Begründung | Ein öffentliches Interesse an der Erhaltung und Nutzung dieses Denkmals besteht aufgrund der Bedeutung für Städte und Siedlungen. An seiner Erhaltung und Nutzung besteht wegen wissenschaftlicher und städtebaulicher Bedeutung ein Interesse der Allgemeinheit.
Bedeutung für Städte und Siedlungen:
Die Wilhelmstraße wurde Anfang des 19. Jh. als großzügige und geradlinige Straßenachse zwischen St. Adalbert im Norden und Burtscheid im Süden angelegt. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sie sich zu einer der Hauptachsen der ersten Stadterweiterung, bevor die großen östlichen Neubaugebiete Rehm-, Steffens- und Frankenberger Viertel angelegt wurden. Durch den großzügigen Straßenquerschnitt und die Anlage als Allee erhielt sie einen repräsentativen Charakter, der sich in der Bebauung mit z.T. großen, äußerst prächtigen Bürgerhäusern und Stadtpalais wie z.B. dem Haus des Kratzenfabrikanten P. J. Cassalette, dem heutigen Suermondt-Ludwig-Museum, niederschlug. Zudem sorgte die Nähe zum Gericht dafür, dass sich die Wilhelmstraße zum bevorzugten Wohn- und Arbeitsort von Juristen und Rechtsberatern mit entsprechenden Wohnhäusern des gehobenen Bürgertums entwickelte. Ende des 19. Jh. war der Straßenzug vollständig und dicht bebaut, wobei die Parzellenbreiten und Hausgrößen unterschiedlich ausgeprägt waren und - wie heute noch erkennbar - eine sehr heterogene Bebauung aufwiesen.
Das Gebäude Wilhelmstraße 34 ist wesentlicher Teil dieser Entwicklung. Anstelle einer Vorgängerbebauung Ende des 19. Jh. und höchstwahrscheinlich durch den bekannten Aachener Architekten Eduard Linse errichtet, ist das Gebäude trotz der durch Kriegsschäden bedingten Veränderungen bis heute prägend für das Straßenbild. Das Gebäude war zeitweise bis zur Zerschlagung 1933 Gewerkschaftsbüro des ADGB (Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund). Vor allem die erhaltene straßenseitige Fassade stellt ein wichtiges Zeugnisse zeitgenössischer Architektur und repräsentativen Anspruchs dar.
Ferner liegen für Erhalt und Nutzung vor:
Wissenschaftliche, insbesondere architekturhistorische Gründe:
Das Haus Wilhelmstr. 34 vermittelt trotz seiner umfangreichen Veränderungen nach dem 2. Weltkrieg noch die Erscheinung eines repräsentativen, historistischen Gebäudes aus der Zeit um 1890. Als Architekt kann mit hoher Wahrscheinlichkeit Eduard Linse angenommen werden, der hier ein stattliches Gebäude errichtete und dessen Fassade mit reichem Stuckdekor versah. Linses Schaffen ist für die Zeit des Historismus in Aachen bedeutend, da er vornehmlich für die oberen Gesellschaftsschichten bedeutende und hochwertige Gebäude, darunter u.a. die ebenfalls an der Wilhelmstraße gelegene Villa Cassalette, schuf. In seine Tätigkeit fallen auch Sakralbauten und Gebäude für das Kur- und Badewesen in Aachen.
Die straßenseitige Fassade zeigt zeittypische Elemente des Historismus. In dieser Zeit studierte man die Stile vergangener Zeiten und fügte diese in neuen Kombinationen und Weiterentwicklungen zusammen. Das zur Rede stehende Gebäude weist mit Fensterfaschen und -verdachungen, reich mit Bandelwerk dekorierten Brüstungsfeldern, profilierte und verkröpfte Gesimsen, vor allem aber einem für Linse typischen, stark bossierten Erdgeschoss insbesondere Elemente der Neorenaissance auf. Besonders sind die geschossübergreifenden fünf Pilaster, welche die Obergeschosse gliedern. Das nach dem 2. Weltkrieg erneuerte 3. Obergeschoss greift diese Anordnung in vereinfachten Formen auf und ordnet sich der historischen Fassade unter, ohne diese zu negieren. Neben der reich gestalteten Fassade geben auch noch der großzügige Eingangsbereich, die darin zum Teil noch erhaltene wandfeste Ausstattung (Haustür sowie drei Rahmenfüllungstüren im rückwärtigen Bereich, mehrfarbige Fliesen) und vor allem die hölzerne, zweiläufige Treppe mit Geländeranfänger und Handlauf noch den repräsentativen Charakter des Hauses wieder. Der Keller ist zeittypisch mit Backsteinkappen auf Gurtbögen überfangen. Trotz der Veränderungen ist das Gebäude mit seinen erhaltenen Elementen ein wichtiges Zeugnis und bauliche Quelle der zeitgenössischen Architektur.
Städtebauliche Gründe:
Die erhaltene historische und in weiten Teilen denkmalgeschützte Bebauung entlang der Wilhelmstraße ist geprägt durch eine heterogene Parzellenstruktur mit unterschiedlichen Fassadenbreiten. Die Fassadengestaltungen spiegeln unterschiedliche architektonische Stile, Ansprüche und Möglichkeiten der Bauherren wider und fügen sich zu einem gewachsenen Straßenbild zusammen. Aufgrund der historischen Anlage als Allee mit großzügigem Straßenquerschnitt wurde zahlreiche Fassaden entsprechend gestaltet und wirken in den Straßenraum hinein. Die Straßenachse selbst war und ist für den Stadtgrundriss als Verbindung zwischen Aachen und Burtscheid von großer städtebaulicher Bedeutung.
Zahlreiche historische und denkmalgeschützte Gebäude, wie hier das Haus Wilhelmstr. 34, geben einen Eindruck der damaligen Bebauung und des repräsentativen Charakters dieser wichtigen Straßenachse. Dazu bildet das Haus aufgrund seiner erst nachträglich entstandenen Ecklage und der dadurch verstärkt wahrnehmbaren Kubatur einen markanten städtebaulichen Punkt.
Die Voraussetzungen des § 2 Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Westfalen für die Eintragung in die Liste der geschützten Denkmäler sind daher erfüllt. |