Merkmale | Erbaut 1979-1981, Entwurf Architekturbüro Eller-Moser-Walter; dreigeschossiges Wohnhaus mit betont moderner Gestaltung auf annähern C-förmiger Grundfläche, nach Norden eingeschossiger Flachdachanbau; prägnant gebrochene und verschachtelt polygonale Kubatur und Gliederung des Baukörpers entsprechend der inneren Raumaufteilung; Erscheinungsbild geprägt von Sichtbarlassen der Mauerwerksstruktur (Kalksandstein) und Metalldachflächen, Kontrast weißer/heller Wandflächen und dunkler Gliederungselemente (Fenster, Türen, hölzerne Wandverkleidung) sowie Grau der Beton- und Metalldachflächen; Die Eingänge aufgrund des ansteigenden Gelände über straßenseitige Treppe (Einliegerwohnung) und über ansteigende Einfahrt (Haupteingang sowie Garage) zugänglich; Keller und Doppelgarage auf Höhe des Straßenniveaus,
Mehrfach gebrochenes Stehfalz-Zinkdach mit einzelnen Flachdachbereichen.
Innen: Raumstruktur mit aufwendigem Raumprogramm erhalten, Innenräume der großen Wohnung v.a. geprägt durch räumliche Offenheit der Gemeinschaftsräume im EG, dazu zählt der zweigeschossiger Eingangsbereich mit Eller-typischer freitragender Beton-Spindeltreppe mit filigranem Geländer, anschließend raumhohe Glas- und dunkle Holz-Doppeltüren zum Wohn- und Esszimmer; offener Charakter der Räume durch z.T. wandhohe und rahmenlose Fenster; Zur baufesten, auf die Architektur abgestimmten Ausstattung insbesondere der Eingangshalle und des Wohn- und Esszimmers gehören die durch Kontrast geprägte Gestaltung mit dunklen Holzelementen (Türen, z.T. rahmenlose Fenster, Wandverkleidungen, Einbaumöbel) sowie zahlreiche helle Oberflächen (Steinfussboden, Wandflächen mit sichtbarem Fugenbild, Betondecken mit schalungsrauhen Oberflächen (diese z.T. erst nachträglich weiß gefasst)
Der Schwimmbad-Anbau abweichend von ursprünglicher Planung ebenfalls polygonal und größer ausgeführt.
(siehe Gutachtliche Stellungnahme des LVR-Amt für Denkamlpflegeim Rheinland vom 07.07.2020) |
Begründung | Das Gebäude ist bedeutend für die Geschichte des Menschen. An seiner Erhaltung und Nutzung besteht aus wissenschaftlichen, hier architekturgeschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse.
Bedeutung für die Geschichte des Menschen;
Das Wohnhaus Rathausstr. 58 in Aachen Laurensberg ist bedeutend für die Ge-schichte des Menschen als gut überliefertes Zeugnis für die Wohn- und Lebensver-hältnisse gehobener bürgerlicher Kreise in den 1970er und 1980er Jahren. Hierbei ist einerseits das vergleichsweise aufwendige Raumprogramm zu nennen, u.a. mit Schwimmbad und Sauna sowie die oben beschriebene offene Raumgestaltung der Eingangshalle und der an sie anschließenden Räume mit gemeinschaftlicher Nut-zung, welches für die Zeit charakteristische Ansprüche an den Wohnkomfort wiederspiegelt. Weiterhin charakteristisch und aussagekräftig im Sinne des oben genann-ten Zeugniswerts ist auch der mit einer anspruchsvollen, betont modernen architek-tonischen Gestaltung verbundene repräsentative Anspruch der Bauherrschaft.
