Merkmale | Bank- und Wohngebäude, 1907 durch Architekt Georg Frentzen für die Rheinisch-Westfälische Disconto Gesellschaft geplant und 1910/11 errichtet. Fünfgeschossig in fünf Achsen, zweigeschossiges Sockelgeschoss mit Rustika, obere Geschosse mit Lisenen- und Blendnischengliederung; repräsentative Werksteinfassade mit historisierenden und Jugendstil-Schmuckformen, in der breiten rechten Achse 2-geschossiger Erker (ab 2. Obergeschoß), dieser besitzt im dritten Obergeschoss Loggia mit Flachrelief-Brüstungsfeldern, viertes Obergeschoss mit aufgesetztem Balkon mit schmiedeeisernem Geländer; in der linken Achse aufwendig gerahmtes, monumentales Eingangsportal mit Supraporten-Relief, Löwenkopf und zwei Atlantenfiguren mit Attributen als Reminiszenz an die beiden Gründer des Bankhauses L. Scheibler und F. Charlier; das oberste Stockwerk mit paarig
angeordneten Rundbogenfenstern nach 1945 vereinfacht.
Innen: Raumstruktur und Konstruktion weitgehend nachvollziehbar erhalten, darunter Entrèe, ehem. Büroräume der Bankdirektoren und Sitzungssaal sowie Wohnräume im 3. und 4. OG; weitläufiges Haupttreppenhaus mit Zwischenpodesten und Oberlicht; Nebentreppenhaus. Baufeste Ausstattung: Fenster- und Türanlagen, Wandverkleidungen und Bodenbeläge aus Stein und Holz, Decken und Wandstuck, die schmiedeeisernen Treppengeländer beider Treppenhäuser sowie das Trenngitter zwischen Bank-Vorhalle und Nebentreppenhaus, die kunsthandwerklich gestalteten Fensterverglasungen im Oberlicht des Treppenhauses (ornamental) und im Hoffenster des Treppenhauses im 2. OG (ornamental, Jahreszahlen, Initialen). Weitere Ausstattungselemente: Deckenleuchten mit geschliffenem Glas in der Eingangshalle jeweils vor den Eingängen zu den Treppen-häusern, Hängeleuchter in der Form eines Reifs mit daran aufgehängten Laternen im Treppenhaus vor dem Eingang der Kassenhalle, Wandleuchter in der Form einer Laterne an geschwungenem Arm auf dem Treppenpodest des 1. Obergeschosses, die runden Deckenleuchten im Nebentreppenhaus. Glasfenster mit figürlicher Darstellung (Lousbergsage) an der Wand gegenüber des Zugangs zur Kassenhalle (wohl Ende der 1950er Jahre aus dem Wohnhaus von Carl Senff, Mitbegründer und Direktor der Rheinisch-Westfälischen Disconto Gesellschaft eingebracht). |
Begründung | Das Objekt ist bedeutend für die Geschichte des Menschen und der Städte und Siedlungen. Für seine Erhaltung und
Nutzung sprechen künstlerische, wissenschaftliche und städtebauliche Gründe.
Bedeutung für die Geschichte des Menschen und der Städte und Siedlungen:
Das Gebäude wurde als Sitz der Rheinisch-Westfälische Disconto-Gesellschaft AG 1910-11 konzipiert und errichtet.
Das Bankhaus ging aus dem privaten, 1872 gegründeten Bankhaus Scheibler und Charlier hervor. Das Gebäude mit
prächtiger Fassade und Treppenhaus erfüllte in besonderem Maße die Funktion der Repräsentation des
Bankhauses an städtebaulich sehr prominenter Stelle. Trotz der in den 1960er Jahren abgebrochenen Kassenhalle
sowie weiterer Büros und Wohnräume zur Elisabethstraße sind noch wesentliche Merkmale des Bank- und
Geschäftshauses im vorhandenen, U-förmigen Gebäude zum Kapuzinergraben erhaltenen. Neben der
anspruchsvollen und im Stadtraum wirksamen Fassadengestaltung und dem als Entrée genutzten Erdgeschoss
gehörten dazu die noch in weiten Teilen nachvollziehbaren, funktionsrelevanten Büroräume der Bankdirektoren und
der obligatorische Sitzungssaal im 2. Obergeschoss. Darüber hinaus waren im 3. und 4. Obergeschoss noch
anspruchsvolle Wohnräume untergebracht. Das Gebäude reiht sich ein in eine Gruppe von weiteren Bank- und
Geschäftshäusern an Theaterplatz und Theaterstraße (ehem. Hochstraße). Nach Niederlegung der mittelalterlichen
Stadtmauern in der ersten Hälfte des 19. Jh. wurde die heutige Theaterstraße als große Prachtstraße angelegt.
