Ehem. Verwaltungsgebäude der Elektrizitäts- und Wasserwerke der Stadt Aachen
Denkmalnummer 05334002 A 02782
Adresse Scheibenstraße 16
Koordinaten 295660 5628873
Eintragung 30.08.1984
Denkmalart Baudenkmal
Kataster Flurstück: Gem.: Aachen Flur: 72 Flurst.: 4515
Merkmale Erbaut 1893/94 als Verwaltungsgebäude mit Dienstwohnung des Direktors; zweigeschossig in straßenseitig fünf Achsen; die Öffnungen zum Teil als Doppelfenster ausgebildet; der in der Mitte angelegte Haupteingang ist von Säulen gerahmt, mit aufgesetztem Dreieckgiebel und profiliertem Gewände versehen; im Tympanon die Baudaten und als Relief der Stadtadler; die breit angelegten äußeren Achsen sind jeweils risalitartig vorgezogen; der südliche Eckrisalit mit einer Achse um die Ecke der Südfassade gezogen und um ein Geschoss mit Zeltdach turmartig erhöht. Die sich weiter anschließende Südfassade ist dreiachsig mit einem Ziergiebel über der äußeren Achse. Der straßenseitige Sockel in Basalt-Werkstein, die Backsteinfassade mit Sandsteingewänden und Gliederungen versehen; über den Fenstern Reliefdarstellungen u.a. mit Symboldarstellungen zu Strom, Wasser etc.; Schlichte rückseitige Fassade durch den Abbruch ehem. anschließender Werksgebäude mehrfach verändert. Mansarddach und Turmdach als vereinfachte Nachkriegs-Wiederaufbauten. Im Innern Kellerräume mit Kappendecken, Grundrissstruktur mit Büroräumen um einen zentralen Flur sowie vertikale Erschließung grundlegend erhalten. Fenster erneuert. Nach Verlegung der STAWAG-Hauptverwaltung das Verwaltungsgebäude unter weitgehender Erhaltung des Grundrisses 1982/83 umgebaut; dazu straßenseitige Haupteingangstüre vermauert und als Fenster ausgebildet, heutiger Haupteingang rückseitig.
Begründung Das Objekt ist bedeutend für die Geschichte der Menschen und für Städte und Siedlungen. Für seine Erhaltung und Nutzung liegen wissenschaftliche Gründe vor. Bedeutung für die Geschichte der Menschen und für Städte und Siedlungen: Stark wachsende Städte und Bevölkerungszahlen erforderten im 19./20. Jahrhundert auch eine Anpassung der städtebaulichen Versorgungs-Infrastruktur, welche als hoheitliche Aufgabe im Auftrag der Stadt und später durch die Stadtwerke selbst umgesetzt wurde. Letztere machten sich auch neue Technologien und Möglichkeiten zu Nutze und der Ausbau der Infrastruktur war essentiell für die Entwicklung und das Wachstum einer jeden Stadt. Neben Gasversorgungs- und Kraftwerksanlagen zur Elektrizitätsgewinnung entstanden Anlagen und Leitungsnetze zur Trinkwasserversorgung, welche die bisherige, teils problematische Entnahme von Brauch- und Trinkwasser aus den Aachener Bächen und privaten Brunnen ersetzte. 1871 wurde zu diesem Zweck der Eicher Stollen im Ortsteil Lintert angelegt. Leitungsnetze und Technikausbau durch die Aachener Wasserwerke erforderten einen entsprechenden Verwaltungs- und Instandhaltungsbetrieb, welcher ab 1893 an der Scheibenstraße angelegt wurde. In den folgenden Jahren übernahm die Stadt auch die bis dato in Auftrag vergebene Stromproduktion und Gasversorgung, so dass weitere Funktionen und Gebäude auf dem Gelände entstanden und hier nun die Verwaltung der "Gas- Elektrizitäts- und Wasserwerke der Stadt Aachen" saß. Neben den heute nicht mehr erhaltenen Lagerhallen und Werkstätten wurde das Verwaltungsgebäude an der Scheibenstraße, gleichzeitig großbürgerliches Wohnhaus des Direktors, repräsentativ und villenartig ausgebaut. Im anspruchsvoll gestalteten Baukörper spiegelt sich das Selbstgefühl des städtischen Bürgertums, das sich mit diesen Bauten zu Rech an der Schwelle zu einem neuen Zeitalter wähnte. Innerhalb des v.a. nach dem 2. Weltkrieg z.T. stark veränderten Bereiches zwischen Ostfriedhof und Rehmviertel stellt das Gebäude ein prägnantes und historisch bedeutendes Relikt der städtebaulichen Entwicklung Aachens dar. Ferner liegen für Erhalt und Nutzung vor: Wissenschaftliche, insbesondere architekturhistorische Gründe: Die Etablierung neuer Technologien und die Verwaltung der technischen Infrastrukturen erforderte entsprechende Flächen und Gebäude, welche hier an der Scheibenstraße errichtet wurden. Wesentlicher Bestandteil dieser Anlagen war das bis heute bestehende Verwaltungsgebäude an der Scheibenstraße, welches mit umfangreichem Fassadendekor, einem schlossartigen Turm, verschiedenen Baumaterialien und nicht zuletzt diversen Baureliefs versehen war und den Betrieb repräsentierte. Somit gibt das Gebäude Zeugnis von der Frühzeit der städtischen Infrastrukturbestriebe und -verwaltungen und ihrer selbstbewussten architektonischen Darstellung, welche sich am großbürgerlichen Villenbau und/oder historischen adeligen Profanbau orientiere und diesen mit eigenen, technikbezogenen Symbolen und Emblemen ausstattete. Als Architekt des Gebäudes zeichnete der Stadtbaumeister Eduard Adenaw verantwortlich. Sein Schaffen v.a. öffentlicher Gebäude und Schulen in dieser Zeit und im Stil des Historismus ist umfangreich, wenngleich wissenschaftlich bisher völlig unzureichend untersucht. Gleichzeitig bestätigte sich Adenaw als Autor mehrerer Schriften zur Geschichte der Stadt, archäologischen Befunden sowie bauhistorischen Beobachtungen. Insofern stellt das Gebäude auch ein wichtiges Zeugnis seines Schaffens dar und dient als bauliche Quelle bei der Erforschung. Die Voraussetzungen des § 2 Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Westfalen für die Eintragung in die Liste der geschützten Denkmäler sind daher erfüllt.
Schutzumfang Fassaden, Kubatur und Grundrissstruktur des Gebäudes. Wandfeste Ausstattung ist keine mehr vorhanden. - Siehe Lageplan, der Bestandteil der Eintragung ist. -
© CopyrightStadt Aachen
Impressum Datenschutzerklärung