrukturen der ehem. Wohngeschosse verändert, in EG und 1.OG z.T. einfacher Deckenstuck, 1.OG mit Parkettboden (Teile) mit Einlegearbeiten und wohl hist. Kamin in den südl. Räumen; DG ausgebaut, Dielenboden, sichtbare hist. Dachstuhlkonstruktion (z.T. verändert). Vorgelagert zweiflügeliger Wirtschaftshof in Bruch- und Backstein, teilweise mit Blausteingewänden; Nordwestlicher Wirtschaftsflügel (ehem. Stall, 20. Jh.) in Backstein, Stallfenster mit scheitrechtem Sturz und z.T. mit Sandstein-Sohlbank. Satteldach mit zwei Gauben nach Norden. Im Südwesten Hofmauer in Bruchstein mit Tor, darüber Wappenstein des 18. Jh. Südöstlicher Flügel bestehend aus großer Scheune (18. Jh.) und Wohntrakt. Fensterlose Scheune in Bruchstein mit Backstein-Giebel, innen offene Struktur mit Bockbinder-Dachstuhl und hölzernem Tragwerk, z.T. zweitverwendete Balken, zwei Tore zum Hof mit Backsteingewände. In gleicher Kubatur nach Nordosten zweigeschossiges ehem. Wirtschaftgebäude, jetzt Wohnhaus (19. Jh.) in Backstein, EG-Teile in Bruchstein mit zwei Türen mit Blausteingewände, ehem. Tor mit Segmentbogen, Satteldach. Daran anschließend zweigeschossiges, erhöhtes Wohnhaus in Backstein in drei Achsen, Fenster mit Segmentbogensturz und Blaustein-Fensterbänken, Südfassade stark verändert, Satteldach. Im Gelände zwei neugotische Blausteinpfeiler des ehem. Tores an der Debyestraße mit Zinnen.
Begründung Das Objekt ist bedeutend für die Geschichte der Menschen und für Städte und Siedlungen. Für seine Erhaltung und Nutzung liegen wissenschaftliche und städtebauliche Gründe vor. Bedeutung für die Geschichte des Menschen und für Städte und Siedlungen: Der Neuenhof geht auf einen bereits im Mittelalter genannten Rittersitze zurück, welche zahlreich um die Stadt Aachen verteilt lagen. Der Hof war vom 16.-18. Jh. im Besitz der Herren von Olmüssen, gen. Mülstroe, welche als Schöffen lange Jahre die Geschicke der Stadt Aachen beeinflussten. Unter der Familie von Olmüssen erhielt der Gebäudekomplex, v.a. das Herrenhaus, seine bis heute prägende, barocke Gestalt. Typisch für einen Adels- oder Rittersitz ist neben dem eigentlichen, oft repräsentativen und/oder wehrhaften Wohnhaus ein notwendiger Wirtschaftshof, welcher der Versorgung der Bewohner und der Lagerung von Naturalien diente. Stallungen und Scheunen gehörten ebenso dazu wie Remisen, kleinere Wohneinheiten für Pächter, Knechte usw. Im Laufe der Zeit verlor der Neuenhof wie so viele andere Herrenhäuser seine Wehrhaftigkeit. Dagegen blieb der repräsentative Charakter auch im Zuge einer landwirtschaftlichen Nutzung und / oder dem Übergang in bürgerlichen Besitzverhältnisse meist bestehen. Viele solcher Anlagen dienten ab dem Barock als Landsitz der städtischen Patrizier- bzw. bürgerlichen Familien. Der Wirtschaftshof bedurfte mit zunehmendem landwirtschaftlichem Schwerpunkt eines entsprechenden Ausbaus der notwendigen Gebäude wie Viehställen und Scheunen. Pächterhäusern etc. Die hier im 19. Jh. entstandene, großzügige überdachte Veranda, das Gartenhaus oder die Torpfeiler aus Blaustein im Gelände zeugen von der repräsentativen Wohnfunktion des Hofes und der Einbeziehung der umgebenden Grünanlage. Ferner liegen für Erhalt und Nutzung vor: Wissenschaftliche, hier insbesondere architekturhistorische Gründe: Über den für die Stadt Aachen bedeutenden Neuenhof ist