Denkmalnummer | 05334002 A 01920 |
Adresse | Laurensberger Straße 143 |
Koordinaten | 291557 5633792 |
Eintragung | 27.06.1983 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Kataster | Flurstück: Gem.: Laurensberg Flur: 32 Flurst.: 110 |
Merkmale | Hofanlage erbaut 18. bis frühes 20. Jahrhundert; straßenseitig links giebelständiges zweigeschossiges Wohnhaus als ältester erhaltener Bauteil in Quader- und Bruchsteinmauerwerk aus Mergel; Fenster- und Türrahmungen überwiegend in Backstein, Giebelfassade mit zwei Fensterachsen, kleines Fenster mit Balkensturz im Giebeldreieck. Hofseitig Haustür und Fenster in unregelmäßigen Größen und Achsen, Backsteinrahmungen, Fensterfüllungen erneuert. Nach Westen ehem. Abschlusswand aus Mergel innerhalb des modernen Anbaus gelegen.
Innen: Keller mit Bruchsteintonne, Lichtnischen und Werksteintreppe, Zugang durch wohl noch bauzeitlichen Treppenkasten, nachvollziehbar drei- bis vierteilige Zonierung des Hauses mit zentralem Küchenraum und Kaminblock, verputzte Mutterbalken und Balkendecken, mehrere Rahmenfüllungstüren und steile Holztreppe aus Umbauphase um 1900, z.T. Dielenböden. Satteldach mit überwiegend erneuertem Dachstuhl, erhalten ist ein zentrales Bindergespärre mit Bockkonstruktion und Firststiel.
In der Nordostecke des Hofes kleines zweigeschossiges Stall- bzw. Nebengebäude aus Backstein, auf drei Seiten mit Mergelmauerwerk, Öffnungen z.T. mit Stichbögen, Satteldach. Rundbogige Toreinfahrt in Mergelmauerwerk mit doppelflügeligem Holztor mit bauzeitlichem Balkengerüst aus Eiche und schmiedeeisernen Beschlägen, Verbretterung erneuert; Rundbogen aus Backstein, innenseitig Sturzbalken; kleines Satteldach.
Der gartenseitige ehem. Wirtschaftsflügel unter weitgehender Beibehaltung von Trauf- und Firstlinie sowie Materialität der Fassaden erneuert und nur in seiner Kubatur ablesbar. Rückseitige Anbauten nichtdenkmalwert. (siehe auch gutachtliche Stellungnahme vom 25.10.2022) |
Begründung | Das Objekt ist bedeutend die Geschichte des Menschen und für Städte und Siedlungen. Für seine Erhaltung und Nutzung liegen wissenschaftliche und städtebauliche Gründe vor.
Bedeutung für die Geschichte des Menschen und der Städte und Siedlungen:
Eine Bedeutung besitzen die spätestens seit der frühen Neuzeit bestehenden Hofanlagen als Ausgangspunkt für die weitere Besiedlung Vetschaus - ausgehend von der Lage an der ehem. römischen Straße nach Heerlen im äußersten Norden des Aachener Reiches unmittelbar an der ehem. Landwehr gelegen. Vetschau war somit Grenzort, im 18. Jh. grenzten hier reichsstädtisches Gebiet, Herzogtum Jülich (Herrschaft Heyden) und den Österreichische Niederlanden aneinander.
Vetschau war durch seine fruchtbaren Böden und ihre intensive Nutzung geprägt von z.T. großen und festen landwirtschaftlichen Gehöften: im Vetschauer Süden die großen und bereits im Mittelalter erwähnten Niersteiner Höfe, im weiteren Verlauf nach Norden die Bocholtzer Höfe und das Gut Linde und dann die nördlichen Höfe mit der sog. Vetschauer Schmiede, zu denen auch der Hof Laurensberger Str. 143 gehört. Alle Höfe zeichnen sich durch eine massive Bauweise in Mergel und Backstein, z.T. umfangreiche Bauten und Wirtschaftsgebäude sowie mit Toren abgesicherte, geschlossene Höfe aus.