Wissenschaftliche, hier architekturhistorische Gründe:
Das Wohnhaus Rathausstr. 58 in Aachen-Laurensberg ist aus architekturhistorischen Gründen erhaltenswert als Werk des für die Architekturgeschichte der Bundesrepublik Deutschland wichtigen Architekturbüros Eller, Moser, Walter sowie als charakteristisches Zeugnis für wichtige Tendenzen im Wohnungsbau am Ende der 1970er Jahre. Wie bereits oben ausgeführt, kann zwar mit einiger Wahrscheinlichkeit vermutet werden, dass für den Entwurf des Wohnhauses Kopecky der Architekt Fritz Eller im Wesentlichen allein verantwortlich zeichnete. Wie der Austausch mit der Kunsthistorikerin Frau Dr. Gabriele Wiesemann, welche derzeit im Auftrag der Büronachfolger eine Monographie mit Werkverzeichnis für das Architekturbüro Eller-Moser-Walter erarbeitet, ergab war es unter den Gründungspartnern des Büros gängige Praxis, die Entwürfe als Gemeinschaftsleistung anzusehen und daher nicht individuell zu signieren.
Die drei Architekten Fritz Eller (* 1927 in Schwaz, Österreich ? 2018 in Aachen), Robert Walter (* 1928 in Feldkirch, Österreich ? 2018) und Erich Moser (* 1930 in Bregenz, Österreich) lernten sich bereits während ihres Architekturstudiums an der Technischen Hochschule Graz kenne. Gemeinsam übersiedelten sie nach Düsseldorf. Dort hatten sie während ihrer Zeit als freie Mitarbeiter im Architekturbüro Hentrich und Petschnigg (Eller und Walter ab 1953, Moser ab 1954), ab als 1959 Partner der Architektengemeinschaft BDA Hentrich, Petschnigg, Eller, Moser, Walter, Köllges, Stutz, Rüping prägenden Einfluss auf die Entwürfe architekturhistorisch bedeutender Bauten: Hier sind unter anderem zu nennen das Friedrich-Engelhorn-Hochhaus der BASF in Ludwigshafen (1954 - 57), das Dreischeibenhaus in Düsseldorf (1957 - 60), das Unilever-Haus in Hamburg (1961 - 64) u. a. 1963 verließen die drei Architekten die Arbeitsgemeinschaft mit Hentrich und Petschnigg und gründeten 1964 das Architekturbüro Eller-Moser-Walter in Düsseldorf. Im selben Jahr erhielten sie nach einem gewonnenen Wettbewerb den wichtigen Auftrag für den Neubau zahlrei-cher Gebäude auf dem Campus der Ruhruniversität Bochum (1964 - 1972: Hörsaal-zentrum Ost, Gebäude der Naturwissenschaftlichen Fakultäten). Mit diesem Projekt setzten sie Maßstäbe für die Planungen zum Bau weiterer Campus-Universitäten in Deutschland in den 1960er und 1970er Jahren. In der Folge fand das Büro insbesondere in den Bereichen Hochschul-, Schul-, aber auch Verwaltungsbau seinen Tä-tigkeitsschwerpunkt. Zu nennen wäre hier unter anderem die Bauten des Campus der Universität Duisburg-Essen in Duisburg Neudorf (1981 - 1985), die mit ihren charakteristischen Rundformen nicht nur Parallelen zu einem etwa gleichzeitig entstandenen Hauptwerk des Büros, dem Gebäude für den Landtag von Nordrhein-Westfalen (1979 - 1988) in Düsseldorf aufweisen, sondern ganz allgemein auf die in mehreren Werken des Büros der 1970er und 1980er Jahre anzutreffende Auseinan-dersetzung mit Grundformen der Grundrissgestaltung, die vom rechten Winkel abweichen, verweisen. Fritz Eller war zudem ab 1962 bis zu seiner Emeritierung 1992 als Professor für Architektur an der RWTH-Aachen tätig. Korrespondierend mit dem wichtigen Tätigkeitsschwerpunkt des Architekturbüros hatte er die Leitung des Instituts für Schulbau inne und forschte im Zuge der Bildungsreform in Nordrhein-
Westfalen zur baulichen Modernisierung des Schul- und Hochschulwesens. Wohnhäuser
