Begründung | Das Objekt Krämerstraße 7 ist bedeutend für die Geschichte der Menschen, für Städte und Siedlungen. Für seine Erhaltung und Nutzung liegen wissenschaftliche und städtebauliche Gründe vor.
Bedeutung für die Geschichte des Menschen:
Das Gebäude ist Teil der Altstadtgestaltung an Krämerstraße und Hühnerdieb im Nahfeld des Rathauses nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Kriegszerstörung des Vorgängergebäudes ist ein Grund für die Entstehung dieses Gebäudes. Die Verkehrswegeplanung durch die städtische Neuordnung führte zum Abbruch der Jakobstraße 120. Diese war bereits 1941 so projektiert, dass das Gebäude in jedem Fall abgebrochen worden wäre. Hieran wird eindeutig eine Kontinuität der Planung über das Kriegsende hinaus ablesbar. Die Altfassade steht so auch für diese historische Phase der Veränderung.
Das heutige Gebäude bedeutet baulich einen wesentlichen Lückenschluss der Bebauung am Hühnermarkt und an der Krämerstraße und steht damit sinnbildlich für die Wiederaufbauphase im Stadtkern. Die neue Nutzung des Platzes als innerstädtische Aufenthaltsfläche und Ruhebereich gegenüber den projektierten Verkehrszonen bildet zudem die geänderten Lebensverhältnisse der Gesellschaft in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ab. Die Gestaltung der wichtigen Stelle mit einer historischen Fassade ist Ausdruck eines bürgerlichen Anspruchs auf eine Gestaltung mit traditionellen Mitteln, wie sie im Altstadtbereich prägend ist. Das Gebäude ist dadurch Ausdruck des zeitgenössischen Diskurses um den Wiederaufbau der Innenstädte und den Umgang mit verbliebener Altbausubstanz. Das Gebäude ist durch die Verbindung von Wohnen und Gastronomie für die Innenstadtsituation typisch und spiegelt so die veränderten Lebensverhältnisse der Menschen. Die früher hier übliche Einheit von handwerklichem Gewerbe, Produktion und Wohnen wurde aufgelöst, die Lebensbedingungen der Menschen im Altstadtbereich wandelten sich zu getrennten Wohn- und Arbeitsverhältnissen. Der Hühnermarkt erfüllte dazu durch das Couvenmuseum die Funktion eines
kulturvermittelnden Bereichs der Stadt, hier ist die Aufklärung der Bevölkerung über die eigene städtische Geschichte wesentlicher Faktor bei der Gestaltung. Die Krämerstraße wiederum sollte durch die Betonung der altstädtischen Bauweise als attraktives Einkaufsziel nach früherer Prägung erhalten werden, während die Großbauten an Großköln- und Adalbertstraße verlagert wurden.
Bedeutung für Städte und Siedlungen:
Die Gebäude mit Altfassaden an Krämerstraße, Hof und Hühnermarkt tragen wesentlich zum heutigen Stadtbild bei, weil sie wichtige städtebauliche Positionen einnehmen. Entstanden ist in der Krämerstraße 7 ein markanter Bau im "Couven-Stil". Ein kastenförmiger Bau mit einem Walmdach mit Mansarde, das an den Barock erinnern will und eindeutig den Stil des gegenüberliegenden Hauses Monheim imitiert. Ein kritischer Vergleich zeigt aber umgehend, dass es sich um ein modernes Bauwerk des 20. Jahrhunderts handelt: Es ist im Vergleich für ein Barockgebäude zu hoch, die Lage der Fensterachsen und deren Abstände sind nicht typisch barock angelegt, sie übernehmen auch nicht die Maße der früheren Fassade Jakobstraße 120. Die Fassaden sind zudem in der Aufteilung nicht stringent. Von den drei Türöffnungen sind nur zwei übernommen worden. Es hatte im Vorfeld Überlegungen zu einem wesentlich originalgetreueren Aufbau der Altfassade an anderer Stelle gegeben, die Grundstücksbreite gab diese Möglichkeit hier jedoch nicht her.