bisher wenig bekannt. Gebäude und Gelände des Neuenhof liegen wie viele Gutsanlagen rund um Aachen am Oberlauf eines Baches, in diesem Fall des Haarbachs. Kern der Anlage ist ein wasserumwehrtes Herrenhaus aus Bruchstein, das im Barock umgestaltet wurde. Von der einstigen Wasserumwehrung sind im Gelände die Böschungskanten der Gräben sowie die Aufschüttung der Insel wahrnehmbar. Zeittypische Elemente der Umgestaltung sind die regelmäßig angelegten Fensterachsen und Fenster mit Blaustein-Gewänden mit Segmentbogen und Keilstein, v.a. um die Fenster wurden zudem Ergänzungen in Backstein vorgenommen. Die Lage der Deckenbalken ist anhand der Ankereisen in den Fassaden ablesbar. Das Mansarddach weist eine regional typische Rechteckschieferdeckung auf. Im Innern sind neben der grundlegenden Konstruktion mit Gewölbekeller, Balkendecken und eingestellten Fachwerkwänden noch die barocke Treppe mit Brettbalustern, Reste der wandfesten Ausstattung mit Teilen von Stuckdecken, Dielen- und Parkettböden sowie vermutlich ein offener Kamin erhalten. Zur Nordostseite ist in der Fassade noch ein Abortschacht zu erkennen. Die z.T. freigelegte mehrphasige ältere Bock- und jüngere Mansarddachkonstruktion ist für die weitere Erforschung der Baugeschichte des Herrenhauses von Bedeutung. Somit gibt das Herrenhaus trotz der umfangreichen Eingriffe und Verluste im 20. Jh. noch einen Eindruck der damaligen Wohnverhältnisse und des barocken Gestaltungswillens. Der zugehörige Wirtschaftshof zeigt sich heute als Konglomerat verschiedener Epochen, wovon v.a. die große Bruchsteinscheune noch mit ihrer regional- und zeittypischen Eichenholz- Bockkonstruktion einen hohen Zeugniswert besitzt. Die weiteren, zumeist jüngeren Gebäude zeigen den im Laufe der Zeit veränderten Bedarf und Anspruch an landwirtschaftliche Wohn- und Wirtschaftsgebäude und den Wandel in der Baukonstruktion, u.a. durch die zunehmende Verwendung von Nadelholz, Backstein, Beton und Stahl. Der Baukörper stellt eine architekturhistorische Quelle für die Erforschung der Herrensitze, ihre Gestalt und Weiterentwicklung dar. Städtebauliche Gründe: Der Bestand und die Struktur des heutige "Neuenhof" lässt die zu Grunde liegende, ehem. wasserumwehrte und damit befestige frühneuzeitliche Anlage erkennen. Die für einen Herrensitz typische Großstruktur mit Wirtschaftshof und Herrenhaus, zudem auf zwei getrennten Inseln gelegen, ist auch im heutigen Gelände bzw. anhand des Bestandes gut zu erkennen. Nach Nordosten schließt die unbebaute Fläche entlang des Haarbaches und der benachbarte historische "Haarhof" an. Inmitten einer modern veränderten Landschaft vermitteln die beiden denkmalgeschützten Gebäudekomplexe am Lauf des Haarbaches einen Eindruck der historischen Kulturlandschaft sowie der zum Neuenhof gehörigen Ländereien und Gebäude. Die Voraussetzungen des § 2 Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Westfalen für die Eintragung in die Liste der geschützten Denkmäler sind daher erfüllt.
Schutzumfang Herrenhaus mit angeschlossener Veranda und Gartenhaus, zweiflügeliger Wirtschaftshof mit Stallgebäude, Scheune, Wohnhaus und Tor, Mauern zwischen Vorhof und Herrenhaus, zwei Blaustein-Torpfeiler (im Gelände), Reste der Wassergräben. - Siehe Lageplan, der Bestandteil der Eintragung ist ?
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