Hofanlage "Gut Neukeller"
Denkmalnummer 05334002 A 02327
Adresse Buchweg 49
Koordinaten 290363 5627606
Eintragung 23.09.1983
Denkmalart Baudenkmal
Kataster Flurstück: Gem.: Laurensberg Flur: 31 Flurst.: 107
Merkmale Vierflügelige Hofanlage "Gut Neukeller" in Alleinlage mit Bauteilen des 16.-20. Jh.; Zweigeschossiges Wohnhaus laut Inschrift über Tür 1562 erbaut, Backsteinmauerwerk in Kreuzverband über hohem Bruchsteinsockel, Fassadenanker im Bereich der inneren Mutterbalkenauflager, hofseitige Backstein-Freitreppe aus jüngerer Zeit; Kreuzstockfenster und Türgewänden in Blaustein mit stichbogenförmigen Entlastungsbögen und Holzblenden vor den unteren Fensteröffnungen, z.T. bauzeitliche Gitterstäbe in den Laibungen; auf Traufhöhe umlaufendes doppeltes Zahnfries, an den Ecken Werkstein-Konsolen; Giebelseiten mit weiteren hist. Fensteröffnungen, nach Westen z.T. durch Anbau verdeckt, erneuerte Holzfenster, Backstein-Kaminköpfe auf den Giebeln; z.T. später hinzugefügte neuen Fenster auf der Westseite sowie moderner Wintergartenanbau; Satteldach mit erneuerter Deckung. Innen: Kellergewölbe mit Bruchsteintonne und Lichtnischen, Zugangssituation verändert, in Erd- und Obergeschoss grundlegende hist. konstruktives Gerüst mit Mutter- und Streichbalken auf Blausteinkonsolen und Ankereisen erhalten, Deckenfelder erneuert; EG mit Resten eines offenen Werkstein-Kamins mit einseitigem Salzfach, im OG ehem. Ofenstandort erkennbar. Binder der Dachkonstruktion als Bockgerüst mit Krummstreben, Firststiel und Sprengwerk erhalten. Nach Südwesten an das Wohnhaus anschließend zweigeschossiges Stallgebäude, jetzt Wohnhaus und Garage, Öffnungen mit Stichbögen, z.T. verändert, im EG schmales Sprossenfenster, ehem. Sturzbalken über die ges. Breite der Hoffassade; Giebelwand mit Okulus und Ankereisen. Innen: weitgehen erneuert, Teile der Holzbalkenkonstruktion erhalten, Teile des hist. Dachwerks mit Pfetten und Sprengwerk. Anschließender Baukörper in der Südwestecke eingeschossig, Fenster mit Holzblockrahmen; Walmdach; Kellerraum mit preuss. Kappen. Südl. Hofeinfassung als Backsteinmauer mit integriertem Blausteingewände, Fenster und Türen erneuert, Durchgang und Unterstand dahinter ohne Denkmalwert. Nördliche Wirtschaftsgebäude im Wesentlichen im späten 18.-20. Jh. errichtet, älterer Kern mit hofseitigem Mergelmauerwerk im Nordostbau, sonst Backstein, Ankereisen, Öffnungen mit Stichbogen überwiegend nachträglich eingefügt, im südlichen Giebel Rundbogenöffnungen; Nordwestteil mit feldseitig ehem. Tor mit Sturzbalken, hier z.T. Sockelmauerwerk aus Bruchstein. Im Innern Teile der Balkenkonstruktion und Teilen der wesentlichen Dachstuhlkonstruktion mit unterschiedlichen Bockstuhl-Bindergespärren erhalten. Satteldach mit Hohlziegeldeckung.
Begründung Das Objekt ist bedeutend für die Geschichte des Menschen und der Städte und Siedlungen. Für seine Erhaltung und Nutzung liegen wissenschaftliche und städtebauliche Gründe vor. Bedeutung für die Geschichte des Menschen und für Städte und Siedlungen: Das Gut Neukeller ist eine ehem. landwirtschaftliche Hofanlage im Nordwesten der Stadt Aachen bestehend aus Wohnhaus und Wirtschaftsgebäuden des 16. bis 20. Jahrhunderts. Sie ist Teil der historischen Kulturlandschaft, welche geprägt ist durch zahlreiche landwirtschaftliche Gehöfte in Alleinlage oder in kleinen Weilern bzw. Ansammlungen (wie hier entlang des Buchwegs) zusammengeschlossen. Zudem befindet sich Gut Neukeller in unmittelbarer Grenzlage des früheren Aachener Reichs in der Nähe der ehem. Landwehr. Die teils stattlichen Hofanlagen v.a. im Aachener Norden dienten u.a. der Versorgung der Reichsstadt und waren vielfach im Besitz weltlicher oder geistlicher Herren, z.B. dem Marienstift oder der Reichsabtei Burtscheid. Die am Bestand ablesbare und durch unterschiedliche Architektursprache gezeichneten Erweiterungen des Hofes verdeutlichen geänderte Ansprüche an Wohn- und Wirtschaftsweise und steht somit beispielhaft für die zeitliche Entwicklung derartiger Hofanlagen. Die Hofanlage ist somit für die Geschichte der früh- bis neuzeitlichen Besiedlung und Bewirtschaftung innerhalb der Gebietsgrenzen der ehem. Reichsstadt Aachen von Bedeutung. Ferner liegen für Erhalt und Nutzung vor: Wissenschaftliche, insbesondere architekturhistorische und hauskundliche Gründe: Die Hofanlage weist Bauphasen aus verschiedenen Jahrhunderten auf. Das