Die Geschichte Vetschaus als wichtiger Versorgungsort ist somit unmittelbar mit der Geschichte der Stadt Aachen verbunden. Die Reichsstadt Aachen (und Reichsabtei Burtscheid) war in historischer Zeit umgeben von zahlreichen landwirtschaftlichen Gütern und Hofstellen, wobei insbesondere die nördlich der Stadt gelegenen fruchtbaren Gebiete durchaus als "Kornkammern" Aachens dienten.
Die geschlossenen, massiven landwirtschaftlichen Gehöfte sind trotz der näher herangerückten modernen Bebauung und Verdichtung als historische Keimzelle der Entwicklung Vetschaus ablesbar und vermitteln ein weitgehend authentisches Bild der historischen Kulturlandschaft.
Ferner liegen für Erhalt und Nutzung vor:
Wissenschaftliche, insbesondere architekturhistorische Gründe:
Die erhaltenen Gebäude(teile) geben einen Eindruck der geschlossenen historischen Hofanlagen, wie sie typisch für die Region sind. Neben dem hier giebelständigen Wohnhaus gehören dazu die hohe abschließende Hofmauer mit rundbogiger Toreinfahrt und angeschlossenen Wirtschaftsbauten, welche einen Eindruck von der Lebensweise auf einem Gehöft und den hier notwendigen Bedarfs- und Funktionsbauten vermittelt. Von architekturhistorischer Bedeutung ist nicht zuletzt auch die regionaltypische Bauweise v.a. in vor Ort gebrochenem Mergelstein, der als relativ weiches Baumaterial auch eines spezifischen Umgangs bedurfte.
Insbesondere das Wohnhaus gibt in seiner typischen Grundrissstruktur mit hintereinander angeordneten Räumen, zentralem Kaminblock, Kellergewölbe und den noch erhaltenen Elementen bzw. der wandfesten Ausstattung wie Balkendecken, Hohlkehlendecken, Treppe, Rahmenfüllungstüren und Dielenböden typische Elemente der Wohnkultur der Zeit des 18. bis frühen 20. Jh. wieder.
Städtebauliche Gründe:
Der Hof Laurensberger Str. 143 ist als eines der historischen landwirtschaftlichen Gehöfte Vetschaus ortsbild- und kulturlandschaftlich prägend, insbesondere im Kontext der in unmittelbarer Nähe liegenden, ebenfalls denkmalgeschützten Gehöfte. Zusammen vermitteln die historischen Hofanlagen ein nachvollziehbares Bild eines landwirtschaftlich geprägten Weilers bzw. Ansiedlung. Die teils stattliche Größe und Kubatur der Höfe sowie ihre massive, geschlossene Gestalt in ortstypischer Backstein- und Mergelbauweise lassen die Höfe als prägende Bauten erscheinen.
Darüber hinaus ist das hier umfangreich verwendete Baumaterial Mergelkalkstein ein Alleinstellungsmerkmal der Bauten nördlich des Aachener Kessels. Die umfangreichen Mergelvorkommen im Bereich Limburg-Aachen liegen hier als Vetschauer Kalke an und wurden in unmittelbarer Nähe gebrochen. Das verwendete Baumaterial ist somit auch ein Hinweis auf die lokalen geologischen Gegebenheiten.
Die Voraussetzungen des § 2 Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Westfalen für die Eintragung in die Liste der geschützten Denkmäler sind daher erfüllt.
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Schutzumfang | Zum Schutzumfang gehören das zur Straße giebelständige südliche Wohnhaus in Mergel sowie das nordöstliche kleine Nebengebäude zur Straße vollumfänglich außen und innen. Rundbogige Toreinfahrt und hofseitige Mergelmauer zum Haus Laurensberger Str. 145. Der traufständige Baukörper zwischen Hof und Garten ist nur in seiner Kubatur als Reminiszenz an den ehem. Winkelhof schützenswert. Der Anbau gehört nicht zum Schutzumfang.
- Siehe Lageplan, der Bestandteil der Eintragung ist. - |
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