Wohn- und Geschäftshaus
Denkmalnummer 05334002 A 02679
Adresse Hartmannstraße 12/14
Koordinaten 294505 5628757
Eintragung 09.04.1984
Denkmalart Baudenkmal
Kataster Flurstück: Gem.: Aachen Flur: 83 Flurst.: 2363
Merkmale Erbaut 1896, dreigeschossig in drei Achsen; die breit angelegte Mittelachse betont durch Doppelfenster und Balkone mit dekorativen Konsolen und Kunstschmiedgeländer, die Seitenachse mit breiten Fenstern, die verklinkerte Neorenaissance-Fassade besteht aus reich profilierten, ornamentierten, mit Bild- und Simsspruchreliefs verzierten Fenstergewänden in Werkstein, die teilweise durch Fensterkreuze gegliedert sind; zusätzlich ist die Fassade durch gequaderte Lisenen und horizontale Bänder gegliedert; Rückseite backsteinsichtig mit Gliederungselementen in gelbem Klinker. Das Satteldach mit dekorativem Ziegelgiebel in der Mittelachse wurde im 2. Weltkrieg zerstört, später unter Beibehaltung der grundsätzlichen Form mit moderner Gaube erneuert. Innenräume v.a. geprägt durch Umbauphasen 1908 und 1914: Keller z.T. mit Kappendecke, Kellertreppe aus Holz mit verziertem Anfänger und Geländer. Im EG und 1.OG weitgehend erhaltene Raumstruktur und wandfeste Ausstattung der ehem. Café-Räume; Eingangsbereich mit Windfang und drei Holztüren mit Oberlicht. Die mittlere Tür führt in den zentralen Hausflur mit Treppe zu den Wohnetagen; Flur mit Terrazzoboden, türkis-braunem Art Deco Fliesenspiegel und hist. Wandschrank (Sicherungskasten); Holztreppe bis ins 2.OG erhalten, Geländeranfänger mit Art-Deco-Laterne, gedrechselte Geländerstäbe, ehem. Toilette auf dem Treppenabsatz mit Tür. Linkerhand des Windfangs ehem. Café-Räume als lang gezogene Raumfolge mit drei raumtrennenden Schulterbögen in Stuckrahmung, z.T. mit drei eingestellten Heizkörperverkleidungen mit schwarzer Marmorabdeckung, Stuckdecken, im mittleren Teil Oberlicht, rückwärtig erhöhter Bereich, über Marmortreppe mit verziertem messingfarbenen Geländer erreichbar; neobarocke Konsoltische an den Wänden, die hölzerne Wandverkleidung wohl jüngeren Datums. Rechterhand des Windfangs ehem. Laden- bzw. Thekenraum mit Flachstuckdecke und umlaufendem Stuckprofil, Terrazzoboden; im hinteren Bereich um 1914 ergänzte repräsentative dreiläufige Treppe zum Gastraum im 1.Obergeschoss; Treppenstufen und Geländer sowie Boden und Wandverkleidung des Raumes aus weißem Marmor, Geländer zusätzlich mit Metallelementen verziert; an der Wand hist. Radiator mit Marmorverkleidung; zur wandfesten Ausstattung gehören hier zusätzlich verspiegelte Vitrinenschränke (z.T. als Einbauschränke) sowie Ladentheke in neobarocken Formen. Der Gastraum im 1.OG mit Schiebetür zum Treppenhaus, drei Raumteil durch stuckierte Rundbögen getrennt, an den Schmalseiten als Marmorkamine mit Messinggitter gestaltete Heizkörpernischen, der geometrische Deckenstuck vermutlich erneuert. Von der mobilen Ausstattung des Cafébetriebes um 1920 befinden sich im Gebäude noch mehrere Stücke (siehe Beschreibung).
