Wegekreuz und Prozessionskreuz auf Treppenanlage
Denkmalnummer 05334002 A 03641
Adresse Lindenplatz o. Nr.
Koordinaten 294025 5628919
Eintragung 08.02.2023
Denkmalart Baudenkmal
Kataster Flurstück: Gem.: Aachen Flur: 82 Flurst.: 1158
Merkmale Wege- und Prozessionskreuz in der Formensprache der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts mit verglaster älterer Kreuzigungsgruppe vor Holzkreuz auf einer ausladenden dreistufigen Treppenanlage mit rundem Grundriss auf dem Lindenplatz. Treppe, Altar der Schauseite, Dach (eingeschränkt) und Rückwand zeigen eine Oberfläche aus relativ feinkörnigem Waschbeton, einzig die Treppenanlage in einem dunkleren Ton als die übrigen Flächen. Die leicht vorkragende obere Altarplatte setzt sich aus hellen Sichtbetonplatten zusammen (die Mittlere im Fugenbereich defekt). In sie eingemauert ist eine Grundsteinurkunde, die die Geschichte dieses Wegekreuzes dokumentiert. Nach einem Beschluss des Pfarrvereins St. Paul von dem Aachener Architekten Peter Salm erbaut und am 05.07.1953 geweiht.
Begründung Das Objekt ist bedeutend für die Geschichte der Menschen. Für seine Erhaltung und Nutzung liegen wissenschaftliche, hier insbesondere künstlerische und städtebauliche, sowie volkskundliche Gründe vor. Bedeutung für die Geschichte der Menschen Das Objekt ist bedeutend für die Geschichte der Menschen, da es einen anschaulichen Eindruck von der kontinuierlichen Religiosität in Aachen vermittelt. Wie viele andere Wegekreuze auch, entstand dieses besondere aufgrund privater Spenden aus der Gemeinde bzw. des Pfarrvereins St. Paul. Von Zeitgenossen als ein Denkmal ihrer "christkatholischen Gläubigkeit" bezeichnet (Grundsteinurkunde), ist das Lindenkreuz bis heute in das Kirchenjahr eingebunden. So fand beispielsweise im Juni 2019 die Fronleichnamsfeier des Domes und der Aachener Innenstadtpfarreien auf dem Lindenplatz statt: Dort zelebrierte der Aachener Bischof Dr. Helmut Dieser den zentralen Gottesdienst. Die Fronleichnamsprozession zog anschließend singend zum Aachener Dom. Damit belegt das an einem alten Prozessionsweg durch die Innenstadt gelegene Kreuz und seine regelmäßig wiederkehrende raumgreifende Nutzung beispielhaft die Frömmigkeit der Aachener Bevölkerung und ihre starke Bindung an die katholische Kirche. Das Wege- und Prozessionskreuz ist ein wichtiges volkskundliches Zeugnis für das gelebte religiöse Brauchtum und ein Identifikationsort für die Aachener Christen ("Das Lindenkreuz in Aachen, wem ist es nicht bekannt?" Siehe: Das Lindenkreuz von Oberpfarrer Robert Beyer). Ferner liegen für seinen Erhalt und seine Nutzung wissenschaftliche, hier insbesondere künstlerische Gründe vor: Der für die Aachener Wiederaufbauzeit nach dem Zweiten Weltkrieg bedeutende Architekt Peter Salm, der u.a. auch das denkmalgeschützte ehem. Kloster Lindenplatz 2 (Mutterhaus der Armen Schwestern vom heiligen Franziskus, Ordensgründerin Franziska Schervier) in Teilen wiederaufbaute, wählte für die Neuerrichtung des Wege- und Prozessionskreuzes eine bauzeitlich typische Materialität mit moderner sachlich-schlichter Gestaltung. Sichtbetonkomponenten mit dominierenden geraden, geradezu scharfkantigen Kubaturen fassen die ältere, traditionelle Kreuzigungsgruppe aus Holz schützend ein. Geschwungene Linien treten ausschließlich im äußeren Bereich der Salmschen Gesamtkomposition auf: Die Treppenanlage mit kreisrundem Grundriss sorgt für die nötige Distanz am Boden; in der Höhe korrespondiert damit das angeschnittene geschwungene Dach, das entfernt an den griechischen Buchstaben Omega (?), erinnert. Die Gesamtgestaltung lässt sich als beispielhaft zeitgenössische Interpretation des Themas "Bildstock" begreifen. Das markante Erscheinungsbild charakterisiert eine Synthese von Überliefertem und zeitgenössischem Stilempfinden der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts. Als einzig bekanntes, von Peter Salm gestaltetes Wege- und Prozessionskreuz in Aachen besitzt es ein Alleinstellungsmerkmal. Ferner liegen für seinen Erhalt und seine Nutzung wissenschaftliche, hier insbesondere städtebauliche Gründe vor: Das Wege- und Prozessionskreuz befindet sich im Denkmalbereich Innenstadt, der im Wesentlichen die frühmittelalterliche Stadt im inneren Grabenring umfasst. Hier besteht im Südwesten seit dem Mittelalter der Lindenplatz als großflächige Ausweitung der Straße Annuntiatenbach. Über den Lindenplatz setzt sich der ansteigende Straßenverlauf über die Johannisstraße stadtauswärts fort. Sie bezieht ihren Namen von der Johanniter-Kommende, die auch dem sie begleitenden Bach seinen Namen "Johannisbach" gab. Er durchfloss ursprünglich eine sumpfige Niederung, die erst spät mit Klöstern erst-besiedelt wurde. Zu ihnen zählte auch das Annuntiatenkloster, aus dem Figuren für das Wegekreuz bezogen worden sind. Im Laufe der Jahrhunderte verlegte man den Bach unter die Erdoberfläche. Seit 1999 fließt ein Teilstück in offener Rinne, dem natürlichen Bachverlauf folgend, vom Lindenplatz zur Pontstraße. Das vom Johannisbach umflossene Wege- und Prozessionskreuz auf dem Lindenplatz steht zwischen der alleeartigen Baumbepflanzung am Ende bzw. Anfang einer gedachten Sichtachse. Es prägt als freigestellter Solitär mit Nah- und Fernwirkung den westlichen Stadtraum im inneren Kern und gleichzeitig das einzigartige Aachener Stadtbild entscheidend mit. Die zeitgenössisch-modern überformte Kreuzigungsgruppe mit dem Lindenkreuz ist unweit des zentralen Aachener Doms und der westlich mittelbar anschließenden katholischen Pfarrkirche St. Paul, in direkter Nachbarschaft zum ehemaligen Mutterhaus der Armen Schwestern vom heiligen Franziskus als charakteristischer geschichtsträchtiger Bestandteil des Stadtgefüges erlebbar und mit seiner prägnanten Lage im nördlichen Bereich des Lindenplatzes, wo fünf Straßenzüge zusammenlaufen, unverzichtbar. In diesem städtebaulichen Kontext gehört es seit Jahrhunderten als stadtgeschichtlich relevantes Element zum Lindenplatz. Hier war bzw. ist es im kollektiven Gedächtnis der Stadt verankert.
Schutzumfang Siehe Lageplan, der Bestandteil der Eintragung ist.
© CopyrightStadt Aachen