Merkmale | Die Erschließung des hier zur Rede stehenden Terrassengartens im rückwärtigen Teil des Grundstücks Seilgraben 34 erfolgt von der Straße aus über eine westlich sowie über eine östlich um die heutige Wohnanlage herumführende Zuwegung.
Der Terrassengarten umfasst im nach Norden ansteigenden Gelände drei Ebenen auf unterschiedlichen Höhenniveaus. Die obere und die mittlere terrassierte Gartenebene werden von mittelhohen Stützmauern aus steinsichtigem Backstein mit einer Mauerkrone aus Naturstein (teilweise nicht materialgerecht erneuert) abgegrenzt und gestützt. Auf der geraden Stützmauer zwischen der oberen, nördlichen und der mittleren Gartenebene befinden sich aufgesetzte handgeschmiedete hohe Ziergitter an vier hohen Pfeilern aus Blausteinwerkstücken und eine mittig angeordnete hand-geschmiedete zweiflügelige Toranlage. Die südlichen Stützmauern sind symmetrisch gegliedert in zwei äußere, gerade Abschnitte und zwei mittlere, konkav geschwungene Abschnitte. Zwei Treppenanlagen überwinden die unterschiedlichen Höhenniveaus, erschließen und zieren diesen Terrassengarten. Die südliche Treppenanlage aus Blausteinstufen mit einer Zuwegung aus Blausteinplatten ist einläufig. Die nördliche Treppenanlage mit Sockel, Wangen und Stufen aus Blaustein sowie einem Podest, belegt mit Blausteinplatten, ist zweiläufig. Geländer und Brüstungsgitter an diesen Treppenanlagen sind jüngere Veränderungen (ohne Denkmalbedeutung, reversibel). Die beiden Treppenanlagen sind axial aufeinander sowie auf die Toranlage und deren Pfeiler ausgerichtet, womit sie die zentrale Symmetrieachse des Terrassengartens definieren, Die in diesem Absatz beschriebenen besonders charakteristischen Elemente aus der Zeit Jakob Couvens sind im Rokoko-Stil künstlerisch gestaltet und handwerklich anspruchsvoll ausgeführt.
Die mit der axialen Führung des Hauptweges erzielte symmetrische Flächenaufteilung ist auf den drei Ebenen dieses terrassierten Gartens überliefert. Schmalere Randwege und Nebenwege sind auf der oberen, nördlichen Ebene teilweise noch ablesbar. Jüngere Wegebefestigungen (Kopfsteinpflaster, Betonpflaster u.a.) und Kantensteine innerhalb des gesamten Terrassengartens sind nachträgliche Veränderungen (ohne Denkmalbedeutung, reversibel).
Der heutige Pavillon aus Holz in Leichtbauweise markiert den ehem. Standort eines anlässlich der musealen Nutzungsphase integrierten und nach dem Zweiten Weltkrieg erneut translozierten älteren Gartenpavillons. Er setzt die Tradition eines Aussichtsgebäudes und Blickfangs am nördlichen Ende der zentralen Wegeachse fort. In seiner Bauweise und in seinem Material hat dieser heutige Pavillon jedoch keine Denkmalbedeutung.
Die nördliche und östliche Einfriedung des Terrassengartens besteht aus hohen steinsichtigen Backsteinmauern sowie abschnittsweise aus den steinsichtigen Außenmauern aus Backstein der angrenzenden Gebäude. Von der ursprünglich die westliche Einfriedung bildenden hohen Einfriedungsmauer aus Backstein sind Reste überliefert. |
Begründung | Mit seinen oben beschriebenen Elementen und Strukturen und in seinem oben definierten räumlichen Umfang ist das eingetragene Baudenkmal bedeutend für die Geschichte des Menschen, insbesondere für die Architekturgeschichte und die Geschichte der Gartenkunst des 18. Jahrunderts sowie für die Geschichte Aachens. Seine Erhaltung und Nutzung liegen aus künstlerischen und wissenschaftlichen Gründen im öffentlichen Interesse.
Das Objekt ist bedeutend für die Geschichte des Menschen.
Es dokumentiert in anschaulicher Weise die bürgerlichen Lebens- und Wohnformen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Als neuer Eigentümer des Anwesens am Seilgraben, dessen Ursprünge bis zum Stadtbrand von 1656 zurückreichen, verwirklichte Kaufmann Andreas Ludwigs mit der Hilfe von Jakob Couven, einem der renommiertesten Baumeister Aachens, seine Vorstellungen vom repräsentativen Wohnen einschließlich eines aufwendig gestalteten Terrassengartens.
Das Objekt ist darüber hinaus für die Geschichte Aachens bedeutend, weil es 1925 zusammen mit dem Wohnhaus von der Stadt Aachen erworben wurde, um der Öffentlichkeit als frühes Bürgerhaus-Museum mit Museumsgarten Kenntnisse über das bürgerliche Rokoko und das Zeitalter des Spätbarocks zu vermitteln (s. Literatur, "Das Couven Haus", ca. 1935, S. 6).
Für die Erhaltung und Nutzung des Objektes liegen künstlerische und wissenschaftliche Gründe vor.
-Künstlerische Gründe:
Die überlieferte Gestaltung des Terrassengartens, welche zeitgleich mit der baulichen Erweiterung des älteren Anwesens um einen Hauptflügel von Jakob Couven vorgenommen wurde, ist für diesen Baumeister charakteristisch und bezeichnend für den Baustil des Rokoko. Jakob Couven, 1735 in Aachen geboren und 1812 dort gestorben, folgte beruflich seinem Vater Johann Joseph Couven und gilt heute als wichtiger, den Aachener Raum prägender Architekt. Er war bei der Stadt Aachen angestellt und schuf darüber hinaus nebenberuflich Werke für private Auftraggeber. Zu seinen wichtigsten Bauten in Aachen gehören neben der Neuen Redoute (Altes Kurhaus), das Haus Monheim (heutiges Couven-Museum) und das zerstörte Haus Ludwigs / Haus Fey mit seinem überlieferten Terrassengarten.
Der ursprüngliche architektonische Bezug des symmetrisch gegliederten Gartens zum Hauptflügel des zerstörten Wohnhauses ist nicht mehr erlebbar. Dennoch stellt dieser Terrassengarten einschließlich seiner aufwendig gestalteten beiden Treppenanlagen, der Gitterzaun- und Toranlage sowie der weiteren oben beschriebenen Elemente und Strukturen als eigenständiges, gartenkünstlerisches Werk ein seltenes Beispiel für bürgerliche Formen des Rokoko-Stils in Deutschland dar.
-Wissenschaftliche, insbesondere architektur-, gartenarchitektur- und ortsgeschichtliche sowie museologische Gründe:
Der Terrassengarten bietet in seiner charakteristischen Gestaltung und mit seiner überlieferten historischen Substanz ein anschauliches Zeugnis der Architektur und der Gartenkunst des 18. Jahrhunderts und ist für die wissenschaftliche Forschung zum Zeitalter des Spätbarocks besonders geeignet. Durch die Umnutzung als Bestandteil des ersten, 1929 eröffneten Couven-Museums kommt dieser Terrassengarten darüber hinaus auch für ortsgeschichtliche und museologische Forschungsthemen des 20. Jahrhunderts in Betracht. |