Die Stadtverwaltung wollte hier ein Stadtbild schaffen, welches ein altes Aachen zeigt. Von Rekonstruktion kann man hier nicht sprechen. Der Platz wird durch das Gebäude vereinheitlicht, wirkt sogar harmonisch auf den Betrachter, das Bild ist jetzt ein anderes als in der Vorkriegszeit und in den Jahren bis 1964. Ein identitätsstiftendes historisches Gebäude, das eine originalgetreue Rekonstruktion wie zum Beispiel beim Postwagen unabdingbar machte, war die Jakobstraße 120 nicht. Die Bauweise aber, Backstein mit Blaustein, war das, worauf sich die Stadtverwaltung in der Altstadt konzentrierte und was der Altfassade im Kontext der Altstadt Bedeutung gab. Im Material und der Formensprache erkannten die Planer Heimat und Identität, die hier bewahrt bleiben sollten. Durch den Einsatz dieses
Materials entstand ein Wiederaufbau dieses Heimatgefühls, wie der Geschichtsverein es 1949 bei der ausführlichen Diskussion um das Haus Krämerstraße 29 forderte. Viele moderne Architekturen in der Stadt nahmen dieses Materialspiel auf und ersetzen die Gliederungselemente aus Naturstein durch solche aus Beton. Für das kommende Jahrzehnt war die Grundidee für den Wiederaufbau und die Stadtsanierung der Aachener Altstadt gefunden. Die Herausnahme der Krämerstraße aus dem KFZ-Verkehr machte die frühere Situation (Einfahrtsbereich) obsolet. Das Entwicklungskonzept sah eine Konzentration auf Fußgängerverkehr und eine Hebung der Attraktivität für Touristen und Kurgäste sowie für die Bewohner der Innenstadt durch die gemischte Ansiedlung kleinteiliger Nutzungen vor. Durch die Aufnahme der Blausteingliederung in einer traditionellen Verbindung mit den dunkelroten Feldbrandsteinen dem Gastronomiebetrieb ist das Gebäude bewusst als Wohn- und Geschäftsgebäude in ortstypischer Gestaltung hergestellt. Die Verwendung der translozierten Fassade entsprach einem generellen Wunsch der Stadtverwaltung Aachen für die Baugestaltung im Nahbereich von Dom und Rathaus.
Ferner liegen für Erhalt und Nutzung vor:
Wissenschaftliche Gründe (architekturgeschichtliche Gründe):
Die Aachener Innenstadt weist die größte bekannte Anzahl an translozierten Fassaden der Nachkriegszeit in Deutschland auf. Translozierungen waren zwischen 1950 und 1980 ein übliches Mittel der Stadtgestaltung im Wiederaufbau und während der Stadtsanierungen. Erst danach sah man von der Übernahme von Altbausubstanz an Neubauten ab. Insofern handelt es sich um ein Beispielgebäude für eine stadtplanerische und denkmalpflegerische Haltung einer abgeschlossenen Periode. Es ist der Ausdruck des Festhaltens an der regional verankerten Bautradition und Formensprache in Zeiten starken Wachstums und raumgreifender Veränderung der Innenstädte. Um der Besonderheit dieser Stadtplanung in Aachen Rechnung zu tragen, ist die Erhaltung der solcher Art errichteten Gebäude mit Altfassade für die Geschichte der Stadtplanung nach 1945 in dieser Stadt von großer Bedeutung. Die Altgebäude wären nach heutigen Maßstäben schutzwürdig. Der Denkmalwert der translozierten Bauten hat sich durch die bewusste Entscheidung für eine Rettung wenigstens der Substanz verfestigt. Erste Überlegungen, die Fassade Jakobstraße 120 in ihrer alten Form oder ergänzt um eine Tordurchfahrt am Hof 9 zu nutzen, wurden verworfen. Stattdessen wurde die Fassade aufgrund ihrer Vollständigkeit und Gestaltung bewusst für diesen Ort ausgewählt. Die Veränderung und Aufteilung auf drei Schauseiten kann dabei als Zugeständnis der Denkmalpflege an eine qualitätvolle Altstadtgestaltung gewertet werden. Die Erhaltung des Gebäudes in seiner Kubatur ist für die Nachvollziehbarkeit der Planung am Hühnermarkt und zur
Erhaltung des Gestaltungsgedankens der Altstadt insgesamt wesentlich.