Wohnhaus ist inschriftlich auf dem Türsturz auf 1562 datiert und damit der älteste Teil der Anlage. Das Backsteingebäude auf Bruchstein-Sockel weist trotz der jüngeren Veränderungen typische Merkmale eines frühneuzeitlichen, stattlichen Wohnhauses auf. Insbesondere die mit Blausteingewänden gerahmte Tür sowie Kreuzstock- und Querstockfenster mit z.T. noch vorhandener oder nachvollziehbarer Vergitterung sind zeit- und lokaltypisch. Auch die Innenraumstruktur zeigt trotz der modernen Überformung noch historische Elemente: Typisch ist der Bruchsteinkeller mit Lichtnischen, dessen Tonnengewölbe quer zum First verläuft und sich meist unter einem beheizbaren Raum befand. Die grundlegende Konstruktion der Erd- und Obergeschosse ist mit Streich- und Mutterbalken, welche auf Konsolsteinen aufliegen, ablesbar. Die Mutterbalken sind über handgeschmiedete Eisenanker mit den Außenwänden verbunden. Die eigentliche Deckenbalkenlage (Kinderbalken) ist überwiegend verändert oder ersetzt und nur in einem Deckenfeld im EG samt nachgebildeter Kölner Decke vorhanden. An den Giebelwänden befindet sich je eine Kaminanlage. Der große offene Kamin an der Südseite ist noch weitgehend vorhanden und nachvollziehbar, von den vermutlich beidseitig ehem. vorhandenen Salzfächern ist noch das rechte vorhanden. Der Rauchzug in der nördlichen Wand ist dahingehend verändert, dass hier vermutlich in späterer Zeit kleinere, barocke Öfen oder Feuernischen vorhanden waren. Das Dachgeschoss zeigt eine noch überwiegend bauzeitliche Binderkonstruktion aus Krummstreben mit Bockbalken, Firststreben und -stiel als zeit- und regionaltypische Konstruktion. Teile der mittleren Binder scheinen nachträglich ausgetauscht worden zu sein. Die historischen Balken- und Dachstuhlkonstruktionen sind auch in den Anbauten und im gegenüberliegenden ehem. Wirtschaftsgebäude in weiten Teil erhalten und geben einen Einblick in historische Bau- und Konstruktionsweisen. Tore, Stallfenster oder preußische Kappendecken über ehem. Stallräumen gehören zum typischen Erscheinungsbild landwirtschaftlicher Gebäude. Die Fassaden aller Gebäude zeigen zudem ablesbare Veränderungen jüngerer Bauphasen, z.B. nachträglich eingebrachte Stallfenster oder veränderte Öffnungen, und damit Anpassungen an die jeweiligen Bedürfnisse und Funktionen der Hofanlage bzw. der Gebäudeteile. Trotz umfangreicher Veränderungen in jüngster Zeit stellt die Hofanlage und insbesondere die historische Konstruktion ein wichtiges bauliche Zeugnis und Quelle für die Architekturgeschichte in der Region Aachen dar. Insbesondere das Wohnhaus des 16. Jh. ist ein seltenes Zeugnis dieser Epoche. Städtebauliche Gründe: Die weitgehend geschlossene Hofanlage ist kulturlandschaftlich prägend. Insbesondere im Zusammenhang mit den benachbarten und ebenfalls denkmalgeschützten Hofstellen vermitteln diese ein nachvollziehbares Bild eines landwirtschaftlich geprägten Bezirks vor den Toren der Stadt Aachen und außerhalb dichter Siedlungsbereiche. Die nahezu geschlossene und massive Bauweise sowie die Alleinlage am Nordhang oberhalb der Senserbachquelle lassen den Hof landschaftlich prägnant erscheinen. Dies ist auch hinsichtlich der historischen Einbettung in die Landschaft in unmittelbarer Nähe zur ehem. Landwehr und damit der historischen Grenze des Aachener Reichs zu sehen. Das zum Teil verwendete Baumaterial wie Blaustein und Mergel für Mauerwerksbereiche und als Werksteine weisen auf die zugänglichen und verfügbaren historischen Baumaterialien der Region und damit auf die geologischen Gegebenheiten hin. Mergel wurde in den nordöstlich benachbarten Gebieten gewonnen während der Blaustein i.d.R. aus Brüchen südlich von Aachen stammt. Die Voraussetzungen des § 2 Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Westfalen für die Eintragung in die Liste der geschützten Denkmäler sind daher erfüllt.
Schutzumfang Vierseitige Hofanlage vollumfänglich außen und innen; darunter das Wohnhaus und angegliederte Wohn- und Nebengebäude auf der Südwestseite sowie die ehem. Wirtschaftsbauten auf der Nordwest- und Nordostseite des Hofes. Nach Südosten wird der Hof durch einen schmalen Trakt bzw. Hofbegrenzung abgeschlossen; die weiter nach Südosten angegliederten Schuppen / Unterstände sind nicht Teil des Schutzumfangs. - Siehe Lageplan, der Bestandteil der Eintragung ist. -
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