Denkmalnummer | 05334002 A 03197 |
Adresse | Thomashofstraße 56 |
Koordinaten | 295460 5629613 |
Eintragung | 14.10.1985 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Kataster | Flurstück: Gem.: Aachen Flur: 71 Flurst.: 2747 |
Merkmale | Wohnhaus erbaut um 1905; viergeschossig in zwei Doppelachsen, die linke Achse mit zweigeschossigem Erker mit Balkon vor der vierten Etage betont; Fassade verputzt mit Schmuckformen des Historismus und Anklänge an den Jugendstil; Hochparterre mit Rundbogenfenstern und schwach reliefiertem Quaderputz, darüber kräftiges Geschossgesims mit stuckierten Blatt- und Blütenranken und Frauenkopf, an allen Erkergeschossen Kartuschen in den Brüstungsfeldern mit Rollwerk, Masken und Blattwerk; Fassadenöffnungen mit profilierter Stuckrahmung, Doppelfenster des Balkons mit Rankmotiven und Dreiecksgiebel überfangen, alle straßenseitigen Holzfenster erneuert. Doppeltes Traufgesims mit Stuckmasken; Flachdach mit Mansardgeschoss, straßenseitig vier Mansardgauben mit Segmentbogenüberfangung. Rückseitige Fassade backsteinsichtig, breite Fensterachse mit vorgelagerten Balkonen, seitlich anschließend in Verlängerung der Eingangsachse dreigeschossiger Anbau mit Flachdach und Dachterrasse. Öffnungen mit Segmentbögen, EG und 1.OG noch mit historischen Holzfenstern und z.T. Balkontüren.
Innen: Weitgehend erhaltene Konstruktion mit Balkendecken und Dachwerk, Raumstruktur mit je einer Wohneinheit pro Geschoss, repräsentativen straßenseitigen Räumen sowie einer rückseitiger Raumfolge erhalten. Kellergeschoss mit Preußischen Kappen, Kellerabgang im Treppenkasten; Vertikalerschließung über dreiläufige Holztreppe um Treppenauge mit Geländer, Treppen-Oberlicht;, im Flur rückseitig jeweils kleine Toiletten; Wandfeste Ausstattung bestehend aus Dielenböden in den Wohnräumen, Terrazzo- und schwarz-weißer Natursteinfliesenboden im Eingangsbereich EG, hohe profilierte Sockelleisten, teils Wandschränke oder -nischen im rückwärtigen Anbau; hist. Jugendstil-Rahmenfüllungstüren der Wohnräume aller Geschoss überwiegend mit profilierten Zargen vorhanden, im Dachgeschoss vereinfachte Ausführung mit Kassetten; in allen Vollgeschossen zweiflügelige Wohnungseingangstüre mit Segmentbogen und Teilverglasung, Stuck- und Hohlkehlendecken; rückseitig im EG und 1.OG zwei- und dreiflügelige Holzfenster mit Oberlicht und Beschlägen erhalten; im Treppenhaus umlaufende historische Prägetapete. Dachgeschoss straßenseitig mit Kammern ausgebaut, Dielenboden und einzelne hist. Rahmenfüllungstüren vorhanden. |
Begründung | Das Objekt ist bedeutend für die Geschichte des Menschen und für Städte und Siedlungen. Für seine Erhaltung und Nutzung liegen wissenschaftliche und städtebauliche Gründe vor.
Bedeutung für die Geschichte des Menschen und für Städte und Siedlungen:
Mit der einsetzenden Industrialisierung im 19. Jh. wuchs auch die Bevölkerung Aachens stark an, so dass die fortifikatorisch obsolet gewordenen Stadtmauern und Grabenanlagen geschliffen und neue, große Stadtviertel angelegt wurden. Das Wohnhaus Thomashofstraße 56 entstand in einer Zeit, als die Planung der Stadterweiterungsgebiete nahezu abgeschlossen und die Bebauung der Flächen außerhalb des Stadtmauerringes in vollem Gange war. Die ehem. Grabenringe und das angrenzende Rehm- und Steffensviertel waren bereits zu großen Teilen bebaut, während v.a. im Bereich nordöstlich der Jülicher Straße noch Straßenzüge bzw. Baublöcke errichtet und Baulücken bis zum 1. Weltkrieg geschlossen wurden.
