Spielcasino (ehemaliges Neues Kurhaus)
Denkmalnummer 05334002 A 01950
Adresse Monheimsallee 44
Koordinaten 295068 5629562
Eintragung 27.06.1983
Denkmalart Baudenkmal
Kataster Flurstück: Gem.: Aachen Flur: 71 Flurst.: 4108
Merkmale 1914-1916 (Fischer-Stöhr) erbaut; 2-geschossige Anlage, ursprünglich um 2 Binnenhöfe, mit übergiebeltem Säulenportikus vor dem Mitteleingang. Ergänzt um : zugehörig Konzert-Muschel südl. neben dem ehem. Neuen Kurhaus, aus der gleichen Erbauungszeit, gemauertes Halbrund mit muschelförmiger Überdachung. "Das Kurhaus ist ein breitgelagerter, zweigeschossiger, geschickt für das Landschaftsbild entworfener Bau, dessen Eingang eine von kräftigen Säulen getragene und von einem Tympanon überragte offene Halle betont, die zur Unterfahrt dient. Sinnig weist die vom Prof. Albertshofer in München im Tympanon angebrachte Skulptur auf seine Bestimmung als Kurhaus hin in der mächtigen Figur des bärtigen Äskulaps, umgeben von zwei das Heilwasser spendenden Najaden. Die Säulen sowie sämtliche Architekturteile, aus Naturstein hergestellt, der sich in seinem wärmeren Ton vorteilhaft von der Farbe der Putzflächen abhebt, geben dem in Anlehnung an klassische Formen gehaltenen Bauwerk ein gediegenes und reiches Aussehen und kennzeichnen es als das bevorzugtere der ganzen Anlagen. Eine durch die beiden Geschosse reichende, mit gefeldertem Gewölbe geschlossene und durch Oberlicht erhellte Vorhalle vermittelt den Zugang zu dem großen und kleinen Konzertsaal sowie einerseits zu den Kurräumen und anderseits zu den Gasträumen. Erstere umgeben einen mit Sgraffito, Majoliken und Pflanzen geschmückten Zierhof und zerfallen in einen mit edlem Holz getäfelten Lesesaal, reich ausgestattete Gesellschaftsräume sowie Spiel-, Rauch- und Frauensäle; die Gasträume enthalten den Wein- und Speisesaal sowie Kaffeeräume mit Zucker- und Feinbäckerei. Diese Räume führen auf eine ausgedehnte, zweigestufte Wein- und Bierterrasse mit Sicht auf den Konzertplatz, der in einem elektrischen Leuchtbrunnen endigt. Der große Saal, für Tischkonzerte wie auch vermöge seiner ausgedehnten Orchesterbühne für größere Musikaufführungen geeignet, enthält unten und auf dem Emporen 850 Sitzplätze. Seine Wände sind bis zu den Emporen mit poliertem und mit Einlagen geschmücktem Nussbaumholz getäfelt, sonst in Stuck gehalten und bemalt. Breite, mit dem Saal durch Türen verbundene Gänge als Wandelgänge und erweitert zur Aufnahme der Kleiderablage umziehen Saal und Halle beiderseitig. Der Einblick von hier in die künstlerisch und im Material bevorzugte Halle gewährt Genuss und Befriedigung. Den unteren Teil der Wände bekleidet wertvoller Marmor und darüber schmücken die eine geschlossene Längswand kostbare Gemälde von der Hand des Kunstmalers Prof. Ederer in Düsseldorf, eine Gabe des Kunstvereins für Rheinland und Westfalen in Düsseldorf, während zwei Reiterstandbilder, Kaiser Karls des Großen und des deutschen Kaisers Wilhelms II., ausgeführt von Prof. Pfeiffer in München, die halbkreisförmig abgegrenzten Wandflächen der Schmalseiten beleben." (Laurent 1916, S. 659) Das Neue Kurhaus und die umgebenden Parkanlagen: Das Neue Kurhaus wendet sich mit seiner Hauptfassade der Monheimsallee und damit der Aachener Innenstadt zu. Es besetzt zugleich einen wichtigen Ort innerhalb des Stadtgartens. Dieser geht im Kern auf den Garten des Maria-Hilf-Spitals zurück, den der bedeutende Gartenarchitekt Peter Joseph Lenné 1855 angelegt hatte. Der Park ist im Lauf der Zeit mehrfach erweitert worden. 1885 kam der botanische Garten hinzu. Ab 1925 wurde nach Norden der von 0. Ophey angelegte Farwickpark angelegt, der als ein Ersatz für die vom Quellenhof überbaute Fläche verstanden worden ist. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der evangelische Friedhof in den Park einbezogen. Das unmittelbare Umfeld des Neuen Kurhaus wurde 1914-16 durch Stadtgartendirektor Weßbergs gärtnerisch neu gestaltet. Eine Auffahrt und Blumenbeete vor dem Portikus wurden angelegt. Vor der Ostterrasse breitete sich ein Konzertplatz mit Baumbepflanzung aus. Hinter dem Kurhaus wurden vier Tennisplätze und Ruheplätze eingerichtet. Da das Neue Kurhaus den Standort des ehemaligen Spitals einnimmt, lag es nahe, auch dessen Bezüge auf den bestehenden Park zu berücksichtigen. Tatsächlich stammt die dem Portikus vorgelagerte Wasserfläche in Form und Ausdehnung noch aus Lennés Zeit. Zerstörunng, Wiederaufbau und denkmalwerte Bausubstanz heute: Im Zweiten Weltkrieg wurde das Neue Kurhaus beschädigt und 1950 wiederhergestellt. Die Außengestalt ist im Verlauf seiner Geschichte nur wenig verändert worden. In der nordwestlichen Ecke, zwischen ehern. Festsaal und Hauptflügel wurde ein eingeschossiger Kubus für Verwaltungsräume des Kasinos eingefügt. Die Wandelhalle zwischen dem Neuen Kurhaus und dem Hotel Quellenhof ist inzwischen abgerissen, an ihrer Stelle steht das Kongresszentrum "Eurogress" von Erwin Schiffer, das vor einigen Jahren umgebaut worden ist. In jüngerer Zeit wurde der Gartenhof im Westflügel des neuen Kurhauses mit einem Glasdach geschlossen und vor dem Ostflügel die Glaskonstruktion des Lenné-Saal errichtet. Bei der Wiederherstellung des Inneren des Neuen Kurhauses nach 1945 kam es teilweise zu Vereinfachungen. Trotzdem ist die ursprüngliche Raumdisposition in ihren wesentlichen Teilen erhalten. Außerdem finden sich weite Teile der historischen Ausstattung mit Stuck, Vertäfelungen, Treppen und Türen. Für die Innengestaltung des Kasinos wurden sie allerdings teilweise überdeckt und in den sichtbaren Bereichen großenteils hell überstrichen, so dass Sie heute weniger ins Auge fallen. Inzwischen mussten diverse technische Installationen für den Betrieb des Kasinos eingebaut werden. Der Portikus mit seinem Dekor und die ihm zugeordneten Eingangshalle haben die Zeiten weitgehend unversehrt überstanden. Zu beiden Seiten der Eingangshalle gibt es Treppenhäuser, die nach an Ort und Stelle mit Ausstattung bestehen. Während der Wiederaufbauarbeiten ist auch das an die Eingangshalle anschließende Vestibül mit seiner kassettierten, gewölbten Decke, Pfeilern und Gesimsen erhalten bzw. wiederhergestellt worden. Die ursprünglich dunklere Farbigkeit der Ausstattungselemente ist heute unter einer hellen Raumfassung verdeckt. Im Obergeschoß war das quergelagerte Vestibül ursprünglich teilweise offen, während sich heute hier überwiegend Glas- und Spiegelelemente befinden; die Stützelemente sind dagegen erhalten. Die Wandmalereien von Ederer sowie die Skulpturen der Kaiser Karl des Großen und Wilhelm II. zu Pferde von Pfeiffer sind aus dem Vestibül verschwunden. Hinter dem Vestibül Ist der Konzertsaal angeordnet, der auch außen deutlich in Erscheinung tritt. Zu beiden Seiten dieses zentralen Gebäudebereiches erstrecken sich zweigeschossige Flügel. Im Ostflügel waren die Konditorei (entlang der Hauptfassade) und ein Restaurant (an der Schmalseite) eingerichtet, die als Räume mit Teilen ihrer Ausstattung noch vorhanden sind. Die konvex gerundeten Stuckdekorationen in den Ecken der Konditorei sind sichtbar erhalten, im ehern. Restaurant sind die Wände dagegen vollständig verkleidet. Im zentralen Raum des Ostflügels waren ursprünglich eine Küche und sanitäre Anlagen untergebracht, heute befindet sich hier eine Bar. Entlang der Rückseite des Ostflügels ist die Küche eingerichtet. An ihrer Stelle befand sich ursprünglich der kleine Saal; er ist der einzige offenbar vollständige Verlust unter den ehemaligen repräsentativen Räumen. Im Westflügel waren ursprünglich ein Konversationssaal, ein Schreibzimmer und ein Lesesaal eingerichtet. In diesen Räumen sind die Wanddekorationen noch in vielen Bereichen sichtbar erhalten; teilweise gibt es abgehängte Decken. Die Stuckdecke im ehern. Konversationssaal ist erhalten. Die kassettierte Decke im