Entsprechend siedelten sich hier in kurzer Zeit Bürgervillen, zunehmend aber auch prächtige Geschäftshäuser und
Banken an, die das Bild der Straße bis heute prägen. Den prägnanten Endpunkt der Straßenachse bildet bis heute
das Theater. Das Gebäude Kapuzinergraben 12-14 stellt noch einen wesentlichen Bestandteil der historischen,
umgebenden Bebauung des Theaterplatzes bzw. des hier vorbei führenden Kapuzinergrabens dar.
Ferner liegen für Erhalt und Nutzung vor:
Künstlerische Gründe
Den Entwurf des Bank- und Wohnhauses Kapuzinergraben 12-14 lieferte der Aachener Architekt Georg Frentzen
(1854-1923). Georg Frentzen war seit 1887 Professor für Ingenieurbauten, Detaillieren, Eisenhochbau und
monumentale Gebäudearchitektur an der TH Aachen sowie geheimer Baurat. Frentzen hatte zeitweise u.a. den
Vorsitz des BDA inne und engagierte sich in diversen elitären Vereinen und Kommissionen wie z.B. dem Club
Aachener Casino und dem Aachener Künstlerverein und verkehrte somit auch als etablierter Architekt in den
großbürgerlichen Kreisen. Neben einigen bedeutenden Wettbewerbsbeiträgen und Großbauten wie der preußischen
Höheren Fachschule für Textilindustrie in Aachen (1891), dem Empfangsgebäude des Kölner Hauptbahnhofes
(1890-94, nicht mehr erhalten), dem Leopold-Hoesch-Museum in Düren (1905), dem Kraftwerk Heimbach (1904)
oder dem Fröbel-Seminar in Aachen (1908) schuf er auch für einige Familien der Aachener Oberschicht
Wohnhäuser und Villen, von denen allerdings nur das Haus Schüll an der Oppenhoffallee (1896/97) umfangreich
erhalten ist. Seine historistischen Entwürfe und Bauten zeugen von der intensiven Kenntnis historischer Bauformen, die er selbstbewusst kombinierte und weiterentwickelte. Nach der Jahrhundertwende folgt seine Architektursprache
verstärkt den Formen des Jugendstils oder baut darauf auf. Als eines seiner letzten Werke schuf Frentzen hier am Kapuzinergraben ein äußerst repräsentatives Gebäude mit historisierenden und Jugendstil-Elementen. Das Gebäude zeugt anhand seiner Fassade, der Qualität seiner Schmuckformen, seiner funktionsrelevanten Raumstruktur und der hohen Detailierung in Ausstattung und Bauschmuck von den künstlerischen und planerischen Qualitäten des Architekten.
Da es eines der wenigen weitgehend vollständig erhaltenen Werken des Architekten Georg Frentzen ist, vermittelt
das Gebäude einen wertvollen Eindruck seines künstlerischen Schaffens und damit dem Architekturverständnis
seiner Zeit.
Wissenschaftliche, hier architekturhistorische Gründe:
Das Gebäude Kapuzinergraben 12-14 ist ein wertvolles Beispiel für den Typus des repräsentativen Bankgebäudes
im frühen 20. Jahrhundert. Die prächtige Sandsteinfassade mit ihren baulichen Details, die erhaltene Konstruktion
und Raumstruktur des Gebäudes sowie seine charakteristische, wandfeste Ausstattung belegen den
Repräsentationscharakter des Geschäftshaus. Zwar ist die ehem. Kassenhalle nicht mehr erhalten, doch gehören
insbesondere die im 2. Obergeschoss überlieferten ehem. drei Büros der Bankdirektoren und der zugehörige
Sitzungssaal trotz Veränderungen zum Raumprogramm, welches für den grundsätzlichen Aufbau und Struktur des
Geschäftsablaufs wichtig war. Das 3. und 4. Obergeschoss waren zu drei Wohneinheiten ausgebaut, die trotz Zuschnitt her anspruchsvolle Wohnung genutzt. Das ursprünglich mit Kammern für Dienstpersonal ausgebaute
Mansardgeschoss wurde nach Kriegszerstörung nicht wieder errichtet.