Das Wohnhaus ist im Kontext der städtebaulichen Entwicklung bedeutend für Aachen. Es vermittelt aufgrund seiner stattlichen Kubatur und der in Historismus- und Jugendstilformen gehaltenen Fassade einen anschaulichen Eindruck von den damaligen Ansprüchen, die an ein Miethaus für bürgerliche Familien gestellt wurden. Dazu zählen auch die Raumstrukturen und die wandfeste Ausstattung im Geschmack der Zeit.
Ferner liegen für Erhalt und Nutzung vor:
Wissenschaftliche, insbesondere architekturhistorische und hauskundliche Gründe:
Das Wohnhaus Thomashofstraße 56 stellt ein authentisches Zeugnis für ein Wohngebäude der Zeit um kurz nach 1900 dar und ist damit ein wichtiges Zeugnis für die Architekturgeschichte und die zeitgenössische Wohnkultur. In der Architektur und insbesondere im Dekor der großzügigen Fassade und weiten Teilen der wandfesten Ausstattung zeigen sich zeittypische Stilprägungen v.a. des Jugendstils mit floralen und dekorativen Motiven. Die Konstruktion und Struktur des Gebäudes mit tragenden und Zwischenwänden, Preußischen Kappen- und Holzbalkendecken sowie die zentrale vertikale Erschließung über ein großzügiges Treppenhaus sind erhalten. Gleiches gilt für die Raumdisposition der Mietwohnungen, welche geschossweise angeordnet sind und aufgrund großzügiger Raumstrukturen, privaten Toiletten in den Wohnungen (statt im Treppenhaus) und Balkonanlagen für ein wohlhabendes Mietklientel ausgerichtet waren. Damit in Zusammenhang steht auch die noch erhaltene wandfeste Ausstattung der Erbauungszeit, zu der Stuckdekor, Hohkehlendecken, zahlreiche Türen im Jugendstil-Dekor, Fliesen-, Terrazzo- und Dielenböden samt zugehöriger Sockelleisten, Tapeten (im Treppenhaus) etc., welche in eindrücklicher Weise die Wohnverhältnisse der Zeit kurz nach 1900 und Geschmack und Anspruch seiner Bewohner widerspiegelt. Das Gebäude hat für die Entwicklung und Geschichte des Wohnungsbaus einen Wert als wissenschaftlich auswertbares architektonisches Zeugnis.
Städtebauliche Gründe:
Die Planungen für die Bebauung am nördlichen Rand des Steffensviertels, dem Gelände zwischen Jülicher Straße und Stadtpark, begannen erst Ende des 19. Jh. Während die Passstraße auf einer deutlich älteren Wegeverbindung fußt, wurden die heutige Robens-, Ungarn- und Thomashofstraße erst im letzten Viertel des 19. Jh. geplant und angelegt, die erste spärliche Bebauung begann etwa ab 1890 im unteren Bereich der Robensstraße. Der Stadtplan von 1910 zeigt dann eine bereits eine weitgehend geschlossene Blockrandbebauung westlich der Thomashofstraße mit den hier integrierten städtischen Institutionen Volksschule und Fröbel-Seminar. Die Bebauung der östlichen Seite der Thomashofstraße erfolgte erst einige Jahre später ab den 1920er Jahren, nur der nördliche Bereich am Übergang zur Passstraße bzw. um den Ungarnplatz ist 1910 bereits mit dem hier zur Rede stehenden Gebäude sowie den Nachbarhäusern bebaut. Von größeren Zerstörungen blieb das Viertel verschont, so dass die Blockrandbebauung zwischen Thomashof- und Robensstraße und entlang der nördlichen Passstraße nahezu vollständig erhalten geblieben und in ihrer Geschlossenheit weitgehend unter Denkmalschutz gestellt ist. Die erhaltene Bebauung stellt somit ein authentisches und nachvollziehbares Beispiel der städtebaulichen Struktur und Prägung um 1900 dar, insbesondere um den heutigen Ungarnplatz mit einheitlich historisch geprägten Gebäuden und ihren spannungsreichen Fassaden.
Die Voraussetzungen des § 2 Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Westfalen für die Eintragung in die Liste der geschützten Denkmäler sind daher erfüllt. |
Schutzumfang | Das Gebäude ist samt rückseitigem Anbau vollumfänglich außen und innen geschützt.
- Siehe Lageplan, der Bestandteil der Eintragung ist. ? |
© Copyright | Stadt Aachen |