Hofanlage "Gut Scheuer"
Denkmalnummer 05334002 A 02846
Adresse Ferberberg 2
Koordinaten 294326 5631668
Eintragung 28.06.1984
Denkmalart Baudenkmal
Kataster Flurstück: Gem.: Laurensberg Flur: 34 Flurst.: 729
Merkmale Hofanlage erbaut im 18. Jh. (unsichere Bauinschrift Wohnhaus "17?6") mit Umbauten und Erweiterungen des 19. und 20. Jh., dreiflügelige Anlage mit Torhaus in Bruchstein und Backstein, überwiegend weiß geschlämmt. Westlich zweigeschossiger Gebäudeflügel mit Gewölbekeller, Wohnräumen und ehem. Wirtschaftsteil; südlicher Giebel jünger mit Stichbogenfenster und Blausteinfensterbänken, zum Hof überwiegend kleine barocke Fensteröffnungen mit Holzblockrahmen, hist. Holzsprossenfenster, z.T. Fensterblenden, Heuluken, Türöffnungen und Tor verändert. Ankereisen. Satteldach mit Hohlziegeldeckung. Innen Konstruktion, Raumstruktur und wandfeste Ausstattung des 18.-20. Jh. weitgehend erhalten, darunter Balkendecken mit Resten Kölner Decke, Hohlkehlendecken, Dielenböden, Bretter- und Rahmenfüllungstüren mit Beschlägen, zentrale Kaminanlage, Dachstuhl mit Bockkonstruktion, Sparrenlage erneuert. Zentrale Treppe ins 1.OG erneuert. Östliche Scheune wohl 18. Jh., Backsteinbau, hofseitig links großes Holztor, rechts jüngere Öffnungen, feldseitig erweitert, Satteldach mit Hohlziegeldeckung. Bauzeitlicher Pfettendach mit Bockstuhl und Sparrenlage vollständig erhalten. Nördlicher Stallbau aus jüngerer Zeit, hofseitig Schiebetor, Stalltür und zwei Heu-Gauben, außen regelmäßig angeordnete Stallfenster; Satteldach. Im Norden überdachte Toreinfahrt mit Holzblockrahmen, Aussteifung Holztorflügel sowie Beschläge überwiegend bauzeitlich, Verbretterung erneuert, Dach aus jüngerer Zeit. Südliche Nebengebäude ohne Denkmalwert.
Begründung Ein öffentliches Interesse an der Erhaltung und Nutzung dieses Denkmals besteht aufgrund der Bedeutung für die Geschichte des Menschen, für Städte und Siedlungen und für die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsprozesse. An seiner Erhaltung und Nutzung besteht wegen wissenschaftlicher und städtebaulicher Bedeutung ein Interesse der Allgemeinheit. Bedeutung für die Geschichte des Menschen und der Städte und Siedlungen: Die Soers ist eine nördlich des Lousbergs und der Aachener Innenstadt gelegene fruchtbare, annähernd West-Ost ausgerichtete Talsenke, welche vom Wildbach durchflossen wird. Bereits im Mittelalter war das Soerser Quartier der Stadt zugehörig. Die Soers war spätestens seit dem frühen Mittelalter für die Versorgung der Pfalz und Stadt Aachen von hoher Bedeutung. Entsprechend geprägt ist die Soers bis heute sowohl durch landwirtschaftliche Flächen mit Hofstellen und teils stattlichen Gütern bis hin zu mehreren mittelalterlichen, adeligen Wohntürmen und wehrfähigen Höfen, z.B. Beulardstein, Rahe, Haus Soers, Häusgen u.a. Einige der Adelssitze und Höfe wurden im 18./19. Jh. zu Herrenhäusern des Aachener Industrieadels umgebaut (Haus Ferber, Obere Müsch, Soerser Hochkirchen etc.). An den Höfen lassen sich z.T. noch historische Küchen- und Obstgärten, Alleen und Parkanlagen feststellen, welche mit zur kulturlandschaftlichen Kleinteiligkeit dieses Gebietes beitragen. Wasserreichtum, -qualität und -sicherheit des Wildbaches begründeten früh die Ansiedlungen von Mühlen und die Anlage von Fischteichen. Erst im Laufe des 19. Jh. ließ sich hier v.a. die Tuchindustrie nieder (z.B. Kratzentuchfabrik Sartorius, Tuchfabrik Becker usw.) und es wurden neue Fabrikgebäude errichtet und/oder die historischen Mühlenstandorte erweitert. Der Lauf des Wildbaches wurde für die Mühlen und Fabriken mehrfach verändert und weitere Teiche angelegt, Kopfweiden wurden entlang seiner Ufer gepflanzt um Material für Transportkörbe zu gewinnen und bis heute bestehen noch Teile der historischen Wegeverbindungen. Bedeutung für die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse: Die Hofanlage Ferberberg 2 ist bis zum heutigen Tage in landwirtschaftlicher Nutzung. Die für den Betrieb notwendigen Gebäude(-teile) wie Wohnhaus, Scheune, Stall etc. sind erhalten, zeigen aber auch verschiedene Entwicklungs- und Erweiterungsstadien, die den sich im Laufe der Zeit veränderten Wohnansprüchen und Nutzungsanforderungen entsprechen. So wurde das historische Wohnhaus