ehern. Schreibzimmer ist erhalten, ebenso das umlaufende Stuckprofil unterhalb der Decke. Die dunkle Holzvertäfelung des ehern. Lesesaales, der sich entlang der rückseitigen Längsfassade im Westflügel erstreckt, ist erhalten. Außerdem gab es im Westflügel ein kleineres Spiel- und Rauchzimmer vor dem Seitengang in der westlichen Schmalseite sowie ein kleines Damenzimmer nahe der zentralen Eingangshalle. Der ehern. Gartenhof ist inzwischen überdacht worden und wird für das Spielkasino genutzt, In den äußeren Bereichen des Neuen Kurhauses gibt es mehrere Treppenhäuser, außerdem im Erd- und im Obergeschoß verschiedene Flure. In diesen Bereichen sind die ursprünglichen wandfesten Ausstattungsteile und beispielsweise Treppengeländer noch in erheblichem Umfang vorhanden. Ebenso gibt es viele historische Türen, im Osttreppenhaus sogar noch ein Wandbild mit Stuckumrahmung. Als bedeutendster Raum des Neuen Kurhauses wurde von Anfang an der Konzertsaal verstanden, der sich auch in der architektonischen Außenerscheinung deutlich abzeichnet. Er schloss unmittelbar an das Vestibül an und endete in einer Rundung, in der im Erdgeschoß Räume für Musiker untergebracht waren. Der Konzertsaal verfügte über ein Parkett im Erdgeschoß, das seitlich über lange Flure zugänglich war. Im Obergeschoß waren Emporen angeordnet, Diese lagen einerseits oberhalb der Flure, anderseits erstreckten sie sich auf schmalen, hölzernen Einbauten bis in den Bereich des eigentlichen Saales hinein. Das Orchester hatte seinen Platz innerhalb der Rundung; oberhalb gab es in der Rundung einen Raum für eine Orgel. Dem Orchester gegenüber war in der Mitte der an drei Seiten umlaufenden Empore eine "Fürstenloge" angeordnet. 1950 ist der Konzertsaal in seinen wesentlichen Teilen wiederhergestellt worden. Die Emporeneinbauten in den eigentlichen Saal und die Fürstenloge wurden nicht wieder errichtet. Die Wandmalereien sind heute nicht mehr sichtbar (verloren oder überdeckt?) Die Zierelemente an der kassettierten Decke, am unterhalb der Decke umlaufenden Gesimsbereich sowie an den Pfeilern vor dem Emporenbereich sind während der Wiederaufbauarbeiten in veränderter Form wiederhergestellt worden. Hier wurde ein schlichteres Erscheinungsbild im Stil der frühen 1950er Jahre angestrebt. Der Saal kann in seiner Ausdehnung und Ausstattung wegen einer eingehängten Dekoration mit tausenden Metallketten sowie einer modernen Treppenanlage an der Südseite optisch nicht mehr wahrgenommen werden; auf den ehern. Emporen sind die Rohre der Klimaanlage aufgestellt. Dennoch ist der Saal bei genauerem Hinsehen recht gut erhalten.
Begründung Das o.g. Objekt ist bedeutend für die Geschichte des Menschen, der Städte und Siedlungen. Für seine Erhaltung und Nutzung liegen wissenschaftliche, insbesondere baugeschichtliche, ortsgeschichtliche und städtebauliche Gründe vor. Das Neue Kurhaus mit dem umliegenden Park (zugehörig Hotel Quellenhof) ist ein bedeutendes Zeugnis der Bädergeschichte der Stadt Aachen, die nach 1900 einen neuen Aufschwung nahm. Es prägt die städtebauliche Erscheinung des Umfeldes mit der vorgelagerten Monheimsallee. Die neoklassizistische Architektur und Ausstattung sind ein wichtiger Teil der Baugeschichte der Stadt Aachen und zeigen Qualität darüber hinaus. Der Wiederaufbau beließ die Raumstruktur und Innenausstattung in weiten Teilen; im Konzertsaal sind gewollte ästhetische Eingriffe der Wiederaufbauzeit zu erkennen. Für die Zwecke des Kasinos sind viele Räume neu ausgestattet worden. In weiten Bereichen scheinen die Neuausstattungen sich jedoch auf Verkleidungen zu beschränken. Sollte es zukünftig zu Bauarbeiten in dem Gebäude kommen, könnten noch weitere, derzeit nicht sichtbare Teile der Originalausstattung zutage treten.
Schutzumfang Siehe Lageplan, der Bestandteil der Eintragung ist. Siehe Gutachten des LVR vom 14.09.2011.
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