Zur bauzeitlichen Ausstattung gehören im Detail Fenster- und Türanlagen, Wandverkleidungen und Bodenbeläge
aus Stein und Holz, Decken und Wandstuck, die schmiedeeisernen Treppengeländer beider Treppenhäuser sowie
das Trenngitter zwischen Bank-Vorhalle und Nebentreppenhaus sowie die kunsthandwerklich gestalteten
Fensterverglasungen im Oberlicht des Treppenhauses (ornamental) und im Hoffenster des Treppenhauses im 2. OG (ornamental, Jahreszahlen, Initialen). Ferner zählen zu den bauzeitlichen Ausstattungselementen Deckenleuchten mit geschliffenem Glas in der Eingangshalle jeweils vor den Eingängen zu den Treppenhäusern, Hängeleuchter in der Form eines Reifs mit daran aufgehängten Laternen im Treppenhaus vor dem Eingang der Kassenhalle, Wandleuchter in der Form einer Laterne an geschwungenem Arm auf dem Treppenpodest des 1. Obergeschosses und die runden Deckenleuchten im Nebentreppenhaus. Das Glasfenster an der Wand gegenüber dem Zugang zur Kassenhalle mit figürlicher Darstellung zeigt höchstwahrscheinlich die Lousbergsage. Das Fenster wurde wahrscheinlich Ende der 1950er Jahre aus dem Wohnhaus von Carl Senff, Mitbegründer und Direktor der Rheinisch-Westfälischen Disconto Gesellschaft, bei dessen Abbruch hierher transferiert.
Architektur und Ausstattung zeigen die Ansprüche der Bauherrenschaft an eine repräsentative und der Funktion als
Bankhaus angemessenen Gestaltung und Prachtentfaltung. Angesichts der architekturhistorischen Bedeutung des
Gebäudes als Beispiel für den Typus des repräsentativen Bankgebäudes im frühen 20. Jahrhundert ist die
Direktorenetage (2.OG) auch in ihrem veränderten Zustand wichtig für den Zeugniswert des Gebäudes als Ganzem,
da hier der Umfang und in weiten Teilen auch der Zuschnitt des ursprünglichen Raumprogramms überliefert ist. Das
gleiche gilt für die Wohnung, die sich über das ganze 3. Obergeschoss erstreckte.
Das Gebäude dient der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Architektur Anfang des 20. Jahrhunderts und der hier besonders repräsentativen Gestaltung und Ausstattung entsprechend der Nutzung. Es stellt darüber hinaus ein wichtiges Zeugnis der wenigen erhaltenen Beispiele eines Bank- bzw. Geschäftshauses in Aachen dar.
Städtebauliche Gründe:
Das Gebäude Kapuzinergraben 12-14 steht an prominenter Stelle gegenüber dem klassizistisch geprägten
Theaterbau und dem vorgelagerten Theaterplatz. Die groß dimensionierte und reich verzierte Natursteinfassade mit
großem Eingangsportal kommt an dieser Platzlage zur vollen repräsentativen Entfaltung und bildet vis-à-vis des
Theaters einen städtebaulich prägnanten Baukörper. Zusammen mit den umgebenden denkmalgeschützten
Großbauten hat sich hier im Bereich Theaterplatz / Kapuzinergraben eine für die Entwicklung der großstädtischen
Architektur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts beispielhafter Kontext erhalten. Trotz der der Zerstörungen des 2.
Weltkriegs und späterer Veränderungen ist dieser durch Kultur- und Geschäfts-Bauten geprägte Kontext
anschaulich. Zu den wesentlichen historischen Großbauten zählen neben dem Bankhaus Kapuzinergraben 12-14
das Theater, die ehem. Hauptpost, mehrere weitere Bank- und Geschäftshäuser am Theaterplatz bzw. -straße und
die rückseitige Elisabeth-Schwimmhalle. Auch die nach dem Krieg vereinfachte Fassade des 4. Obergeschosses
und die damit einhergehende Wiederherstellung der ursprünglichen Trauflinie und des Dachansatzes nach teilweiser Zerstörung im 2. Weltkrieg trägt zur städtebaulichen Wirkung des Gebäudes bei. Der insgesamt städtebaulich besonderen Präsenz des Gebäudes kommt somit eine besondere Bedeutung zu.
Die Voraussetzungen des § 2 Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Westfalen für die Einstufung als Baudenkmal sind
daher erfüllt. |