um 1900 erweitert und mit großzügigeren Räumen und Fenstern dem Zeitgeschmack entsprechend modernisiert. Auch die Wirtschaftsbauten weisen Erweiterungen auf, so wurde die Anlage z.B. um ein nördliches Stallgebäude aus Backstein mit Kappendecke erweitert. Merkmale wie Stallfenster, Scheunentore, große Heulager / -flächen sind typisch für die Gestalt eines landwirtschaftlichen Gehöfts und spiegeln die Nutzung wider. Ferner liegen für Erhalt und Nutzung vor: Wissenschaftliche, insbesondere architekturhistorische Gründe: Die unregelmäßig dreiflügelige Hofanlage Gut Scheuer besteht aus unterschiedlich zu datierenden, historischen Gebäuden. Ältester Teil der heutigen Anlage dürfte das westliche Wohnhaus sein, dessen sicher aus dem 18. Jh. stammender Kernbau vermutlich zeitnah um einen Wirtschaftsteil nach Norden und um 1900 nach Süden zur heutigen Gebäudeform verlängert wurde. Insbesondere das Wohnhaus zeigt außen wie innen zahlreiche Merkmale der Bauzeit sowie der jüngere Umbauphasen: Das Bruchsteinmauerwerk aus regional anstehendem Mergel verweist, wie auch bei anderen Hofanlagen im Aachener Norden, i.d.R. auf die ältesten Bauphasen, so auch hier. Dazu gehören die Holzblockrahmen der Fenster aus Eiche und die kleinen Fensterformate. Ebenfalls noch aus historischer Zeit sind die Holzsprossenfenster und teilerneuerten Heuluken mit geschmiedeten Langbändern. Im Innern haben sich die historische Konstruktion mit Holzbalkendecken, Pfettendachstuhl und Struktur samt Kaminanlage weitgehend erhalten. Auch bestehen noch zahlreiche Elemente der wandfesten Ausstattung sowohl aus der Bauzeit als auch Veränderungen und Modernisierungen des 19. und frühen 20 Jh. Ebenfalls noch in die Zeit vor/um 1800 zu datieren ist die große östliche Scheune, deren weitgehend erhaltener Pfettendachstuhl aus Eiche zeittypisch mit Bock und Krummstreben konstruiert ist. Die hofseitigen Öffnungen im Backsteinmauerwerk sind bis auf das große Scheunentor überwiegend erneuert. Die Gebäude stellen somit ein wichtiges bauliches Zeugnis für die historischen Hofanlagen im Raum Aachen und für die Entwicklung der Architektur, Konstruktion und Wohnkultur in der Zeit zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert dar. Städtebauliche Gründe: Das Objekt Ferberberg 2 ist aus städtebaulichen Gründen erhaltenswert, da es sich um ein für den historischen Kulturraum Soers prägendes Gebäude handelt. Die Vielschichtigkeit und Vielfältigkeit der Soers ist das Ergebnis einer langen Geschichte des Tales. Jede Nutzung hat in der Soers ihre Spuren hinterlassen. In unmittelbarer Nähe zur historischen Stadt Aachen ist diese Landschaft in der Form von Menschenhand geschaffen und gepflegt worden. Sie war Versorgungs-, Erholungs- und Industriestandort und hat dabei ihren ländlichen Charakter immer erhalten. Da umfangreiche Überformungen der Landschaft trotz des Baus der Autobahn, des Sportpark Soers und heranrückenden Einfamilienhaussiedlungen in Laurensberg bisher ausgeblieben und sich im Wesentlichen Modernisierungen auf die bauliche Erweiterung der historischen Standorte beschränkt haben, befinden sich in der Soers entsprechend zahlreiche Einzeldenkmale, welche i.d.R. gewachsene Strukturen, verschieden Nutzungsstadien und unterschiedlichste Zeitstellungen darstellen. Die in der Landschaft verteilten Denkmale, Hofstellen, Gutshöfe, adelige Herrenhäuser und Villen sowie Mühlen- und Fabrikstandorte nebst Außenanalgen bilden den Kontext der hier zur Rede stehenden Hofanlage Ferberberg 2. In diesem Kontext ist diese ein wichtiger Bestandteil und prägend für diese von Menschenhand geschaffene Kulturlandschaft der Soers. Die erhaltenen Gebäude und Strukturen ermöglichen die Nachvollziehbarkeit der historischen Landschaft und ihrer Bedeutung. Die Voraussetzungen des § 2 Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Westfalen für die Eintragung in die Liste der geschützten Denkmäler sind daher erfüllt.
Schutzumfang Hofanlage bestehend aus Wohnhaus und Wirtschaftsgebäuden, Schutzgegenstand sind die äußeren Fassaden und Dachflächen sowie die historische innere Konstruktion, Raumstruktur und wandfeste Ausstattung. - Siehe Lageplan, der Bestandteil der Eintragung ist. -
© CopyrightStadt Aachen
Impressum Datenschutzerklärung