Begründung Das Objekt ist bedeutend für die Geschichte der Menschen und für Städte und Siedlungen. Für seine Erhaltung und Nutzung liegen wissenschaftliche und städtebauliche Gründe vor. Bedeutung für die Geschichte des Menschen und für Städte und Siedlunen: Die Hartmannstraße befindet sich zentral in der Aachener Altstadt als eine der radialen Verbindungen zwischen Münsterplatz bzw. Marienkirche und dem inneren Graben, in diesem Fall dem Kapuzinergraben mit dem Harduin-Mitteltor als Bestandteil der Barbarossamauer. Im Mittelalter wird sie bereit als "platea Harduini" (1279) und "Hartwinstraiss" (1460) benannt. Im 19. Jh. wurde die neue Elisabethstraße als Querverbindung zur Kleinmarschierstraße angelegt, die Heppionstraße entlang der Barbarossamauer überbaut. Hier entstand ab 1908 die Elisabethhalle als städtisches Schwimmbad. Die kleinteilige, wohl noch frühneuzeitlich geprägte Bebauung auf schmalen Parzellen entlang der Hartmannstraße wurde im Laufe des 19./20. Jh. durch größere, zeitgemäß historistisch geprägte Wohn- und Geschäftshäuser ersetzt. Ende des 19. Jh. wandelte sich die Hartmannstraße zur klassischen Geschäftsstraße mit vorwiegend breiten, repräsentativ gestalteten Gebäuden mit Schaufensterfronten und Ladenlokalen. Das Gebäude Hartmannstraße 12-14 zeugt von dieser Entwicklung. Die breite, repräsentative Schaufassade im Stil des Historismus zeugt vom besonderen Anspruch des Bauherrn, in der dicht bebauten historischen Altstadt mit einem zeitgenössisch modernen und umfangreichen Bau Akzente zu setzen. Zur Zeit des Historismus wurden die die Stile vergangener Epochen genau studiert und diese zu neuen Gestaltungen zusammengefügt, wobei zumeist eine Epochenadaption, wie hier die der Neorenaissance, dominierte. Das kurz nach dem Bau hier etablierte Café Reull-Lauffs gehörte zu den großen und bekannten Aachener Konditoreien, wovon u.a. zahlreiche zeitgenössische Postkarten zeugen. Die v.a. in den Jahren 1908 bis 1914 von Reul-Lauffs durchgeführten qualitativen Umbauten und Umgestaltungen des Erd- und 1. Obergeschosses prägen das Gebäude im Wesentlichen bis heute und sind in Aachen wohl einmalig. Sie zeugen vom Selbstverständnis und der Bedeutung des Betriebes sowie von der gesellschaftlichen Bedeutung, die solche Caféhäuser als wesentlicher Bestandteil des öffentlichen Lebens und der gesellschaftlicher Zusammenkunft (bis heute) besitzen. Ferner liegen für Erhalt und Nutzung vor: Wissenschaftliche, hier insbesondere architekturhistorische und kunsthandwerkliche Gründe: Das Wohn- und Geschäftshaus Hartmannstraße 12-14 ist ein wichtiges Beispiel eines Gebäudes aus der Zeit des Historismus mit einer charakteristischen Neorenaissance-Fassade sowie einer schlichten und backsteinsichtigen Hoffassade, wie sie für Häuser dieser Zeit nahezu regelhaft ist. Die teils kreative Kombination von Stilmerkmalen aus vergangenen Zeiten und zeitgenössischen Ansprüchen ist für die Architektur der Zeit und insbesondere für Fassadengestaltungen typisch und beispielhaft. Darüber hinaus stellt v.a. die Innenraumstruktur und Ausstattung eine unverzichtbare Quelle für die Stil- und Architekturentwicklung bis in die Zeit des Art decó dar. Insbesondere in den beiden Geschossen der ehem. Konditorei mit Gasträumen sind in eindrucksvoller Weise die Raumstruktur und teils repräsentative und qualitätvolle wandfeste Ausstattung der Zeit zwischen 1908 und 1920 mit Anklängen an Historismus und Art decó erhalten. Dazu gehören Terrazzo- und Marmorböden, Einbaumöbel, großzügige Treppenläufe mit verzierten Marmor- und / oder Metallgeländern, Stuckdecken und Wandverkleidungen. Besonders ist zudem der Einbau und die Gestaltung der historischen Radiatoren mit Marmor und Messinggittern bzw. in Form zweier Kamine. Von der historischen Ausgestaltung der Räumlichkeiten zeugen zudem der Hausflur mit farbigem Fliesenspiegel sowie das Treppenhaus mit Holztreppe. Im Flur sowie in den Räumen des Cafés haben sich mehrere Einbauvitrinen und Wandschränke erhalten. Zudem befinden sich mehrere Stücke der mobilen Ausstattung des Cafés noch im Gebäude. Neben ihrem Aussagewert für die historische Einrichtung der Konditorei sind sie wichtiges Zeugnis für die zeitgenössische Möbelproduktion und -gestaltung. Die wandfeste und mobile Ausstattung ist ein wichtiger und unverzichtbarer Bestandteil des Denkmals. Sie ist ein eindrückliches Zeugnis der handwerklichen und architektonischen Gestaltungsansprüche im Geist der Zeit und vermittelt bis heute aufgrund ihrer Vollständigkeit weitgehende Authentizität des ehem. Caféhauses Reul-Lauffs. Die repräsentative Ausstattung und Ausgestaltung der Räumlichkeiten unterstreicht die Bedeutung als gesellschaftlicher Treffpunkt. Städtebauliche Gründe: Trotz der Beschädigungen des 2. Weltkriegs und einiger bis heute bestehender Baulücken ist insbesondere im Bereich zwischen Münsterplatz und der Einmündung Elisabethstraße noch ein Großteil der Bebauung der Zeit um 1900 erhalten geblieben. Diese vermittelt hier ein größtenteils geschlossenes Bild der zeitgenössischen Wohn- und Geschäftshausarchitektur. Die zerstörte Ostseite wurde in den vergrößerten Elisengarten als Freifläche integriert. Die Straße befindet sich im Denkmalbereich Innenstadt und ihre Bebauung ist aufgrund Ihrer Lage am Elisengarten im Stadtbild präsent. Dem Gebäude selbst ist eine besondere stadträumliche Wirkung zu attestieren, denn die breite und prächtig gestaltete Fassade ist prägnant und nicht zuletzt durch die Randlage am Elisengarten weithin sichtbar. Die Voraussetzungen des § 2 Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Westfalen für die Eintragung in die Liste der geschützten Denkmäler sind daher erfüllt.
Schutzumfang Siehe Lageplan, der Bestandteil der Eintragung ist.
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