Das Gebäude Krämerstraße 7 befindet sich an einer städtebaulich zentralen Stelle. Drei Fassaden weisen zu einem Straßen- oder Platzraum. Als oberer Kopfbau der Zeile Krämerstraße 7-23 ist es vom Markt aus bereits als Dominante neben dem Rathaus zu sehen. Auch vom Hof aus kommend ist es ein dominantes Bauwerk am Hühnermarkt, das sich nur dem Granusturm am Rathaus unterordnet. Das Gebäude liegt im Denkmalbereich Aachen Innenstadt. Es liegt im Kernbereich der Altstadt. Seine Architektur ist bewusst zur Vervollständigung des städtebaulichen Gesamtbildes gewählt worden. Es ist Teil des Wiederaufbaus und als Lückenschluss im Altstadtkern ein Zeugnis für die Stadtgeschichte Aachens, insbesondere für den Stadtumbau in der Folge der Kriegszerstörungen des Zweiten Weltkrieges. Die Nutzung historischen Baumaterials durch eine bewusste Translozierung ist vor allem aus städtebaulichen Gründen und zur Bewahrung eines typischen Altstadtbildes
sowie zur Erhaltung dieser für die Stadt wesentlichen Fassade geschehen. Die Fassaden der Krämerstraße 7 dienten zur Vervollständigung des Platzes als Altstadtbereich. An dieser Stelle wurde die Platzfunktion nach 1945 entschieden geändert. Krämerstraße 7 gehört zur bewusst gestalteten Altstadt im Zusammenspiel mit dem Couvenmuseum als Ort der Erinnerung an die Hochphase der Aachener Baukultur und Kunstfertigkeit des 18. Jahrhunderts.
Hier, wie auch an anderen späteren Gebäuden, erfolgte ein Arrangement der translozierten Teile zu einem neuen Baukörper, das den Denkmalwert insgesamt nicht beeinträchtigt. Entscheidend für die Wertung als Translozierung, damit bereits als frühere denkmalpflegerische Maßnahme, ist die bewusste Entscheidung ein Gebäude durch Einlagerung seiner wesentlichen Elemente an die Nachwelt überliefern zu wollen. Die Fassade aus der Jakobstraße ist jetzt ein elementarer Bestandteil des Altstadtbildes. Der Hühnermarkt erhält durch die Vervollständigung seiner Platzwände mit den historischen Motiven (Rekonstruktion von Nr. 17 und Herstellung von Nr. 19) eine konzentrierte Wirkung, die seine Nutzung für Gastronomie bzw. Kunst, Ausstellungen sowie Veranstaltungen rahmt. Diese Wirkung war beabsichtigt. In seiner Gesamtwirkung ist das Gebäude für die städtebauliche Überleitung zwischen Altstadtplatz und Geschäftsstraße wesentlich. Es trägt wesentlich zur
Altstadtatmosphäre bei und erfüllt so den Zweck. Zur Erhaltung des Gesamtcharakters der Bebauung am Hühnermarkt und insbesondere zum Erhalt der Maßstäblichkeit neben den bereits bestehenden Denkmälern, vor allem Rathaus, Hühnermarkt 17 und den weiteren Denkmälern, ist die Erhaltung dieses Gebäudes mit seiner auf die örtlichen Verhältnisse angepassten translozierten Fassade vor Ort besonders wichtig.
Die Voraussetzungen des § 2 Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Westfalen für die Eintragung in die Liste der geschützten Denkmäler sind daher erfüllt. |