sind, soweit zum jetzigen Zeitpunkt bekannt im Werk des Architekturbüros Eller, Moser, Walter nur gelegentlich anzutreffen. Allerdings erlauben gerade Einfamilienhäuser im Werk von Architekten beziehungsweise Architektengemeinschaften
sehr oft interessante Einblick in jeweilige gestalterische Haltungen und Überlegungen, weswegen ihnen immer wieder auch dann ein besonderer Zeugniswert für das Werk zukommt, wenn sich das Schaffen eines Architekten oder einer Architektengemeinschaft überwiegend auf andere Bauaufgaben konzentriert hat. Im Fall des Wohnhauses Kopecky ist eine gewisse Parallelität zum Grundprinzip der im selben Jahr entstandenen Wettbewerbsentwürfe, für das Gebäude des Landtags Nordrhein-Westfalen zu erkennen, wobei die für die Gesamtgestaltung prägende Grundform von der Form zentraler Räume abgeleitet wird. Aus weiteren sich zum Teil überschneidenden Grundformen oder Teilen der Grundform ergibt sich in beiden Fällen eine aufgelockerte und in der Höhenentwicklung gestaffelte Baugruppe. So sehr sich beide im Jahr 1979 vom Büro Eller, Moser, Walter entworfene Bauten auch unterscheiden, reflektieren sie doch über vergleichbare Gestaltungsprinzipien. Das Wohnhaus Rathausstr. 58 in Aachen Laurensberg kann daher als bemerkenswertes Zeugnis zur Erforschung des Werkprozesses im Büro Eller, Moser, Walter zum Zeitpunkt der Arbeit an einem seiner Hauptwerke gesehen werden. U.a. auch hierdurch erhält das Wohnhaus Kopecky eine besondere Bedeutung im architekturhistorisch wichtigen
Gesamtwerk des Architekturbüros Eller, Moser, Walter. Das Prinzip der Grundrissgestaltung auf Grundlage einer wiederkehrenden, meistens polygonalen, nicht rechtwinkligen Grundform, findet sich in der Architekturgeschichte
des Wohnungsbaus bereits in den 1940er Jahren im Werk des berühmten USamerikanischen Architekten Frank Lloyd Wright. Weite Verbreitung fand es in der europäischen Architektur seit den 1960er Jahren. Gleichseitige Dreiecke und Sechsecke
sind dabei die dominierenden Formen. Das Achteck oder auch der Kreis sind eher selten anzutreffen. Charakteristische Beispiele für dieses in den 1960er und 1970er Jahren auch in anderen Baugattungen - Verwaltungsbauten, Kulturbauten,
etc. - weit verbreitete Gestaltungsprinzip sind unter anderem die zahlreichen vom Architekten Heinrich Johann Niemeyer (* 1936 ? 2010) in den 1960er und 1970er Jahren entworfenen Wohnhäuser, sowie das Wohn- und Ateliershaus des Komponisten
Karlheinz Stockhausen von Schneider-Wessling (* 1931 ? 2017) in Kürten (1968). Das Wohnhaus Rathausstr. 58 in Aachen Laurensberg ist aber nicht nur ein charakteristisches Zeugnis für diese in den 1970er Jahren sehr wichtige architektonische
Gestaltungstendenz. In seiner Kombination aus skulpturaler Gestaltung der Baukörper und einer davon betont abgesetzten ebenfalls skulptural aufgefassten Dachlandschaft, zeigt es in ausgeprägter und gestalterisch anspruchsvoller Weise
auch eine andere in den späten 1970er Jahren, besonders aber in den 1980er Jahren wichtige architektonische Gestaltungstendenz. Aus dem bisher Gesagten geht daher hervor, dass das Wohnhaus Rathausstr. 58 in
Aachen-Laurensberg aus architekturhistorischen Gründen erhaltenswert ist als Werk des Architekturbüros Eller, Moser, Walter sowie als charakteristisches und anspruchsvolles Zeugnis wichtiger Architekturtendenzen im Wohnungsbau der 1960er
und 1970er Jahre. |